Meinung

Ein schäbiges Trostpflaster

Weil am Ende selbst bei einem Prozesserfolg nicht mehr als eine Entschädigung herausschaut.

Ricardo Peyerl
über Belästigung von Frauen

Nach Einschätzung der Experten wird jede Frau ein Mal in ihrem Berufsleben sexuell belästigt. Also müssten Gerichte und Gleichbehandlungskommission eigentlich in entsprechenden Klagen ersticken. Tun sie aber nicht. Bei der Kommission wurden im Vorjahr sieben Anträge gezählt, bei Gerichten ist die Zahl der einschlägigen Akten ebenfalls überschaubar.

Warum sich der Ansturm in Grenzen hält? Weil die Verfahren zu lang dauern, nämlich bis zu 18 Monaten. Weil die Opfer in Beweisnotstand geraten. Weil die meisten Klagen abgewiesen bzw. mit einem oft faulen Vergleich aus der Welt geschafft werden. Weil am Ende selbst bei einem Prozesserfolg nicht mehr als eine Entschädigung herausschaut. Und die ist schäbig genug.

Eine Reinigungskraft wurde von einem Abteilungsleiter jahrelang sexuell belästigt und gedemütigt. Der von ihr angestrengte Prozess zog sich dreieinhalb Jahre, die geforderte Entschädigung von 5000 Euro erschien dem Gericht überhöht und wurde auf 2500 gedrückt. Noch Fragen?