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Kiwis sind freundlich. Und weltfremd.

Als ich jene in Taupo betrat, fragte ich mich, warum Jugendherbergen eigentlich immer wie Behinderten-Kindergärten aussehen? Also wollte ich über Jugendherbergen schreiben. Aber erstens hätten da alle Kommentierer und -innen über Politische Korrektness doziert. Und zweitens habe ich tags darauf in Napier eine Jugendherberge betreten, die ohne rauschgiftsüchtige Rezeptionisten und Wasserfarben auskommt. Da werden jetzt auch alle schimpfen, aber trotzdem.

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Der Mann an Napiers YHA-Rezeption heißt Bob. Er sieht aus wie ein Bob: Weißer Vollbart, aber zu schütter und kurzgeschnitten für Santa, großväterliche Erscheinung, aber mehr Heimwerkertipp als Weihnachten. Und natürlich, das weiß der geneigte Leser bereits über die Kiwis (so nennen sich die Neuseeländer übrigens selber): Bob war wahnsinnig freundlich. Aber mit Tiefgang. Er beantwortete jede Frage mit zwei ausführenden Gliedsätzen, versuchte Problemstellungen tatsächlich zu lösen und plauderte. Weil sonst freundlich ja, plaudern nein, das scheint man hier in der Schule zu lernen.

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Mit Bob war das anders. Und bei folgendem Satz blieb ich hängen: "Wissen Sie, früher waren local calls bei uns gratis, aber seit einiger Zeit muss man für sie zahlen, wenn man von einem public phone telefoniert." Ich schaue verwundert, weil nona muss man fürs Telefonieren zahlen. Bob sieht mir meine Verwunderung an, sieht seine Bestürzung bestätigt und führt aus: "Für die ersten 15 Minuten einen Dollar (50 Eurocent) und dann 50 Cent (25 Eurocent) pro weiterer Minute." Ich schaue verwundert. Nicht, dass mir die Telefonanbieter-Klage hier neu wäre. Neuseeländer mögen die Telefongesellschaften nicht, weil die so arge Sachen machen wie Rechnungen stellen.

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Da gingen mir viele Treffen mit Kiwis durch den Kopf und irgendwie ergab das Puzzle plötzlich Sinn: Die einen Unser Land ist gar nicht so friedlich, wie viele meinen. Erst vor drei Monaten ist wieder ein Mord passiert passen zu den anderen Im vergangenen Jahr gab es fünf Autoeinbrüche in dieser Region. Früher war das nicht so. Und beide passen sie zu den Jugend trinkt plötzlich-Sagern und den Wir haben Arbeitslosigkeit-Sprüchen. Auf Parkplätzen steht das Schild Lock it or loose it! Bei uns verkettet jeder Volksschüler sein Fahrrad. Man könnte meinen, Neuseeland liegt so fernab der restlichen Welt, dass am Rand der Scheibe wenig von der moderner Zeit zu spüren ist.

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Im Bett liegend hörte ich später die Seelöwen vom Marineland rüberbrüllen. Da fiel mir wieder Bob ein: "Das Marineland musste zusperren, weil die letzten Delfine gestorben sind." Die seien zwar ohnehin doppelt so alt geworden wie im Meer, aber es ist halt trotzdem so traurig, dass Delfine sterben müssen. Wenn man mit Kiwis spricht, denkt man sich die Antwort manchmal nur: "Ist schon gut. Der Willi ist im Himmel. Und vielleicht bringt das Christkind einen neuen Hamster."p.s. Die Seelöwen haben mir einen Gusto gemacht, also bin ich tags darauf in das National Aquarium von Napier (der amtliche Marineland-Nachfolger) gegangen. Dort habe ich erfahren, dass man im großen Becken tauchen kann. Aber das ist eine andere Geschichte…

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Die Route bisher: Wien - Madrid (Spanien) - San José (Costa Rica) - Tortuguero - Puerto Viejo - Manzanillo - Vulkan Arenal - Monteverde - San Juan del Sur (Nicaragua) - Isla Ometepe - Granada - SOS Kinderdorf Santa Ana (El Salvador) - Quezaltenango (Guatemala) - Puerto Arista (Mexiko) - Oaxaca - Mexiko City - Lima (Peru) - Paracas - Nasca - Arequipa - Puno/Titicacasee - Isla Amantani - Cusco - Machu Picchu - Lima - Punta Arenas (Chile) - Tierra del Fuego, chilenischer Teil - Ushuaia (Argentinien) - Isla Carlos III. (Chile) - Puerto Natales - Torres del Paine - El Calafate (Argentinien) - Buenos Aires - Mendoza - Valparaiso (Chile) - Santiago de Chile - Auckland (Neuseeland) - Wellsford - Ngunguru - Tutukaka - Kawakawa - Paihia - Kaitaia - Cape Reinga - Matakohe - Tauchkurs in Tutukaka - Peninsula Coromandel - Auckland - Taupo - Napier - Wellington - Fähre auf die Südinsel - Picton - Takaka - Kaiteriteri - Punakaiki, nächstes Ziel: Christchurch.

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Schnäppchen dieser Tage: Rund um Takaka findet der geneigte Naturtourist zweimal besonders Sehenswürdiges, einersights die Pupu-Springs. Diese für die Maori heiligen Quellen sind die größten Australasiens, hier entspringt ein Fluss mitten auf dem Feld, ihr Wasser gilt als reinstes der Welt. Anderersights die Rawhiti Cave, Stalagtiten zum Abwinken. Beides Eintritts-frei, beides ganz ohne Nepp. Einfach so zum Vorbeischauen.Nepp dieser Tage: Das Goldschürfen bei Buller Gorge kostet zwar nur zwölf Dollar fünfzig (rund sieben Euro), aber ehrlich: Wer bei diesem Fluss inmitten einer Quadrillion Sandfliegen (oh ja, die sind furchtbar böse) die Nerven bewahrt, aus einem Plastikteller Gatsch zu schütteln, ohne dabei das eine Blättchen Glitzer zu verlieren, sollte einen Preis bekommen, statt einen zu zahlen.