Ausgefuchst: Neymar ist gemacht für die große Bühne
Nach den gezeigten Leistungen und den Erwartungshaltungen ist Brasilien gegen Belgien der Schlager des bisherigen Turniers. Viele Augen werden dabei auf Neymar gerichtet sein, denn er ist bei dieser WM der Spieler, der am meisten polarisiert. Man macht sich lustig darüber, wie er fällt und wie er leidet. Man bewundert aber auch seine Tricks und seine Tore.
Verteidiger haben es natürlich besonders auf ihn abgesehen und bekämpfen ihn mit allen Mitteln. 23 Mal haben in den vier Spielen die Schiedsrichter auf Foul gegen Neymar entschieden. Wenn er so spektakulär zu Boden geht, sehe ich das auch ein bisschen als Vorsichtsmaßnahme von ihm. Er will damit den Schiedsrichter beeinflussen, noch aufmerksamer hinzuschauen. Vor allem auf versteckte Fouls, die man nicht einmal im Fernsehen so richtig mitbekommt.
Neymar will alle Augen auf sich gerichtet wissen. Er ist ein exzellenter Spieler, und es ist seine Chance, dass 2018 sein Jahr wird. Messi und Ronaldo sind schon früh von der großen Bühne abgetreten und werden wahrscheinlich nicht mehr bei einer WM spielen.
Und Neymar ist gemacht für die große Bühne – deshalb hat Paris ja auch eine Rekordsumme für seinen Wechsel an Barcelona gezahlt. Ich denke aber, dass man sich im modernen Fußball nicht nur auf einen Star verlassen kann, sondern als Team erfolgreich ist.
Belgiens Star-Kollektiv
Und das ist etwas, das Belgien gezeigt hat. Für mich tritt die belgische Mannschaft geschlossener und mehr als Einheit auf als in den letzten Jahren. Trotz vieler großartiger Fußballer mit Starpotenzial. Mit einer sehr routinierten Abwehr rund um Keeper Courtois und Abwehrchef Kompany und einer Handvoll Spielmacher à la De Bruyne, Hazard und Mertens sind sie ein wahrer Titelaspirant. Lukaku ist trotz seiner vier Tore noch nicht so in die Gänge gekommen. Allerdings arbeitet er sehr hart fürs Team und ist auf den gemeinsamen Erfolg fokussiert. Auch wenn er kein Tor schießt, bindet er doch zwei Abwehrspieler, was Raum für seine Mitspieler öffnet. Das hat man gegen Japan beim Siegestreffer auch ganz klar gesehen. Da hat er den Ball auf den freien Chadli durchgelassen.
Für mich ist auch Paul Pogba ein Star bei dieser WM. Einer der letzten, der noch bei der WM vertreten ist und die Lücke nach Messi und Ronaldo schließen kann. Wie Neymar polarisiert auch er die Fans – in seinem Fall vor allem in seiner Heimat. Denn in Frankreich war die Kritik in letzter Zeit enorm. Aufgrund seines Status und seiner Präsenz ist er natürlich ständig in den Medien vertreten. Aber er ist für die Franzosen enorm wichtig. So wie auch sein Teamkollege Antoine Griezmann. Der ist eine Waffe. Auch wenn nicht alles rund läuft, benötigt er nur eine Halbchance, um ein Tor zu machen – was den Franzosen mächtig Rückhalt gibt.
Kylian Mbappé hat für mich die Chance genutzt, bei seinem ersten großen Turnier in der Nationalmannschaft auf sich aufmerksam zu machen. Sein Spielstil hat Argentinien mächtig Probleme bereitet – und es wird für jede Defensive schwierig sein, ihn zu stoppen.
Christian Fuchs (32) war Teamkapitän und hat im Sommer 2016 nach 78 Spielen seine Teamkarriere beendet.sport