Welt-Reise, Tag 3 - Marokko
Der Atlas zum Ausgleich
Lange sitzen sie manchmal auf Flughäfen und in Flugzeugen fest. Umso schöner: Die kleinen Freuden der Exporteure. Zum Beispiel eine Fahrt, zwischendurch, mit dem Allradwagen über die gut ausgebauten Neben- und Passstraßen des Atlas-Gebirges. Selbst mit einem betagten Mercedes aus den 1970er-Jahren ist die Überquerung des nordafrikanischen Bergmassivs grundsätzlich möglich. Bestechend ist auch die Infrastruktur entlang der Straßen: In jedem Dorf kann man einen Tee trinken, eine Kleinigkeit essen, Souvenirstücke kaufen oder auch ein Zimmer mieten. Und doch ist der Reisende hier noch einigermaßen weit vom Massentourismus entfernt.
Es ist angerichtet
Und immer wieder bemühen sich die Händler am Straßenrand um die Aufmerksamkeit der Vorbeikommenden. Ihr Angebot reicht von landesüblichem Kitsch über Fossilien, die keine Fossilien sind, bis hin zu Fossilien, die selbst ausgewiesenen Paläonthologen die Augen feucht werden lassen. Weiters im Angebot: Richtige Sandrosen, falsche Kristalle, echtes Arganöl, gepanschtes Arganöl, nicht zuletzt die klassischen Keramiktöpfe, in denen die Marokkaner eine Spezialität, die schmackhaften Tagines, garen.
Irdisches Paradies
Ankunft in Marrakesch, dessen helles Licht kaum jemanden gleichgültig lässt. Gregor Weiss steht in einer Seitengasse der Medina. Wo er einen Händler treffen möchte, der ihm spezielle Bronzebüsten aus dem Benin versprochen hat. Weiss arbeitet für die Wiener Firma "Anima", er ist der persönliche Vertreter von André Heller für dessen gleichnamiges Projekt. Der Weltbürger Heller hat Marrakesch schon vor einigen Jahren ausgewählt, um hier seinen Paradiesgarten zu errichten. Er möchte außerhalb der Stadt, auf dem Weg in Richtung Atlas-Gebirge eine Parklandschaft eröffnen, die den Besuchern in absehbarer Zeit Muße und ihm selbst nach eigener Aussage "eine Quelle der Kraft" bieten soll. Das Areal ist derzeit noch eine Baustelle. Das 7,5 Hektar große Schauspiel aus Kultur und Natur wächst im Moment langsam zusammen. Es ist in jedem Fall ein feiner Exportartikel, den die Österreicher in Marokko in die Welt setzen. Keine Oase darf für den Park gerodet werden, und auch die Architekten und Handwerker, die hier am Werk sind, werden laut Weiss und Heller "liebevoll als Verbündete" gesehen.
Rudl bei den Gauklern von Marrakesch
Rambazamba auf dem großen Marktplatz in Marrakesch, dem Djemaa El Fna. Nach Einbruch der Dunkelheit legt sich ein rauchiger Nebel über den weltberühmten Platz. Es ist der Nebel der Garküchen. Die nicht nur die Touristen nähren, sondern auch etliche Einheimische. Gaukler und Geschichtenerzähler zünden nebenan ein rhetorisches Feuerwerk nach dem anderen, die Gnaua-Musiker halten sich ebenfalls an die Tradition. Rar geworden auf dem blitzsauberen Steinboden sind indes die gift- und willenlosen Schlangen und deren geschäftstüchtige Beschwörer. Dafür gibt es geschmorte Schafszungen, Schnecken-Suppe und tote Kamelschädel, denen man einen Petersil' ins Maul gestopft hat. Bei so viel totem Getier kommt - Allah sei Dank - wenigstens niemand auf die wenig glorreiche Idee, aus unserem braven Rudl, dem inoffiziellen Schutzpatron dieser Reise und aller rot-weiß-roten Exporteure, Leberkäse zu machen.
Eine Gesellschaft in Bewegung
Zentimeterarbeit. Mit vollem Speed ziehen die Mopedfahrer durch die engen Gassen der Medina von Marrakesch. Touristen treten schnell zur Seite. Zwei junge Frauen lassen sich hingegen nicht aus ihrem Tritt bringen. Ein Bild mit Symbolkraft: Die marokkanische Gesellschaft ist ordentlich in Bewegung geraten. Die Marokkaner wirken moderner, liberaler als die meisten ihrer islamischen Brüder und Schwestern. Ein eindeutiger Beleg für diese These ist auch das neue Familienrecht: Seit einigen Jahren können sich Frauen scheiden lassen. Und es gibt auch schon die ersten Pionierinnen, die sich ihrer gewalttätigen bzw. einfältigen Gebieter entledigt haben.
Dieser Blog erscheint redaktionell unabhängig in Kooperation mit der Außenwirtschaft Österreich der Wirtschaftskammer Österreich. Die Export-Offensive go-international soll österreichische Unternehmen zu geschäftlichen Aktivitäten im Ausland motivieren und dabei unterstützen.