Der junge alte Mann und die Jugend
Von Heinz Wagner
Otto Tausig ist tot. Der vielleicht jüngste 89-Jährige war nicht nur ein genialer Schauspieler. Er war - bis zuletzt - ein engagierter Mensch. Die Galionsfigur eines genialen Schul-Jugend-Sozialprojekts. Seit vier Jahren organisiert jeweils ein Team der Maturaklasse der Tourismusschule in der Wiener Bergheidengasse ganztägig Essen, Trinken und Kultur im Veranstaltungssaals eines großen Wiener Hotels. Zuletzt zwei Mal für je 1000 Gäste. Die dabei - und durch Verkauf von Zeichnungen, Büchern usw. - im März dieses Jahres eingenommenen mehr als 30.000 Euro kamen einem von Tausigs Lieblingsprojekten des Entwicklungshilfeklubs zu Gute: Hunderte Kinder in einem indischen Steinbruch können mit diesem Geld schrittweise von dieser harten, ungesunden Arbeit befreit werden und die Schule besuchen - mit entsprechender Unterstützung für die betroffenen Familien.
Otto Tausig, der zu diesen Kulturveranstaltungen oft schon ziemlich krank und weh ankam, blühte auf, sobald er auf der Bühne stand. Da war er plötzlich um Jahrzehnte jünger. Funkelnde, wache Augen und eine kräftige Stimme. Und seine Persönlichkeit bewegte so manche Kollegen, sich ebenfalls - kostenlos - in den Dienst dieser Aktion(en) zu stellen. Otto Tausig kämpfte aber auch um andere Projekte - und einzelne Menschen. Er selbst überlebte die Judenverfolgung durch die Nazis nur, weil er mit einem Kindertransport nach England entkommen konnte. Deshalb gründete er im niederösterreichischen Hirtenberg das Laura-Gatner-Haus für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. In deinem Sinn, lieber Otto, volles Engagement für jene Projekte, die du initiiert hast!