Die Kultur ist auf Sommer-Unfrische
Von Georg Leyrer
Unbeschwerte Sommerkultur? Das war einmal.
über die Lage bei Österreichs Sommerfestspielen
Zur Sommerfrische gehört ein bisschen Sommerkultur, ein Komöderl hier, ein Theaterklassiker da, zuweilen eine Breitwandoper(ette), und am Schluss hoffentlich ein Feuerwerk: Dafür steigen die Städter dieser Tage wieder ins Auto oder die Urlauber ins schöne G’wand. Es herrscht wahrlich kein Mangel an Kulturangeboten auf jedem Niveau. Das Publikum begegnet dem mit Neugier, Nachfrage und manchmal auch mit ein bisserl Nachsicht in Qualitätsfragen.
Der Boom der Sommerkultur ist ungebrochen. Es kursieren die Vorverkaufs- und die Aufführungsrekorde, die Erfolgsgeschichten der Intendanten und die dankbaren Worte der Bürgermeister für die umwegrentablen Kulturangebote. Bei gar nicht wenigen Festspielen darf man sich schon Monate vorher als Bittsteller fühlen, wenn man eine Karte kaufen will.
Doch so recht will es heuer noch nicht klappen mit der sommerlichen Unbeschwertheit: Fast schon könnte man die Freiluft- mit der regulären Saison verwechseln, zumindest in Hinsicht der aufbrechenden Problemstellen. Es geht ums Geld: St. Margarethen musste knapp vor der "Aida"-Premiere Insolvenz anmelden, für das nächste Jahr gibt es eine Auffanggesellschaft. In Bregenz fühlen sich die Festspiele vom Geldgeber Bund "skandalös" benachteiligt. Die Salzburger bekommen zwar ab 2015 mehr öffentliches Geld, reduzieren aber Angebot und Ticketanzahl. Um einiges leiser, aber doch deutlich vernimmt man einen ähnlichen Soundtrack an manchen kleineren Sommer-Spielorten.
Sommer, das ist eigentlich die Jahreszeit gewordene Gelegenheit, den Alltag hinter sich zu lassen. Doch leider hat ebendieser Alltag die Kultur heuer eingeholt.