Hirn, erlaub Urlaub!
Dass immer mehr Menschen nicht in der Lage sind, ihren Urlaub bei bester Gesundheit auszukosten, ist bedenklich. „Leisure Sickness“, die Freizeitkrankheit, ist die Folge einer schneller getakteten und digitaleren Arbeitswelt. Alleine an unserem Umgang mit dem Thema zeigt sich, dass etwas ziemlich falsch läuft: Krank im Urlaub zu sein, stufen wir ungeschaut als „den Klassiker“ ein.
Mehr noch, es impliziert: Hier ist ein Vielleister, auf den man sich im Job immer verlassen kann. Einer, der mit dem Krankwerden bis zu seinem Urlaub wartet. Bravo!
Die Österreicher haben pro Jahr 25 Urlaubstage – in Europa sind wir damit im oberen Mittelfeld. Spitzenreiter sind mit 30 gesetzlichen Urlaubstagen Finnland und Frankreich. Und trotzdem kommt gerade einmal die Hälfte von uns auch erholt zurück in den Job. Wenig verwunderlich, wird ein Viertel doch im Urlaub krank, 80 Prozent lesen und schreiben eMails, erledigen geschäftliche Anrufe. Einige sind so sehr auf Erreichbarkeit konditioniert, dass sie ein Phantom-Vibrieren auf ihrem Smartphone spüren.
Hirn, erlaub Urlaub!
In einen echten Urlaubsmodus zu kommen, wird immer seltener und dauert immer länger. Dass der Trend in Richtung Kurz-Urlaube geht, befeuert die Krank-im-Urlaub-Problematik zusätzlich. Eine finnische Manager-Studie sorgte vergangenen Herbst nämlich mit folgender Erkenntnis für Aufsehen: kürzere Urlaube seien mit einer höheren Sterblichkeit verknüpft. Bei Teilnehmern der Studie, die regelmäßig länger als drei Wochen urlaubten, war das Risiko geringer.
So attraktiv und gesund auch vier – oder mehr – Wochen am anderen Ende der Welt sein mögen, so schwierig sind sie in der realen Arbeitswelt durchzusetzen. Außerdem: ein Urlaub allein sei kein Allheilmittel für gestresste Beschäftigte, meinen Experten. Nur, wer Wege fände, Stress kontinuierlich in seinem Alltag zu reduzieren, beuge Krankheiten und Phänomenen, wie Leisure Sickness, vor.