Meinung

Frauen in Führungspositionen: Unbeachtetes Potenzial

Neun Prozent: Das ist der Anteil der weiblichen Chefs in Österreichs börsennotierten Unternehmen. Österreich liegt damit im europäischen Vergleich an vorletzter Stelle, nur Luxemburg schneidet noch schlechter ab (6 %). Diese Meldung ist so unerfreulich wie alt: Seit vielen Jahren dümpelt der Wert hierzulande im einstelligen Bereich dahin, Veränderungen gibt es kaum.

Insgesamt sei das Reformtempo der Gleichstellung laut Weltbank auf ein 20-Jahres-Tief gesunken. Warum? Die Erklärungsmodelle reichen von „die Frauen wollen nicht“ bis zu „die Rahmenbedingungen stimmen nicht“. Auch die Pandemie hat Frauen verstärkt nach Hause verpflanzt. Ein Faktor ist auch, dass in wirtschaftlich schwierigen Zeiten die (männlichen) Ellbogen noch mehr ausgefahren werden, und Frauen dieses Spiel oft nicht mitspielen wollen.

Zudem: Wenn Minderheiten, in diesem Fall die Frauen, in einem Bereich keine kritische Größe darstellen, haben sie auch keine Durchsetzungskraft, können ihre Interessen nur schwer vertreten. Als kritische Größe wird gemeinhin ein Drittel angesehen – von dieser Frauenquote ist man in den Chefetagen weit entfernt. Das bringt Frauen um Einfluss und Gestaltungsraum, die Welt wurde – und wird weiterhin – von Männern gemacht. Und vergibt sich damit 50 Prozent des Potenzials.