Motivator
Von Jennifer Bendele
Situation 1: Sie haben es charmant versucht und wurden immer bestimmter. Ich hab mich zuerst taub gestellt, dann tot. Meine Hartnäckigkeit gab mir recht als ich mich wieder traute zu blinzeln. Da waren sie, eine Gruppe von 15 und im besten Business-Alter, im knietiefen Wasser, gaben sich die Hände und marschierten im Kreis - wie früher im Kindergarten. Das nennt man wohl Aquagymnastik, die Begeisterung der Teilnehmer hielt sich in Grenzen. Ich war froh, den Kampfbespaßern von der Animationstruppe einen Korb gegeben zu haben und wunderte mich gleichzeitig über die Bereitschaft der anderen, im Urlaub alles mitzumachen. Im Zivilleben sind einige von denen sicher Chefs. Wenn ich wüsste wo, könnte ich mit Erpresserfotos meine Urlaubskasse aufbessern, aber 40 Grad im Schatten senken die kriminelle Energie.
Situation 2: An meinem ersten Tag nach dem Urlaub auf dem Weg zum Arbeitsplatz sah ich etwas, von dem ich dachte, es gehört schon längst der Vergangenheit an: Keiler, die für Umweltvereine Mitglieder sammeln. Diesmal war die Zielgruppe etwas jünger - also alle, die so ausschauen, als hätten sie ein eigenes Konto. Frech stellen sich die Keiler in den Weg, strecken die Hand aus und verwickeln einen unaufgefordert in ein Gespräch. Und tatsächlich, die Jungen bleiben stehen, verziehen zwar das Gesicht, viele lassen sich dann doch zur Mitgleidschaft überreden. Irgendwie, so scheint mir, wird der Mensch leicht zu was gezwungen, auf das er keine Lust hat. Es zählt die Hartnäckigkeit der anderen. Deshalb haben solch erzwungene Sachen so einen schalen Beigeschmack. Ich freue mich auf meinen nächsten Urlaub, aber bin genauso froh, dass ich einen Beruf habe, bei dem ich niemanden zu irgendwas überreden muss. Und mich auch niemand antreiben muss, meine Sachen zu erledigen - das ist wohl der Unterschied zwischen Motivation und Animation. Und sollte es doch mal einen Hänger geben, weiß ich ja jetzt was zu tun ist: "Wir klatschen in die Hände und drehen uns im Kreis!"