Europa wird Trump noch dankbar sein
Von Michael Bachner
Die Strafzölle auf Stahl und Aluminium, die US-Präsident Donald Trump jetzt tatsächlich verhängt, schaden vor allem den Jobs daheim in den Staaten. Sein nationalistisches „America first“ wird angesichts europäischer Vergeltungsmaßnahmen leicht zu einem Bumerang für die US-Wirtschaft.
Treibt Trump den Konflikt auf die Spitze und bestraft mit dem Scheinargument, die nationale Sicherheit wäre gefährdet, auch europäische Autos, wird es aber auch für Deutschland und Österreich wirklich teuer und endgültig absurd. Er will ja so lange bei seiner Handelspolitik bleiben, bis kein Mercedes mehr über die Fifth Avenue in New York rollt, soll Trump gesagt haben. Man schüttelt nur noch den Kopf. Freier Welthandel war einmal, fair war er sowieso nie.
Eine positive Auswirkung könnte Trump jedoch haben. Die heillos zerstrittenen Europäer könnten dank des äußeren Feindes aus Amerika zumindest bei manchen Themen wieder zusammenfinden – und so Stärke zeigen. Das ist beim Atomabkommen mit dem Iran so und könnte auch bei einer selbstbewussten EU-Wirtschaftsaußenpolitik so sein, die sich nicht darin erschöpft, in Washington zu Kreuze zu kriechen.
Kleingeistige Zollerhöhungen für Jeans oder Whiskey aus den USA stören ihn kaum. Trump gegenüber muss Europa viel deutlicher werden. Man muss über die Milliarden-Investments europäischer Autokonzerne in den USA reden und die Zigtausend Jobs, die so geschaffen wurden. Europa könnte die Sanktionen gegen Russland überdenken und sich noch viel stärker auf den Märkten im Osten engagieren. Vielleicht klingelt es dann beim selbst ernannten „größten und besten“ Staatenlenker aller Zeiten.