Was es nicht gibt, nimmt man nicht
Von Doris Knecht
Man würde das Stoffsackerl nicht vergessen, wenn Plastiksackerln verboten wären
über den Gebrauch von Plastiksackerln
So schnell kann man gar nicht „nein danke, brauch ich nicht“ sagen, baumeln einem am Brunnen- oder einem anderen Markt schon zwei bis fünf Plastiksackerln an den Händen. Gemüse ohne Sackerl geht kaum, außer es ist ein Großgemüse; kleinteiliges wird im Sackerl zum Wiegen gereicht. Die zwei Brote stecken, weil man ganz kurz von den Baklava abgelenkt war, flugs auch in zwei Sackerln, die schon überreicht werden. Ein Sackerl für die Gewürze, eins für die Nüsse und kandierten Früchte. Fünf Sackerln, fünf Mal schlechtes Gewissen, weil man weiß: Jedes dieser Sackerl braucht jetzt 400 Jahre, um zu verrotten. Oder es muss, obwohl’s kaum benutzt wurde, wieder verbrannt werden. Oder es fliegt in der Gegend herum und bleibt in den Bäumen hängen. Oder es landet in den Mägen von Vögeln, Kühen, Schweinen, Fischen. Es ist nicht gut, das Sackerl, man weiß es, und trotzdem passiert es einem immer wieder, dass man es nimmt. Man passt kurz nicht auf, man will nicht kompliziert tun, das Einkaufen war nicht geplant, das Stoffsackerl ist schon voll, oder man hat es schlicht vergessen, als man aus dem Haus ging.
Und man weiß: Man würde das Stoffsackerl nicht vergessen, wenn Plastiksackerln verboten wären. Wenn es keine gäbe, in der Bäckerei und am Gemüsestand, im Super- und im Drogeriemarkt, im Haushaltswarenladen. Beziehungsweise: Es gäbe dann vermutlich andere, umweltfreundliche Sackerln, Papiertaschen vielleicht. Oder es würde noch etwas besseres erfunden: weil immer dann neue Dinge, innovative Materialien auf den Markt kommen, wenn es sie braucht, oder es die bisherigen nicht mehr gibt oder geben darf.
Die EU hat kürzlich beschlossen, den Sackerl-Verbrauch einzudämmen, wobei die Entscheidung bei den einzelnen Ländern liegt. Stark besteuern oder ganz verbieten, das ist die Frage, die sich auch Österreich endlich stellen wird müssen. Am besten ganz weg damit, denn es ist ganz einfach: Wenn es keine Nylonsackerln gibt, nimmt man keine Nylonsackerln; auch nicht irrtümlich.