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Welt-Reise, Tag 2 - Marokko

Herzerfrischend

Dies ist eine reale Geschichte über Gastarbeit, vor allem über Gastfreundschaft: Bald nachdem sich Gertraud Völkl, Eigentümerin eines gleichnamigen Reformhauses auf der Landstraßer Hauptstraße in Wien 3, dazu entschieden hatte, keinen Infarkt zu erleiden, öffnete ihr die Familie Laachir ihr Haus. Ihre Garage. Und ihre Herzen. Das war vor sechs Jahren. "Ich wurde hier wie eine Tochter aufgenommen", erinnert sich Völkl. Im Süden Marokkos nahm sich die viel beschäftigte Unternehmerin eine Aus-Zeit. Im Rosental im Großraum Ouarzazate, eine knappe Flug- oder sechs Allrad-Auto-Stunden südlich von Casablanca, half sie den Laachirs bei der Rosenernte - und sich selbst, wieder zur Ruhe zu kommen. In der Ruhe liegt die Kraft, heißt es. Doch Gertraud Völkl, heute 55, ist keine, die sich lange ausruhen kann. Bald kam sie neben den Rosen mit einem Öl in Berührung, das ihre Gastfamilie als "das schwarze Gold Marokkos" bezeichnete. Es treibt keine Benzinmotoren an - so wie die Öle in den anderen Ländern der arabischen Liga. Doch es mundet auf Salaten, und soll in Cremen auch der Haut fein tun. Angeblich hat das Arganöl auch mehrere Heilwirkungen. Ideal also für jedes Reformhaus!

Selten wie die Trüffel

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Die Gastarbeiterin schaltete schnell. Gründete mit Youssef, dem ältesten Sohn im Hause Laachir, eine eigene Firma. Kaufte bald in Deutschland eine Ölpresse und spornte Youssef und dessen Geschwister an, sich mit der Ölförderung vertraut zu machen. Die Arganfrucht wächst nur im Süden Marokkos. Sonst nirgendwo auf der Welt. In einem Biosphärenreservat im Hinterland der Küstenstadt Agadir. Das Öl wird wegen seiner Seltenheit auch mit der Trüffel verglichen. Pro Jahr werden davon nur elf Millionen Liter gewonnen (zum Vergleich: beim Olivenöl sind es 2,4 Milliarden Liter). Feinschmecker und Gesundheitsbewusste zahlen in Wien für einen Liter bis zu 100 €, manchmal auch mehr. Arganöl hat laut Völkl verschiedene Vorzüge: Es wirkt antioxidativ, desinfizierend, gibt Feuchtigkeit, fördert die Durchblutung, verjüngt die Zellen, stärkt die Abwehrkräfte. Die Heilwirkungen werden vor allem auf den hohen Gehalt an Vitamin E (Tokopherol) zurückgeführt. Außerdem wurden Querzetine und Myriezentine nachgewiesen, die Pilze und Bakterien abtöten.

Sanfte Klopfzeichen

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Die Kerne müssen von der Frucht getrennt und dann sanft aufgeklopft werden. Heute arbeiten mehr als 30 Klopferinnen für die Österreicherin, alle aus dem selben Dorf. Sie können gemeinsam oder auch bei sich zu Hause arbeiten. Es gibt keinen Akkord, jede kann ihr Tempo selbst bestimmen. Entlohnt wird nicht in Naturalien, sondern in der Landeswährung (Dirham). Die Frauen tragen damit kein zusätzliches Risiko, wie anderswo, wo sie das Öl anschließend selbst verkaufen müssen, sie heben direkt das Familieneinkommen. Nach dem Aufklopfen werden die Samen der Arganfrucht in einer nahe gelegenen Garage zu biologisch zertifiziertem Öl gepresst - und dann in Kanistern nach Österreich, Deutschland, Frankreich und Italien exportiert. Unterm Strich sind alle Sieger: Gertraud Völkl bekam keinen Herzinfarkt, dafür ein Projekt, das ihr sehr am Herzen liegt. Und die Familie Laachir eine neue Perspektive. Ihr Sohn Youssef arbeitet seit 2004 in Österreich. Er hat Deutsch gelernt, hat sich auch im Reformhaus auf der Landstraßer Hauptstraße gut integriert.

Tempowechsel

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Der Garagenbetrieb von Gertraud Völkl befindet sich in der nicht allzu großen Ortschaft Kelaâ M'Gouna. Dort wird regelmäßig ein Markt abgehalten. Wird auch das Klischee, das wir von Marokko haben, weiterhin ausreichend bedient. Doch selbst in entlegenen Orten südlich des Atlasgebirges ist die Zeit nicht stehen geblieben. Trifft die klassische Fortbewegung auf moderne Verkehrsmittel. Die beiden Buben und ihr Maultier reißt es jedenfalls ordentlich aus ihrer Ruhe, als sie der freundliche Herr in ihrem Rücken spaßhalber anhupt. Bald werden wohl auch die beiden Easy Rider auf einen Kraftwagen umsteigen. Um damit in die großen Städte des Nordens zu fahren und sich selbst eine völlig neue Perspektive zu erarbeiten.

Mehr als 1000 Nächte

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Marokko ist noch immer eine Reisedestination, die auch von österreichischer Seite viel zu wenig beleuchtet wird. Dabei hat das Land zwischen Mittelmeer, Atlantik und Sahara viel zu bieten: Selbst im Dezember braucht man keine dicke Winterjacke anzuziehen. Gut ausgebaute Straßen führen zu den Sehenswürdigkeiten wie zum Beispiel die phänomenale Kasbah in Ourazazate. Marokko ist zudem ein einigermaßen sicheres Land. Frauen können, wie die Aufnahme zeigt, auch abends alleine auf die Straße gehen.

Dieser Blog erscheint redaktionell unabhängig in Kooperation mit der Außenwirtschaft Österreich der Wirtschaftskammer Österreich. Die Export-Offensive go-international soll österreichische Unternehmen zu geschäftlichen Aktivitäten im Ausland motivieren und dabei unterstützen.