Das Bundesheer und seine Miliz
Von Horst Mäder
Die „Zilk-Reformkommission“ hat empfohlen, alle Funktionen der Miliz auch für Frauen zu öffnen
über die Milizkomponente des Bundesheeres
Jede Armee muss für den worst-case, den maximalen Anfall von Gefahren, Vorsorge treffen. So auch das Bundesheer. Wenn gleichzeitig die Luftraumsicherung, der Objektschutz gegen Terroranschläge, der Assistenzeinsatz an der Grenze und bei extremen Katastrophen (Donauraum und südlich der Alpen)sowie Auslandseinsätze anfallen, dann reichen die präsenten Kräfte des Heeres nicht mehr aus. Dann muss die Miliz aufgeboten werden.
Wer und was das ist? Da sind alle Grundwehrdiener nach ihrer Grundwehrdienstzeit (derzeit sechs Monate), die für eine Einsatzfunktion eingeteilt worden sind. Dann sind sie Milizsoldaten.
Derzeit sind ca. 28.000 Mann organisiert. Von diesen ist für jedes Bundesland 1-2 Bataillone, Pionier-, ABC-Abwehr- und Sanitätseinheiten „strukturiert“. Der Rest steht für ergänzende Elemente und Verbände der vier aktiven Brigaden zur Verfügung.
Ohne Übungen keine Einsatzbereitschaft
Sinn macht diese Organisation nur, wenn die Elemente der Miliz (Züge, Kompanien und Bataillone) auch regelmäßig zusammenkommen und in ihren Einsatzfunktionen üben. Denn um einsatzfähig zu sein, müssen die Soldaten einander kennen und in den „Teams“ zusammenwirken können, wie im Sport z.B. eine Fußballmannschaft. Seit die Milizübungen – aus Geldmangel – unter Minister Platter abgeschafft worden sind, fehlen diese regelmäßigen Übungen.
Die „Zilk-Reformkommission“ hat sich auch mit dem Thema Miliz befasst und u.a. empfohlen „die Miliz zur Angleichung der Ausbildung an die Berufssoldaten und Berufssoldatinnen systematisch … für vordefinierte Einsatzfunktionen heranzubilden und durch erweiterte Ausbildungsinhalte sowohl auf Auslands- als auch Inlandsaufgaben vorzubereiten“. Das heißt, mehr und bessere Ausbildung, auf keinen Fall Abschaffung der Übungen.
Weitere Verwendungen
Die „Zilk-Reformkommission“ hat darüber hinaus empfohlen, alle Funktionen der Miliz auch für Frauen zu öffnen und nicht nur die Einbindung der Miliz zur Auffüllung der Präsenzorganisation vorzunehmen, sondern auch selbständige Milizstrukturen (kleine Verbände, wie sie in den Bundesländern bereits aufgestellt sind) zu schaffen. Die Miliz soll auch zur personellen Bedeckung der Auslandseinsätze herangezogen werden. Dies funktioniert seit jeher bestens. Eine Verfügbarkeit von Spezialisten soll in Expertenpools sowie im Bereich der zivilen-militärischen Zusammenarbeit organisiert werden. Gäbe es z.B. einen entsprechend großen Expertenpool mit Medizinern für Auslandseinsätze mit Jagdkommando-Erfahrung, würde eine freiwillige Entsendung dieser Experten derzeit keine Rolle spielen.