Welt-Reise, Tag 62 - USA
Erfolgreich in the USA
Wir treffen Johannes Pohl zum Brunch in Williamsburg, jenem lebendigen Viertel in Brooklyn, das die Zeitgeist-Leute für angesagt erklärt haben, was die Mieten enorm in die Höhe getrieben hat. Pohl hat ausnahmsweise in New York zu tun. Er hat drüben in Denver eine Niederlassung für die Firma Komptech aufgebaut. Die erzeugt hochwertige Kompostieranlagen sowie Maschinen, mit denen Biomasse aufbereitet werden kann. Wir lernen in Williamsburg: Komptech hat seinen Sitz in Frohnleiten nördlich von Graz. Die Firma wurde vor 25 Jahren gegründet und beschäftigt heute 470 Mitarbeiter, weltweit, davon zehn in den USA. Pohl ist gerade dabei, seine Mission zu erfüllen: Der 39-jährige Manager aus Villach, der in Graz Technik und Wirtschaft studiert hat, hat innerhalb von nur vier Jahren das USA-Geschäft für seine Firma aufgebaut. Heute macht Komptech hier acht Millionen € Jahresumsatz - mit rund 200 Kunden. Vor allem landwirtschaftliche und Entsorgungsbetriebe kaufen die Anlagen aus der Steiermark, aber auch Gemeinden. Im August soll es dann so weit sein, da wird der Aufbauer einen funktionierenden Laden übergeben und zurück in die Zentrale nach Frohnleiten gehen.
The shot in the dark
Der Central Park bei Mitternacht, wo sich sogar der Kojak vor Angst in die Hos'n macht. Es lebe die vielleicht banalste Liedzeile von Wolfgang Ambros! Selbst tagsüber will sie in einem nicht aus dem Sinn gehen. So wie "the shot in the dark", von dem Johannes Pohl erzählt. Aus eigener leidvoller Erfahrung. Der Schuss im Dunkel des Wettbewerbs, hat ihm sein Anwalt erklärt, soll Firmenvertreter aus dem Ausland einschüchtern. Die werden von Kunden oder auch von Mitbewerbern gerne einmal mit Klage bedroht, um ihnen gleich einmal die Schneid' abzukaufen. Sein Anwalt hat ihm nach der Zustellung eines wenig höflich gehaltenen Schreibens dazu geraten, einmal abzuwarten. Was einem Österreicher nach der Erholung vom ersten Schock grundsätzlich eh liegt. Heute weiß Pohl: Nach einiger Zeit des Zuwartens löst sich die Klage oft in Nichts auf.
Reisen in die Zukunft
So wie sein geschätzter Kollege in Los Angeles muss auch Christian Kesberg viel Überzeugungsarbeit bei österreichischen Firmenvertretern leisten. Manch einer sagt ihm stolz, dass er jetzt in die USA exportieren möchte. Doch die USA gibt es in dieser Form gar nicht. Der Wirtschaftsdelegierte in New York erläutert: "Amerika ist ebenso wie die Europäische Union weder ein Land noch ein einheitlicher Markt. Es gibt daher auch nicht einen Vertriebspartner für die USA. Es gibt mehr als zwanzig verschiedene Partner, und die bedienen ganz unterschiedliche Märkte." Weiters ist zu warnen: "Der Markt ist sehr groß, aber auch saturiert. Es sind alle da." Wer nicht ein einzigartiges Produkt anbieten kann, muss ausreichend Geld in Marketing und Werbung investieren. Gerade da sieht Kesberg Defizite bei Firmen aus Österreich. "Wenn es nicht gelingt, den Amerikaner in zwei Minuten zu überzeugen, dass er mit deinem Produkt für sich einen Profit erzielen kann, hast du verloren." Der Wirtschaftsdelegierte sagt es nicht gern, aber er sagt es: "Manche Website hat hier auch schon für Heiterkeit gesorgt." Bei Übersetzern, Textern, Grafikern und bei lokalen Beratern zu sparen, käme am Ende teuer. In der Außenhandelsstelle versucht man indes, mit sogenannten "Zukunftsreisen" die Landsleute auf den Markt und die aktuellen Entwicklungen einzustimmen. Zudem werden regelmäßig Lebensmittel aus dem österreichischen Feinkostladen promotet. Sie sollen als Imageträger dienen. Die Idee dahinter: Wenn es stimmt, dass Liebe durch den Magen geht, dann ist zu hoffen, dass auch das Hirn des US-Einkäufers anspringt, dann, wenn er das nächste Mal ein Angebot von einer österreichischen Firma auf seinen Schreibtisch bekommt. Anfangs war diese Charmeoffensive ein mühsames Unterfangen, denn es gab nur wenig anzubieten. Inzwischen sieht Kesberg, ein Klagenfurter, der seit vier Jahren in New York arbeitet, vor allem österreichische Weine und Boutiqueprodukte (Essig, Öl, Senf, Schokolade) als absolut konkurrenzfähig. "Als wir begonnen haben, sind wir mit 15 Produkten dagestanden, heute sind es immerhin 200."
Kocht auch nur mit Wasser
Wie man ordentlich auf den Putz haut, das lebt zum Beispiel der Koch Kurt Gutenbrunner vor. Der kocht zwar auch nur mit Wasser, aber wenn man nach seinem Reden geht, dann bliebe zumindest in Amerika wenig Platz für einen Zweiten. Der 49-jährige Niederösterreicher aus Wallsee an der Donau ist bereits 1988 in New York angekommen. Seither hat er sich mit unterschiedlich ausgerichteten Lokalen einen Namen gemacht. Die da sind: Blaue Gans in der Duane Street, Wallse in der elften Straße, Cafe Sabarsky in der Fifth Avenue, Weinbar Upholstery in der Washington Street. Zuletzt hat er auch das Kommando im Cafe Kristall im Swarovski Cristallized Store in der Mercer Street übernommen. "Für uns ist es wichtig, dass wir uns als modernes, innovatives, kreatives und auch als erfolgorientiertes Land verkaufen", erklärt der Verkaufsprofi, der sich selbst für das beste Beispiel hält. "Es hilft nicht, immer die selben Klischees zu bedienen, die man hier zum Teil nicht einmal kennt." So könne er in seinen Lokalen nicht einfach rot-weiß-rote Servietten auflegen, und dann hoffen, dass ihm die Leute die Tür einrennen. Er habe viel mehr erfolgreich gezeigt, wie man mit einer gediegenen, kreativen Küche auf sich aufmerksam machen kann. Nur das Schnitzel und der Apfelstrudel in Reinkultur haben demnach Bestand. Diese geballte Tradition auf dem Teller will nicht einmal Kurt Gutenbrunner neu erfinden.
Dieser Blog erscheint redaktionell unabhängig in Kooperation mit der Außenwirtschaft Österreich der Wirtschaftskammer Österreich sowie mit dem Wirtschaftsministerium. Die Export-Offensive go-international soll österreichische Unternehmen zu geschäftlichen Aktivitäten im Ausland motivieren und dabei unterstützen.