Raus aus der Durchschnittsfalle
Von Heinz Wagner
Eine Woche lang löst eine ganze Wiener KMS derzeit (Mitte Juni) den herkömmlichen Unterricht auf. Statt Deutsch, Mathe, Englisch und so weiter finden 13 Workshops statt. „Grenzenlos talentiert" lautet das engagierte Motto. Die schreibwütigen vertiefen sich ins Verfassen von eigenen Geschichten und Texten, Theaterbegeisterte arbeiten mit verschiedenen Formen von Text und (Rollen-)Spiel. Sangesfreudige geben sich ihrem Talent hin – bis zu Aufnahmen in einem kleinen Studio. In der Schulküche wird gerührt, gemixt, gekocht, gebacken...
Andere tanzen nach Herzenslust – und studieren mit einem jungen Typen, der selbst hart an seiner tänzerischen Performance arbeitet, Choreographien ein. Und wieder andere beschäftigen sich eine Woche mit der Frage, ob sie mutig sind, was Mut überhaupt heißen kann und wie Zivilcourage zu stärken wäre...
Die Schülerinnen und Schüler hatten sich selber je einen der 13 Workshops ausgesucht, widmeten sich also eine Woche lang ihren Stärken und vorlieben, ganz im Gegensatz zum „normalen" Schulalltag, wo sie oft dafür am meisten Energie und zeit aufwenden müssen, wo sie ihre schwächen haben.
Durchschnittsfalle
So gut und wichtig Standards sein mögen, ein wenig erinnert die Fixierung auf diese an die alte Fabel von der Tierschule. Ente, die supertolle Schwimmerin, muss sich im Fliegen, laufen und klettern üben, um die die Limits zu erreichen. Kann sich in diesen Fächern nicht wesentlich verbessern, verliert aber stattdessen ihre Spitzenklasse beim schwimmen und ist da auch nur mehr mittelmäßig...
„Der Hase begann als Klassenbester im Laufen. Aber er hatte bald einen Nervenzusammenbruch, weil er im Schwimmen nachzuholen hatte.Das Eichhörnchen zeichnete sich zunächst durch ausgezeichnete Leistungen im Kletternaus. Aber im Fliegen war es bald zu Tode frustriert, weil der Lehrer verlangte, den Flugjeweils vom Boden aus zu starten, statt von der Baumkrone. Wegen der dauernden Überanstrengung litt es bald an einer Herzerweiterung; im Klettern reichte es dann nurnoch für eine 3 und im Laufen für eine 2...." Und so weiter und so fort (da`s eine alte Fabel ist, gibt`s davon Dutzende Versionen)
Wär`s da nicht sinnvoll, von vornherein in jeder Schule mindestens so eine Woche einzuführen, in der die eigenen Stärken ausgelebt und gefördert werden, und wo sich die Schülerinnen und Schüler liebend gern auch sehr, sehr fordern ließen....?!
-
Hauptartikel
-
Kommentar