Schnellschüsse schaden nicht nur der Bauwirtschaft
Die Debatte um die Förderung der Bauwirtschaft am Beispiel Eigenheim-Bonus zeigt, wie wenig planvoll vorgegangen wird. Es geht darum, die Baukonjunktur zu stärken und vor allem den Wohnungsmarkt anzukurbeln. Vorschläge wie der Eigenheim-Bonus, Mietpreisdeckel und staatliches Eingreifen bei Grundstücken sind ein Alarmzeichen. Es mangelt an der Durchsetzungskraft für Veränderungen, die tatsächlich nachhaltig wirken – stattdessen werden Wahlkampfgeschenke in den Raum gestellt.
Wir befinden uns derzeit in einer Zwickmühle zwischen KIM-Verordnung, stark gestiegenen Zinsen, Grundstückspreisen, die enorm zugelegt haben, und höheren Baupreisen. Ein Fallen der KIM-Verordnung ist ebenfalls, insbesondere aufgrund unseres Top-Ratings, nicht absehbar. Die Baupreise werden sich so schnell nicht verändern. Warum denn auch? Die Materialpreise haben zwar den Peak überschritten, aber das wurde durch enorm hohe Lohnsteigerungen ausgeglichen und die ohnehin knappen Margen können gar nicht kleiner werden.
Bei den Grundstückspreisen ist ebenfalls keine Preisminderung in Sicht. Allenfalls gehen sie ein bisschen nach unten, wenn unbedingt verkauft werden muss und nur bei wirklich schlechten Lagen. Gute Lagen werden eher teurer, da Grundstücke nicht vermehrbar sind. Daher sehe ich nur bei den Zinsen Licht am Horizont, eine Zinssenkung in den nächsten 12 bis 18 Monaten ist absehbar.
Die Wohnbauförderung für Personen, Familien und gemeinnützige Wohnbauvereinigungen hat schon in früheren Jahren das Bauen von Miet- und Eigentumswohnungen und Eigenheimen in ausreichendem Maße ermöglicht.
Wir brauchen langfristige Finanzierungen auf mindestens 20 bis 30 Jahre, mit einem gestützten Zinssatz von 1 Prozent bis maximal 2 Prozent. Der Grundstücksanteil sollte stehen bleiben und nicht getilgt werden müssen. Der Wert des Grundstücks wird jedenfalls steigen und dient als Sicherheit.
Leistbarer Wohnraum
Die Förderung der Zinskosten kann von Einkommensgrenzen der Personen abhängen und trifft so genau die Richtigen. Das gleiche gilt für gemeinnützige Wohnbaugesellschaften, die damit leistbaren Wohnraum schaffen. Ebenso für die Renovierung der bestehenden Gebäude. Wichtig ist: Wer eine solche Förderung bekommt, wäre aus der KIM-Verordnung auszunehmen, bzw. fällt in die Ausnahmeregel. Damit wären unsere Banken wieder handlungsfähig. Die Wohnbauförderung so umzusetzen wäre rasch möglich, trifft die Richtigen und kurbelt damit das Baugewerbe und das Baunebengewerbe unmittelbar an.
Wenn jetzt nicht vernünftig und rasch reagiert wird, produzieren wir eine nationale Wohnungsnot. Wohnungen und Eigenheime können nicht gekauft werden und daher weicht man in die Miete aus. Da auch Mietwohnungen, bzw. -häuser nicht genügend zur Verfügung stehen oder gebaut werden können, werden die Mieten extrem steigen. Greift man dann politisch ein, kommt überhaupt alles zum Erliegen.
Was wir brauchen, sind keine Wahlkampftöne, sondern rasche, zielgerichtete und professionelle Maßnahmen, über die Parteigrenzen hinaus.
Karl-Heinz Strauss ist Vorstandsvorsitzender des Baukonzerns PORR