Zwischen Evolution und Frankenstein
Von Laila Docekal
Wie weit darf der Mensch in seine eigene Entstehung eingreifen?
über Genmanipulation von Embryos
Vor rund 40 Jahren galt künstliche Befruchtung noch als abartiges Tabu. Der heilige Akt der natürlichen Befruchtung konnte unmöglich in einem Labor abgehandelt werden. Als am 25. Juli 1978 Louise Brown – das weltweit erste Baby nach einer künstlichen Befruchtung – in Großbritannien geboren wurde, erhielt die Familie unzählige, hasserfüllte Drohbriefe, Louise wurde als "Frankenbaby" abgestempelt.
Inzwischen verdanken weltweit Millionen Menschen ihr Leben der künstlichen Befruchtung. Alleine in Österreich wurden im Vorjahr mehr als 2400 Kinder auf diesem Weg gezeugt. Seit der Geburt von Louise Brown gab es etliche Fortschritte – heute können Embryos vor dem Einsetzen in die Gebärmutter auf ihre Gesundheit geprüft werden, ein Kind könnte theoretisch sogar bis zu drei genetische Eltern haben. Und immer wieder drängt sich die ethische Diskussion auf: Wie weit darf der Mensch in seine eigene Entstehung eingreifen? Diese Grenze wird ständig ein Stück nach hinten geschoben. Denn immer wieder tauchen neue Umstände auf, die eine Anpassung der Gesetze erfordern.
In Labors in den USA und in China experimentieren Forscher derzeit mit den Genen von Embryos, schneiden defekte Sequenzen aus – vorerst, um Krankheiten zu verhindern. Theoretisch steht die Menschheit damit vor ihrem nächsten evolutionären Sprung. In weniger als hundert Jahren könnten Erbkrankheiten ausgelöscht sein. Eltern suchen sich aus, wie ihr Kind aussieht, wie intelligent, wie empathisch oder ehrgeizig es ist. Und wenn ein Organ ausfällt, lässt es sich binnen kürzester Zeit nachzüchten, etwa in einem Schwein.
Das erinnert alles an Frankensteins Monster? Erzählen Sie das einmal Louise Brown.