Meinung/Gastkommentar

Digitale Grundbildung tut not

Die IT-Branche sucht dringend Fachkräfte – 5.800 offene Stellen gibt es alleine in Wien, bis zu 28.000 IT-Fachkräfte fehlen der Wirtschaft österreichweit. Entsprechend gibt es verstärkte Anstrengungen, hier entgegenzuwirken und Nachwuchs genauso wie Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger anzusprechen. Es gibt schlichtweg zu wenig Menschen, die im IT-Umfeld tätig sind oder sich solche Tätigkeiten zutrauen.

Selbstverständlich benötigen IT-Fachkräfte eine entsprechende Qualifikation. Wege in die IT gibt es viele und Informationen über entsprechende Ausbildungswege gibt es neuerdings auch gebündelt auf einer digitalen Plattform. Die IT-Ausbildungsdatenbank, entstanden auf Initiative der Fachgruppe UBIT Wien der Wirtschaftskammer, umfasst derzeit rund 160 Ausbildungsstätten mit über 200 Ausbildungsmöglichkeiten. Junge Talente und/oder Umschulungswillige können so den passenden Weg in die Informationstechnik finden, der ihren Interessen und Fähigkeiten entspricht.

Denn fehlende IT-Qualifikationen können erworben bzw. ergänzt und nachgeholt werden. Und gesagt sei auch: IT-Fachkräfte müssen nicht zwangsläufig männlich und/oder deutschsprachig sein. Gerade in der IT öffnen sich für Frauen bzw. für Menschen mit Migrationshintergrund viele Chancen.

Digitalisierung und die Nachfrage nach IT-Fachkräften sind nicht auf eine einzige Branche oder ein Land beschränkt. So kommt es zu einem globalen Wettbewerb um Talente. Zudem sind bürokratische Hindernisse wie Visabeschränkungen und unterschiedliche Anerkennungsverfahren für ausländische Qualifikationen echte Stolpersteine auf dem Weg zur Rekrutierung internationaler Fachkräfte.

Wo liegt die Lösung? Ein wichtiger Schritt wäre eine enge Zusammenarbeit zwischen Bildungseinrichtungen, Unternehmen, Regierungen und der IT-Branche selbst. Denn – und das ist eine Forderung, die nur immer wieder betont werden kann – wir brauchen eine digitale Grundbildung für junge Menschen. Bereits in der Schule sollte man digitale Fähigkeiten erwerben und damit auch Vertrauen und Selbstbewusstsein in die eigene Technikkompetenz – das gilt für Mädchen wie für Burschen.

Unternehmen sollten verstärkt in die Aus- und Weiterbildung ihrer IT-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter investieren. IT-Interessierte wiederum sollten sich entsprechende Qualifikationen aneignen. Und beide Seiten brauchen mehr Transparenz und Information. IT-Ausbildungen werden österreichweit angeboten – von Bregenz bis Eisenstadt –, maßgeschneidert für verschiedenste Bereiche und Spezialisierungen.

Mein dringlicher Appell: Nutzen wir alle Ressourcen, um talentierte Menschen auf ihrem Weg in die Welt der IT zu unterstützen und die Branche zu stärken.

Rüdiger Linhart ist Sprecher der Berufsgruppe IT in der Wirtschaftskammer Wien