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Welt-Reise, Tag 4 - Marokko

Honig im Hinterhof

Guten Morgen, Marrakesch! Die Lustenauer Künstlerin Imelda Wachter hat in der Altstadt eine kleine Pension eingerichtet. Riad Honey heißt sie. Traumhaft schön ist sie. Besonders beeindruckt der stilvoll renovierte Innenhof (im Arabischen "Riad" genannt). Hier konnten wir am lauen Vorabend noch ein Weilchen ausschnaufen, einen Tee trinken, die Ruhe als Kontrast zu den lautstarken Gassen draußen wahrnehmen und das wolkenfreie Himmelszelt betrachten. Auch die acht Gästezimmer wurden mit viel Fingerspitzengefühl eingerichtet. Kein Accessoire ist zu viel, auch keines zu wenig. Und heute, morgen, da wartet bereits ein gedeckter Tisch auf der sonnigen Terrasse, und dazu ein Rundum-Blick, der über die Dächer der Medina schweift. Wahrlich, hier ließe sich's leben! Frau Wachter lebt rund vier Monate pro Jahr in der Stadt mit dem wunderbaren Licht. Im Moment ist sie in Vorarlberg, erklären ihre freundlichen Angestellten. Doch spätestens, wenn die Hauptsaison wieder angeht, will sie wieder zurück sein. Wer kann ihr das verdenken!

Über den Tellerrand

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Vor dem Essen Händewaschen! Keine Selbstverständlichkeit in Österreich, mehr ein Habitus der Klugen, bei einem traditionellen Essen in Marokko hingegen ein Muss. (Dafür darf man hier auch ohne Genierer mit den Fingern essen, ohne dass einem die liebe Frau zu Hause schmerzvoll auf selbige klopft oder mit den Augen grollt.) Viel Neues lernt jeder Exporteur bei seiner Arbeit im Ausland. Nicht nur über das eigene Geschäft. Eine eigene Wissenschaft befasst sich in Zeiten der Globalisierung mit den zahllosen interkulturellen Unterschieden im zwischenmenschlichen Verhalten. Wer die Möglichkeit hat, über den eigenen Tellerrand zu blicken, dem fällt schnell auf, dass die Menschen anderswo auch gerne essen und auch gerne leben. Das beruhigt.

"Schau mir in die Augen, Kleines"

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Love-Story in Casablanca, ganz ohne Humphrey Bogart und Ingrid Bergmann: Anja und Abdeljalil haben sich in Hall in Tirol kennen gelernt. Und leben heute gemeinsam in Marokko. Während Anja derzeit zu Hause bei ihren Eltern auf die Geburt ihres zweiten Kindes wartet, hilft der sympathische Jung-Vater dem oststeirischen Zuchtrinder-Exporteur Karl Schalk beim Aufbau eines neuen Absatzmarktes in Marokko. Die Zeichen stehen gut, auch für das junge Paar. Inzwischen spricht Abdeljalil Ejjiad mehr Deutsch als Französisch. Denn er telefoniert täglich mit seiner Frau in Tirol und mit seinem Arbeitgeber in Eichkögl im Bezirk Feldbach. Die trächtigen Tiere werden per Lkw aus Österreich angeliefert. "Meine Aufgabe ist es unter anderem, sie in Tanger in Empfang zu nehmen." Die Export-Kühe werden in seiner ersten Heimat dringend benötigt. Denn es gibt in Nordafrika zu wenig Futtermittel, und damit auch zu wenig Milch.

Viel gerühmtes Marokko

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Wenn Manfred Schmid am Ende seines Arbeitstages aus dem Büro in Casablanca blickt, kann er ein weiterhin aufstrebendes Schwellenland wahrnehmen: "Es gibt ein klares Bekenntnis des marokkanischen Königs und der marokkanischen Regierung, dass die wirtschaftliche Entwicklung und auch die Infrastruktur weiter gefördert werden sollen." Der 41-jährige Landecker übersieht die Lage gut, er arbeitet im fünften Stock, ist auch schon seit sechs Jahren Handelsdelegierter in Marokko. Tatsächlich wird in den großen Städten und auch im Umland sehr viel gebaut. Die Autobahnen haben europäisches Niveau. Ihr Netz wird laufend erweitert. Derzeit läuft auch die Ausschreibung für einen Hochgeschwindigkeitszug von Tanger über Rabat nach Casablanca. Für Exporteure attraktiv ist laut Schmid außerdem: Die logistische Nähe zu Europa, die vergleichsweise gut ausgebaute Infrastruktur und die noch immer relativ günstigen Lohn- und Lohnnebenkosten. "Marokko ist deshalb auch für solche Industrien interessant, die in ihrem Tagesgeschäft schnell reagieren müssen." Im Gegensatz zu anderen nord- und westafrikanischen Staaten kann man im Königreich von Mohammed VI. von politischer Stabilität sprechen. Spruchreif ist aktuell der Bau eines 2000-Megawatt-Solarkraftwerks in der Nähe der südlichen Provinzstadt Ouarzazate. Auch einige österreichische Umwelt-Technologie-Firmen, darunter Lisec aus Hausmening bei Amstetten, haben bereits seriöses Interesse angemeldet. Die Glas- und Folienhersteller könnten extradünne Parabol-Spiegel anliefern, die erst am Standort aufgebogen werden können.

Dieser Blog erscheint redaktionell unabhängig in Kooperation mit der Außenwirtschaft Österreich der Wirtschaftskammer Österreich. Die Export-Offensive go-international soll österreichische Unternehmen zu geschäftlichen Aktivitäten im Ausland motivieren und dabei unterstützen.