Meinung/Gastkommentar

Drei Brüche im Bildungssystem

WKO-Präsident Mahrer fordert zu Recht den „bruchfreien Übergang vom Kindergarten zur Schule“. Derzeit behindern drei Brüche diesen Übergang – der institutionelle, der personelle und die Entwicklungssprünge, die Kinder etwa um das 6. Lebensjahr vollziehen.

Diese Probleme müssen und können gelöst werden, und zwar auf der Grundlage von außer Streit stehenden Fakten: Aufgrund der extrem unterschiedlichen Entwicklungsverläufe – Sechsjährige klaffen in ihrer Entwicklung bis zu 6(!) Jahre auseinander – braucht es ein „Bildungs-, Erziehungs- und Betreuungskontinuum“ vom 1. bis zum ca. 10. oder 12. Lebensjahr.

1) Zur Vermeidung des „personellen Bruchs“ braucht es eine vereinheitlichte PädagogInnenbildung für die Altersgruppe von einem bis ca. 12 Jahre. Aufgrund der Vielfalt steigt die Attraktivität der Berufsfelder „Kindergarten und Volksschule“. Dies wäre bei bester Durchführung eine wirksame Maßnahme gegen den drückenden Personalmangel.

2) Der institutionelle Bruch wird durch das den individuellen Entwicklungsverläufen folgende Hinübergleiten in die „Behutsame frühe Schule ab 3 bzw. 4 Jahren“ vermieden – es kommt zu keinem Personalwechsel. Dadurch gäbe es automatisch die Bundeszuständigkeit – einheitliche Qualitätsstandards und eine nachhaltige finanzielle Absicherung durch einen „Binnen-Finanzausgleich Kindergarten/Schule“. Dieses Modell wird etwa in Frankreich, Spanien und in Teilen Ostasiens praktiziert und auf hoher organisatorischer und pädagogischer Qualität gelebt. Woran hakt es in Österreich? Vermutlich werden diese bekannten Modelle zu wenig sachbezogen und in einer unnötig aggressiven Diktion debattiert.

3) Der durch Entwicklungssprünge entstehende „Bruch“ würde sich erst gar nicht manifestieren, da es den personellen und institutionellen Bruch nicht mehr gibt.

Die Verwirklichung? Derzeit stehen alle Fenster weit offen: Die von allen in Summe als misslungen erkannte PädagogInnenbildung wird derzeit neu gestaltet, und im Gesundheits- und Bildungsbereich wird massiv eine zeitgemäße Neuordnung der föderalen Aufgaben gefordert. Der von schulpraxiskundigen ExpertInnen aus der Zivilgesellschaft gemeinsam mit ExponentInnen der Parteien und der Sozialpartner seit 2014 entwickelte „Bildungs & Verwirklichungsplan für Österreich 2030“ zeigt Problemlösungen auf, die sich weltweit bewähren und die im gut überblickbaren Österreich zügig verwirklicht werden können – wenn künftig Bund, Länder und Kommunen jene „schulföderalen Aufgaben“ übernehmen, für die sie optimal prädestiniert sind.

Es ist, wie es Präsident Mahrer am Ende des Interviews im KURIER formuliert: „Der Plan liegt vor. Jetzt geht es nur noch um den Willen und um das TUN“.

Ernst Smole leitet das Int. Forum für Kunst, Bildung & Wissenschaft, koordiniert den Bildungs:Föderal & Verwirklichungsplan 2030