Meinung/Blogs/In 80 Arbeitstagen um die Welt

Welt-Reise, Tag 60 - USA

Unser Hero

Ankunft am John-F.-Kennedy-Flughafen in New York. Und wer ist schon da? Ein Landsmann aus dem Burgenland. Und bitte, liebe Leserin, lieber Leser, haben Sie Verständnis, dass wir bei Österreichern wie Claus Kohlenberger nicht objektiv sein können. Weil sie die wahren Helden dieser Reise sind. Auf seiner Visitenkarte steht: Claus Kohlenberger - President. In Tadten im Seewinkel, einem 1300-Einwohner-Dorf, nahe der ungarischen Grenze, sind sie stolz auf ihn. Ihm mag das ja eher unangenehm sein. Aber sie haben gute Gründe, auf ihn stolz zu sein. Eigentlich wollte Claus Kohlenberger ein guter Mechaniker werden. So wie sein großes Vorbild, das ihn früh verlassen hat. "Noch am Totenbett hat mein Vater gesagt, dass er für mich alles vorbereitet hat." Gerne hätte er diesen letzten Willen erfüllt. Als fleißiger Handwerker. Doch es sollte anders kommen. Er ging dann auf die Handelsschule. Und nach dem Abschluss der Handelsschule hat er einen Job bei einem anderen Helden gefunden. Bei Rakesh Sardana. Der kam im Jahr 1975 nach Österreich, und hat hier praktisch bei Null begonnen. Hat sein erstes Geld als Straßen-Verkäufer vor dem Kaufhaus Gerngross verdient, hat sich Schritt für Schritt langsam hinaufgearbeitet, um dann auf dem Flughafen in Schwechat und in der Wiener Innenstadt ein kleines Imperium aufzubauen. Als Franchise-Partner bekannter Markenbetriebe. Derzeit verfügt er über fünfzig Outlets. Derzeit landen unsere beiden Helden auch den ganz großen Coup: Ausgerechnet im Mutterland des Shoppings haben sie entdeckt, dass es dort den Flughafen als modernes Shopping Center noch nicht gibt. Daher zeigen die beiden Zugereisten den Amis jetzt, wo der Bartel, bevor er abfliegt, den Most holt. Claus Kohlenberger sagt unnachahmlich trocken: "Auch der Amerikaner hat das Recht, bei uns etwas zu kaufen." Er ist der loyalste Mitarbeiter, den man sich nur vorstellen kann. Einen einzigen Tag hat er die Schule geschwänzt: "Und da wurde mir vor lauter schlechtem Gewissen wirklich schlecht." Er ist heute für 15 Outlets verantwortlich. Und einer der ersten Angestellten, die den Terminal 4 in der Früh betreten, und einer der letzten Angestellten, die am Abend nach Hause gehen. Der 34-jährige Singlemann, der für unser Dafürhalten auch eine gute Partie wäre, beklagt sich nicht: "Für mich ist diese Arbeit wie ein Hobby." Etliche internationale Marken hat er bereits von Downtown Manhattan auf den JFK lotsen können. Wahrscheinlich wäre er auch ein guter, ehrlicher Mechaniker geworden. Im Seewinkel. Doch so hat ihn das Leben nach New York gebracht. Und wer weiß, wohin es ihn noch bringen wird. Denn sein Chef hat soeben in Boston Fuß gefasst. Und selbst Texas scheint nicht mehr ganz aus der Welt. "Denen verkaufen wir dann Lassos und Cowboy-Stiefel", spricht der Schlingel aus dem Export-Experten. Immer wollte er arbeiten. Damit der Papa dort oben im Himmel stolz auf ihn sein kann. Und ganz nebenbei hat er auch seiner Mutter in Tadten viel Freude gemacht.

New York, New York

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Man kann Schanghai zur Metropole des 21. Jahrhunderts erklären. Man kann Asien schon heute auf der Überholspur bewundern. Und die EU und die USA gemeinsam untergehen sehen. Man kann in europäischen Städten deutlich mehr Facetten der Geschichte und der Kultur erkennen. Man kann den Amerikanern natürlich auch manches an den Kopf werfen, ihre aktuellen Kriege, ihre fehlende Sensibilität in sozialen Fragen, ihre leichtsinnige Verschwendung von natürlichen Ressourcen, ihre Bildungslücken, George Bush, ihre Superchristen, ihren Chauvinismus und noch einiges mehr. Doch eines kann man ihnen nicht nehmen. Ihr New York. Die große Stadt an der Ostküste, die immer noch Menschen aus aller Welt anzieht. Die ihnen interessante Jobs und ein abwechslungsreiches Leben verspricht. Ihr New York bleibt bis auf Weiteres die Hauptstadt der Kreativen und der Trendsetter. Vieles, was hier heute schon Standard ist, kommt übermorgen nach Österreich. Es zahlt sich also weiterhin aus, von Zeit zu Zeit auf einen Sprung vorbeizuschauen. Um zu sehen, was hier so läuft.

Mugrauer, Karl - no problem!

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Wenn einer in New York Mugrauer heißt, dann hat er ein technisches Problem. Mit seinem Namen, versteht sich. Der wird schon in Österreich öfters falsch geschrieben. Daher ist es ratsam, immer, auch beim Kauf eines neuen Mobiltelefons, seinen Führerschein vorzuweisen. Der freundliche Angestellte von T-Mobile in der 6th Avenue zieht die Plastikkarte mit den darauf gespeicherten Daten sogleich durch ein digitales Lesegerät. Und, schwuppdiwupp, hat er ihn auch schon auf seinem Bildschirm: M-u-g-r-a-u-e-r, K-a-r-l. Fehlerfrei. Einwandfrei. Samt Personaldaten. Dann geht alles super-schnell: Der Mugrauer-Karl tippt auf dem Pad für die Kunden seine Sozialversicherungsnummer ein (ja, so etwas gibt es auch in Amerika). Und seine E-Mail-Adresse. Der Mobil-Mann wählt sodann die Vertragsart aus. Schon kann der Mugrauer-Karl unterschreiben. Mit einem Stift, auf dem Pad. Und nach Hause gehen, mit einem neu aktivierten Mobiltelefon. Seine elektronische Anmeldung und Unterschrift hat gleich mehrere Vorteile: Sie dauert statt einer halben Stunde bei herkömmlicher Anmeldung nur fünf Minuten (mit dem so genannten "5MA", dem Fünf-Minuten-Aktivierungsprogramm). Sie spart also Zeit. Und sie spart Papier. Denn natürlich kann sich der Kunde den Vertrag als PDF-Datei nach Hause schicken lassen und dort ausdrucken. Er kann die Datei aber ebenso wie der Mobiltelefonanbieter auf seiner Festplatte ablegen. Die Papier-Einsparung ist beträchtlich: Jeden Tag werden in den Shops von T-Mobile in den USA 100.000 elektronische Unterschriften geleistet. Ohne dass dabei Papierkram anfällt. Karl Mugrauer arbeitet übrigens für xyzmo, seine Kollegen haben die elektronische Signatur entwickelt und verfeinert. Die Zentrale der Firma, deren spröden Namen man besser auch elektronisch einliest, befindet sich in Ansfelden bei Linz, gleich hinter der über Linz hinaus bekannten Autobahnraststelle. Abnehmer von xyzmo-Software gibt es inzwischen auf allen fünf Kontinenten. Die Inhaber haben früher für die Welser Stempel-Firma Trodat gearbeitet. Die ist mit ihren herkömmlichen Stempel heute noch auf Flughäfen und in den Ministerien dieser Welt gut unterwegs. Weil Behörden noch immer gerne Papier erzeugen.

So tickt Amerika!

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Der Inhalt ist nicht immer das Wichtigste. Entscheidend ist die Verpackung. Da kann sich der österreichische Ingenieur daheim noch so ins Zeug legen, um sein Produkt zu verbessern. Den Amerikaner interessiert das nicht. Der Amerikaner will nicht nur von der Werbung geblendet werden, er will auch schlicht und ergreifend wissen, was man ihm andreht. Der Amerikaner will auch nicht 15 Knöpfe an einem Gerät mit vielen verschiedenen Funktionen bedienen müssen. Es reicht ihm ein On-Off-Schalter. Dafür wünscht er sich auf alle Fälle einen Service-Mann in der Nähe, den er anrufen und beim Krawattl packen kann, wenn der Ein-Aus-Schalter spinnt. Der Amerikaner kann sich das leisten. Denn er lebt in einem gesättigten Markt. Wenn er nicht das bekommt, was er sich vorstellt, geht er zur Konkurrenz. Natürlich gibt es den Amerikaner in dieser Form nicht. Aber ungefähr so klingt es, wenn erfahrene österreichische Exporteure über ihre US-Kunden erzählen.

Dieser Blog erscheint redaktionell unabhängig in Kooperation mit der Außenwirtschaft Österreich der Wirtschaftskammer Österreich sowie mit dem Wirtschaftsministerium. Die Export-Offensive go-international soll österreichische Unternehmen zu geschäftlichen Aktivitäten im Ausland motivieren und dabei unterstützen.