Herbstgedichte, solche und solche
Von Niki Glattauer
Immer wenn der Herbst kommt, versuche ich mich zu dem Behufe des seelischen Ausgleichs an Herbstgedichten. Leider fällt mir von jenen, die ich als Schüler gelernt habe, schon seit Jahren keines mehr ein, dafür krieg ich das nicht aus dem Kopf, das einmal ein Schüler im Rahmen einer Kreativwoche für mich gedichtet hatte. Die vorgegebene Überschrift: Der Herbst. Darunter Patricks Dreizeiler: Mein liebster Lehrer Das Gegenteil von Ihnen wär er!
Ich damals zu Patrick:
- Patrick, okay, Botschaft angekommen, außerdem perfekter zweiter Konjunktiv, aber was habe ich mit dem Herbst zu tun?
- Na stehen Sie jedes Jahr im Herbst wieder da vorn oder nicht?
So viel, bei der Gelegenheit, zum „Welttag der Lehrerinnen und Lehrer“, der am vergangenen Donnerstag auch in Österreich landesweit feierlichst begangen wurde ;-).
Heute sind ja Herbstgedichte nicht mehr in Mode, aber glaubst du, deswegen wird weniger gedichtet? Mitnichten. Zum Beispiel verfasste Schüler Nico, 17, in unserer Literaturwerkstatt (Schwerpunkt: „Montagen, Rondelle und Avenidas“) folgenden Text, den seine engagierte Lehrerin inzwischen für den Literaturwettbewerb „Ohrenschmaus“ eingereicht hat (man beachte den echt starken Schlusssatz des Gedichts). Titel:
Kasperl wird Gemeinderat Ein echtes Kraftpaket! Der Teufel Zu Hause und im Urlaub Problemzonen Vizekanzler und Minister als Zellengenossen Wenig gezahlt. Wenig geschlafen. Viel zu erzählen Rollator-Frau soll bereits öfter zugeschlagen haben.
Jetzt ist das vielleicht noch kein Rilke, aber das waren die ersten lyrischen Versuche späterer Welt-Literaten auch nicht. Wie vor ziemlich genau einem Jahr bei Peter Pisa im KURIER zu lesen gewesen, stieg der große Peter Henisch mit folgendem Poem in seine Schriftstellerkarriere ein:
Auf der Wiese steht ein Blümlein Wenn der Wind geht wackelt es Okay, Henisch war damals fünf.niki.glattauer