Meinung

Ein Leben in eigener Zeitzone

„Ich wollte nur für ein Jahr kommen“, erzählte die Tschechin in Emirates-Flugbegleiterinnen-Uniform kürzlich. „Jetzt bin ich schon seit sechs Jahren dabei“, lächelt sie und zuckt, beinahe entschuldigend, mit den Schultern. Sie ist hängen geblieben. Dieser Job sei eben mehr, als Passagiere von einem Kontinent auf den nächsten zu begleiten. In diesem Job sehe sie die Welt.

Spricht man mit Menschen, die in der Fliegerei arbeiten, laufen die Gespräche aufs Gleiche hinaus: Fliegen fesselt.

Als Passagier – Außenstehender – hat man den Eindruck: das ist eine glamouröse Welt, Piloten und Crew sind zusammengeschweißt, bereisen gemeinsam den Globus, führen ein Leben über den Wolken in einer eigenen Zeitzone. Ein bisschen geheimnisvoll, immer noch sehr stolz.

Die Realität ist aber härter und spielt sich dort ab, wo die Einblicke des Passagiers enden. Wer im Cockpit sitzen will, hat eine knallharte Ausbildung hinter sich, hohe Schulden dafür abzuarbeiten und die Aussicht, ein Leben lang mit oft unregelmäßigen Arbeitszeiten unterwegs zu sein – Familie und Freunde zu Hause, auf dem Boden, zurücklassend.

Hotels muss man in diesem Job mögen und weil Airlines sparen, werden auch die so benedeiten Stehtage am Zielort reduziert. Hinzu kommt: Körper und Geist haben stets zu funktionieren – schließlich müssen unterschiedliche Zeitzonen, Schlaflosigkeit und Druck weggesteckt werden. Manche Piloten kommen auf drei Flüge an nur einem Tag, manche wiederum düsen 17 Stunden am Stück ans andere Ende der Welt.

Lohnend ist das allemal – Piloten werden zwar nicht mehr so wie früher, aber immer noch sehr gut bezahlt. Aber es gibt da noch mehr, warum sich der Job auszahlt, wie eine easyJet-Pilotin erzählt: „Ich habe an einem Tag zwei Sonnenuntergänge gesehen.“ Wen wundert es, dass man an so einem Arbeitsplatz gerne bleibt.