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Gerhard Richter: 4 Glasscheiben

"Was, das da ist auch von Richter?" In der aktuellen mumok-Schau "Musée a vendre pour cause de faillité" ("Museum wegen Konkurs zu verkaufen", bis 18.5.) bestätigt sich wieder einmal, warum der 82-Jährige deutsche Malerstar einem Gerücht zufolge von Künstlerkollegen nicht besonders geschätzt wird: Richter, heißt es, habe den anderen zeitgenössischen Künstlern einfach schon alle guten Ideen weggemalt.

Die Arbeit "4 Glasscheiben" ist ein nüchtern-präzises Statement, wie man es von Richter zwar kennt, aufgrund seiner bekannten Gemälde aber nicht unbedingt erwartet: Vier rechteckige Glastafeln stehen da mitten im Raum, jedes ist in eine andere Schräglage gekippt. Ein Fenster? Ein Spiegel? Eine Staffelei? Der Punkt des Kunstwerkes liegt darin, dass jede Deutung möglich, aber keine zwingend ist; wie Richter selbst sagt, lassen die Tafeln "alles sehen, aber nichts begreifen".

Wie nebenbei dekliniert Richter in dem 1967 ersonnenen Werk alle gängigen Erwartungshaltungen an Bilder durch, um sie dann auch wieder zu enttäuschen. Wie nebenbei scheint er die konzeptuellen und minimalistischen Strömungen in der Kunstszene jener Zeit abzunicken, um sich dann - been there, done that - wieder seinem eigenen malerischen Universum zuzuwenden.

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Dieses Universum ist in der mumok-Schau gut präsent - die belgische Sammlung von Annick und Anton Herbert, die im Wiener Haus gastiert, stellt dabei jedoch eher die offensichtlich nüchtern-analytischen als die malerischen Tendenzen in Richters Werk in den Fokus; das Sammlerpaar interessierte sich schon früh für diese Bilder. Dass ein Richter-Gemälde wie das ebenfalls in der mumok-Schau gezeigte "1024 Farben in 4 Permutationen" (1973) heuteviele Millionen wertist, scheint die Belgier nicht wirklich zu interessieren.