Die erste Fahrstunde
Von Annemarie Josef
„Ich möchte mir erst einmal anschauen, wie du fährst“, sagt Fahrlehrer Nicol Krouzek von der Fahrschule Rainer, „dann entscheiden wir, wie es weitergeht.“ Ich merke schon die ersten Meter mit dem VW Polo Diesel (70 PS): Es läuft, ich fahre mit einem Grinsen am Gürtel. Okay, es ist Sonntagvormittag, aber trotzdem, die Straße gehört mir! Die Analyse von Fahrlehrer Nicol nach zehn Minuten lautet dann auch: „Ich glaub, ich habe hier nichts zu tun.“
Das war natürlich völlig übertrieben (siehe unten „was nicht so gut klappte“), aber charmant. Der Experte für Wiedereinsteigerinnen weiß eben, was Mut macht.
Wir haben am Schluss der ersten Einheit insgesamt 40 Kilometer im Fahrschulauto zurückgelegt – und zwar genau die Strecken, die in mir Horrorvorstellungen ausgelöst hatten: der Gürtel, die Südosttangente, die Nordbrücke. Der Trick des Fahrlehrers: Er hat mich nicht gefragt oder vorgewarnt, sondern mich einfach hinnavigiert. Plötzlich waren da der Gürtel, die Südosttangente, die Nordbrücke. Was half? „Selbst wenn du tot umfällst, kann ich das Auto lenken“, sagte Nicol und deutete auf die Doppelpedale. Nur weil ich ein bisschen angeben will: Die hat er die ganze Fahrt über nicht gebraucht – und abgewürgt habe ich das Auto auch nicht.
Am Schluss der Fahrstunde freue ich mich schon auf das nächste Mal. Der Tag gibt mir einen Energie-Kick, wie ich es von meinem persönlichen Schnarchmonat Jänner gar nicht kenne. Jetzt werde ich Wien nochmals neu kennenlernen. Nämlich aus der Sicht des Fahrers.
Was nicht so gut klappte:
1. Das Gefühl für die Bremse fehlte. Zu ruckartig. So dass es den Fahrlehrer und mich immer wieder wie zwei Wackeldackel hin und herschüttelte, bevor wir zum Stehen kamen.
2. Und auch das Gefühl fürs Kuppeln war nicht optimal. „Probier bitte immer erst die Kupplung komplett durchzutreten, eine Sekunde zu warten und dann erst zu schalten.“ Das muss mir Nicol gefühlte zwanzig Mal sagen. Ob ich’s bis zum Schluss der ersten Fahrstunde umsetzen konnte? Ich habe mich zumindest bemüht ...
3. „Du bist zu schnell“, „hier solltest du die Geschwindigkeit halten“, „Hast du gesehen, wie schnell du fahren darfst?“ Fahrlehrer Nicol Krouzek bringt mir sehr geduldig bei, besser aufs Tempo zu achten. Ich stelle kleinlaut fest: Dort, wo ich achtzig fahren dürfte, würde ich am liebsten bei 70 bleiben, und dort, wo die Straße frei ist, fällt es mir schwer, das Tempo zu drosseln. Ich bin neugierig, wie das die nächsten Tage noch wird.