Kenn ich von irgendwo
Von Doris Knecht
In "Californication", einer der aktuell besten und pointiertesten US-Fernsehserien, hat Hank Moody, ein einst erfolgreicher Schriftsteller in anhaltender Schaffenskrise, Sex mit einer jungen Frau, die ihn in einem Laden auf seinen Roman angesprochen hatte. Wie sich hernach herausstellt, hat er sich dabei strafbar gemacht: Denn die Frau ist erst 16 (und zudem die Tochter des neuen Lebensgefährten seiner Ex-Gattin). Moody verarbeitet das Erlebnis zu einer Novelle, die 16-Jährige (ein ziemlich cleveres Luder) fladert ihm das Manuskript, veröffentlicht es geringfügig verändert unter eigenem Namen und lässt sich fortan von den Feuilletons als literarisches Fräuleinwunder feiern. Kommt Ihnen bekannt vor. Mir auch; denn wieder einmal imitiert das Leben die Kunst, indem es andere Kunst imitiert hat. Oder besser: plagiiert. Ungefähr eine Woche hat es gedauert, bis aus der begabten deutschen Teenagerin Helene Hegemann, 17, ein vom Feuilleton des gesamten deutschsprachigen Raums gefeierter Literatur-Jungstar wurde. Nun muss sich der Ullstein-Verlag mit Plagiatsvorwürfen herumschlagen, denn im Unterschied zur TV-Vorlage gab das junge Genie im richtigen Leben recht zügig zu, dass es einige Teile seines Romans "Axolotl Roadkill" relativ eins zu eins aus dem Buch eines Berliner Bloggers übernommen hatte. Schade. Wäre schön gewesen. Ein Talent ist Hegemann trotzdem. Und sie hat ja recht, wenn sie sagt, dass etwas Derartiges wie Originalität in Wirklichkeit nicht existiert, schon gar nicht in der Kunst: Eine Künstlerin, ein Werk sind immer Produkte der Einflüsse, die auf sie wirken. Den Unterschied zwischen Zitat und Kopie wird Hegemann allerdings noch lernen müssen.