Meinung

"Nie war die Gelegenheit besser für Handel mit den USA"

Mit TTIP können die Vereinigten Staaten und Europa die Regeln machen.

Alexa Wesner
über das umstrittene Handelsabkommen

In Zeiten, in denen die US-Wirtschaft stetig wächst – fast zwölf Millionen neue Jobs in den Jahren seit der globalen Finanzkrise und eine Verdoppelung des Werts börsennotierter Unternehmen – erkennen österreichische Firmen, dass jetzt der beste Zeitpunkt für den Handel mit den USA ist.

Ich werde nächste Woche eine Delegation mit Repräsentanten österreichischer Unternehmen zum Select USA Summit nach Washington DC begleiten. Dort haben sie Gelegenheit, neue Investitionsmöglichkeiten in den Vereinigten Staaten auszuloten, sowie hochrangige Vertreter der US-Regierung und Wirtschaftsförderer aus ganz Amerika zu treffen.

Doch ein einziger Wirtschaftsgipfel ist nicht genug. Das 21. Jahrhundert ist durch Wettbewerb, Vernetzung und tägliche Veränderungen gekennzeichnet. Um erfolgreich zu sein, glauben viele österreichische Wirtschaftstreibende, ist das transatlantische Freihandelsabkommen entscheidend. Es werden dadurch unnötige Handels- und Investitionsschranken abgebaut, z. B. Zölle, bürokratische Hindernisse, Verzögerungen, und Unsicherheiten bezüglich Produktzulassungen, die derzeit noch zwischen der Wirtschaft und ihrem Markt stehen. Ein Abbau dieser Schranken ist ein vernünftiger Weg, um europäische Produkte einfacher für Kunden in den USA zugänglich zu machen, und umgekehrt.

"Wir sind die wirklichen Gewinner durch TTIP", sagt Berndt-Thomas Krafft, Geschäftsführer des Fachverbandes Maschinen und Metallwaren (FMMI) im KURIER-Interview, und weist darauf hin, dass 13 Prozent der Europa-Exporte in die USA auf den Maschinenbau entfielen. Walter Rothensteiner, Generaldirektor der Raiffeisen Zentralbank, meint, " TTIP soll Wachstum fördern und Kosten senken" – eine Ansicht, die auch Markus Beyrer, Generaldirektor des europäischen Industrie- und Unternehmerverbands, teilt. Er stellt fest: "Es werden Wachstum und Jobs geschaffen, es ist strategisch wichtig." Der ehemalige EU Kommissar für Landwirtschaft, Franz Fischler, erklärt: "Wenn die Bedingungen passen, wäre das für Europa der derzeit größte vorstellbare Wachstumsschub".

Hermann Schultes, Präsident der österreichischen Landwirtschaftskammer, betont: "Die Vereinbarung von Handelsspielregeln hilft kleinen Volkswirtschaften und mittleren Unternehmen und gibt Hoffnung auf neue Arbeitsplätze". FMMI-Obmann Christian Knill ist derselben Meinung: Wenn Zölle und doppelgleisige Prüfverfahren wegfallen, würde das vor allem den Klein- und Mittelbetrieben helfen. Ein Handelsabkommen zu verhandeln, ist nicht einfach, doch das bedeutet nicht, dass wir uns neuen Möglichkeiten verschließen, und im Abseits verharren sollen. Europa und die USA sollten es nicht Ländern wie China überlassen, die Regeln für Handel im 21. Jahrhundert zu gestalten. Wir haben die einmalige Gelegenheit, dass Arbeitnehmer, Konsumenten und Wirtschafstreibende in den USA und Europa regulatorischen Schutz nicht für neue Marktchancen opfern müssen.

Mit TTIP können die Vereinigten Staaten und Europa die Regeln machen. Setzen wir auf unser Engagement für ein starkes Arbeitsrecht, wirksamen Umweltschutz, sichere Lebensmittel auch für zukünftige Generationen, sowie für das Recht auf geistiges Eigentum. All das fördert den Unternehmergeist. Wir sollten diese Chance ergreifen, die sich uns bietet.