Auf dem Laufenden: Neymar macht sich das Leben schwer
Heute sind die Augen natürlich auf zwei Nationen gerichtet, die für viele Fans und Experten die großen Favoriten auf den Titel sind: Deutschland und Brasilien. Dabei haben sich beide Teams bisher im Turnier schwergetan, die Deutschen sogar noch schwerer als Brasilien. Der Sieg gegen Schweden kann durchaus wieder das typisch Deutsche in der Mannschaft hervorbringen, intern einen Schub geben und die Stimmung wieder heben. Die größte Last ist vorerst einmal weg, sie sind zurück im Rennen.
Ich gehe davon aus, dass die Deutschen Südkorea schlagen und den Aufstieg fixieren. Danach allerdings darf man gespannt sein. Als Gegner sollte man den Deutschen nicht so das Spiel überlassen, wie es die Schweden nach ihrer Führung gemacht haben. Die Deutschen präsentierten sich in der Defensive anfällig, das hätten sich die Schweden mehr zunutze machen müssen. Mexiko war da in der Auftaktpartie viel druckvoller, hat ab und zu bewusst Spieler vorne im Angriff stehen lassen, um dann besser die Konter zu fahren.
Alte Souveränität?
Im Achtelfinale wird der Gegner wohl nicht so passiv auftreten wie Schweden, da müssen die Deutschen mit mehr Widerstand rechnen. Umgekehrt aber könnten sie mit einen weiteren Sieg ihre alte Souveränität zurück gewinnen und in Folge ganz anders auftreten als bisher. Ich bleibe bei meiner Einschätzung und rechne weiterhin mit den Deutschen.
Auch bei Brasilien habe ich bisher diese Leichtigkeit vermisst, auch wenn sie gegen Costa Rica zu ihren Chancen gekommen sind. Sie waren nicht souverän, nicht so spielerisch, wie man es von ihnen gewohnt ist. Auch das Duell mit Serbien kann ein schwerer Gang werden, weil es für die Serben noch um etwas geht. Daher erwarte ich ein weiteres offenes Spiel, was die Weltmeisterschaft sowieso dermaßen spannend macht. Die meisten Partien sind enge Angelegenheiten, können fast immer in beiden Richtungen kippen. Brasilien sollte sich aber aufgrund der Qualität der Spieler durchsetzen. Allen voran natürlich Neymar.
Neymar im Fokus
Apropos Neymar, über den aktuell zu Recht extrem viel diskutiert wird. Einerseits möchte ich ihn ein wenig in Schutz nehmen, da er von den Gegnern schon besonders aggressiv attackiert wird. Sie wissen, dass er nur schwer zu stoppen ist, wenn er den Ball am Fuß hat. Neymar ist jederzeit in der Lage, zwei, drei Gegenspieler auszutanzen und somit Überzahl-Situationen zu kreieren. Das macht ihn so gefährlich. Umgekehrt aber macht er sich das Leben selbst sehr schwer und erhöht damit auch den Druck auf sich selbst. Das permanente Gestikulieren und das Reden mit dem Schiedsrichter sind einfach zu viel. Kein Wunder, dass dann einige Schiris genau auf Neymar achten, bevor sie pfeifen. Es sieht ohnehin jeder Fan, jeder Unparteiische, dass die Gegenspieler bei Neymar an die Grenze gehen. Er steht freilich im Fokus, aber der wird durch sein Verhalten zusätzlich schärfer. Einiges an seiner Situation hat er sich selbst zuzuschreiben. Und das ist schade.
Zlatko Junuzovic, 30, hat 55 Länderspiele für Österreich bestritten und ist kürzlich von Werder Bremen zu Meister Red Bull Salzburg gewechselt.