Private Kindergärten sind verlässliche Partner
Der Personalmangel in der Elementarbildung ist eine der großen Herausforderungen unserer Zeit. Darin können und müssen wir der Aussage zweier Artikel, die am 8. Oktober 2022 im KURIER erschienen sind, beipflichten. Unter den Überschriften „Österreichs Kindergärten stehen vor dem Kollaps“ und „Missstände in Kindergärten: ‚Haben vergessen, dass das Kind Allergien hat‘“ wurden bestürzende Bilder von den Zuständen in privaten Kindergärten gezeichnet. Um nichts weniger bestürzt hat uns die Einseitigkeit der Berichterstattung: Fünf anonymisierte O-Töne von Elementarpädagoginnen vermitteln den Eindruck, private Kindergärten seien ein Ort zum Fürchten für Kinder, Eltern und Angestellte. In den Hintergrund rückt der Umstand, dass städtische Kindergärten letztlich um nichts weniger mit dem Fachkräftemangel und seinen Folgen zu kämpfen haben.
Einen Tiefpunkt bildet die haltlose Unterstellung, private Kindergartenbetreiber nähmen dem Kindeswohl abträgliche Zustände aus Geldgier in Kauf. Welches Ziel diese Art von Berichterstattung auch immer verfolgt – das Problem des Fachkräftemangels wird sie nicht lösen, sondern nur verschärfen. Immerhin 60 Prozent der Kindergärten in Wien werden privat geführt. Die Elementarpädagoginnen und -pädagogen, die dort täglich wertvollste Arbeit leisten, werden pauschal in schlechtes Licht gerückt. Das wird die Quote derer, die in den Beruf einsteigen und darin bleiben, kaum erhöhen. Journalistisch fairer wäre es, den Anliegen der privaten Kindergartenbetreiber ebenso großzügig Platz zu geben. Dass wir mit unseren Belangen hinter dem Berg hielten, wie der Artikel suggeriert, ist schlicht unwahr. KIWI – Kinder in Wien macht – gemeinsam mit den drei anderen großen privaten Kindergartenbetreibern in der Bundeshauptstadt – seit geraumer Zeit darauf aufmerksam, dass eine Verbesserung der Rahmenbedingungen in der Elementarbildung dringend notwendig ist. Kleinere Gruppen, mehr Personal, mehr Budget, eine Gleichstellung privater und städtischer Kindergärten und eine österreichweite Vereinheitlichung von Rahmenbedingungen – Dinge wie diese fordern wir als Teil der Träger*inneninitiative Elementare Bildung Wien von jeher. Der mangelnden Wertschätzung, im Artikel treffend das „Tanten-Problem“ genannt, halten wir das Bild des Kindergartens als vollwertige Bildungsinstitution entgegen, etwa im Rahmen der Social-Media-Kampagne #kindergartenbraucht. Was es letztlich braucht, sind echte Taten vonseiten des Bundes, des Landes bzw. der Stadt Wien und der Gemeinden. Zur Bildung und Vertiefung des entsprechenden Bewusstseins einerseits in der Öffentlichkeit und andererseits bei den politisch Verantwortlichen beizutragen, dies könnten nicht zuletzt Medien wie der KURIER leisten – sofern die Berichterstattung fair, objektiv und konstruktiv bleibt.
Christine Marek ist Vorstandsvorsitzende von KIWI.