Ein Abschied ohne Gebrüll
Von Karin Leitner
Vorsichtl-und-Rücksichtl prägte Heinz Fischers Handeln
über Heinz Fischer
Morgen muss Heinz Fischer den Türschlüssel abgeben. Jenen zur Hofburg, in der er zwölf Jahre lang residiert hat. Anfangs war der Jurist als reiner Staatsnotar wahrgenommen worden, eher farblos, steif. Politisch hielt sich der einstige SPÖ-Spitzenpolitiker weitgehend zurück. Vorsichtl-und-Rücksichtl prägte sein Handeln. Die abwägende Geste mit den Händen symbolisierte das.
Das Ausgleichende behielt Fischer in der zweiten Bundespräsidentenperiode bei. Jüngst in der ORF-Pressestunde darauf angesprochen, sagte der 77-Jährige: Er sei nie einer gewesen, der auf den Tisch haut. Das würde weder seinem Rollenverständnis entsprechen, noch sei das sein Naturell.
Im Umgang wurde Fischer zusehends lockerer. Selbst bei Lenkern anderer Länder hakte er sich bei offiziellen Besuchen amikal ein. Dass ihn die Satiriker Grissemann und Stermann als "Bitte!-Danke!-Guten Morgen!"-Brüllenden parodierten, kreidete er ihnen nicht an. Fischer sah es pragmatisch: Das helfe, das Oberhaupt des Staates zu popularisieren.
Es war unübersehbar: Fischer empfand das – gut dotierte – Amt nicht als Bürde. Es hat ihn erfreut. Zum Abschied wird ihm nichts nachgeschrien. Es gibt ein leises: Servus!
karin.leitner@kurier.at