Welt-Reise, Tag 17 - Türkei
Die Star-Architektin
Brigitte Weber architects. Der Name ihres Büros bürgt in Istanbul für Qualität. Die 46-jährige Vorarlbergerin ist im Moment eine der erfolgreichsten Österreicherinnen, ohne dass dies ihren Landsleuten bisher aufgefallen wäre. Seit sechs Jahren plant und betreut sie mit ihrem zehnköpfigen Team den Bau der beiden Trump Tower, weithin sichtbare Markierungspunkte der modernen Stadtentwicklung. Die beiden Mega-Türme (mit insgesamt 260.000 m² Büro-, Wohn-, Einkaufs- und Parkfläche) im alten Stadtteil Mecidiyeköy sind auch schon so gut wie fertig gebaut. "Die Wohnungen und Büros werden bereits verkauft", erklärt die Architektin, die sich gerne Zeit nimmt, um durch ihren repräsentativen Neubau zu führen. Er ist für sie ein Erfolg auf der ganzen Linie. Schon arbeitet sie an einem weiteren Groß-Projekt, in der Hauptstadt Ankara. Weber ist in Sulz bei Feldkirch aufgewachsen. Via Innsbruck hat es sie nach Wien zum Studium an der Technischen Universität in Wien geführt. In Istanbul lebt und plant sie seit mittlerweile 15 Jahren. Ein Freund hat sie an den Bosporus gelotst, sie selbst hat sich dann mit viel Arbeit und Zielstrebigkeit die Türen zu den vornehmsten und einflussreichsten Familien des Landes geöffnet. Diskret wie diese Familien ihre Holdings führen, haben sie die Vorarlbergerin auch von einem Projekt zum nächsten weiter empfohlen. Es ist das erste Interview, das die in der Türkei sehr gefragte Architektin einer österreichischen Tageszeitung gewährt. Dabei zeigt Weber keineswegs Allüren. Sie hatte nur bisher kaum Zeit, um auf sich in Österreich aufmerksam zu machen. Wer hartnäckig genug bleibt, hört am Ende des Gesprächs auch: "Natürlich wäre es ein Wahnsinn, einmal in Wien etwas zu bauen."
Suppen sind sein Leben
Kaufleute, Kreative, Lehrer, Schriftsteller, Musiker, Maler. Das Goldene Horn hat viele Österreicher angezogen, und einige Wenige nicht mehr losgelassen. Franz Schneider zum Beispiel. Der Diplomkaufmann aus Wien kam vor 32 Jahren nach Istanbul, als ein Vorbote der Firma Knorr, um den Türken den Suppenwürfel und die Packerlsuppe schmackhaft zu machen. Ein Blick in die Regale der Lebensmittelläden beweist: Der Suppen-Franz hat hier ganze Arbeit geleistet. Mit 55, also vor zehn Jahren, ging Schneider, der mit einer Türkin verheiratet ist, in Pension. Um es dort aber nicht sehr lange auszuhalten, wie er erzählt. "Ich war gerade im Swimming Pool, da hat mich wer angerufen und gesagt, der Herr Ülker möchte mich sprechen." Ülker ist eine Nummer 1 in der Türkei. Die Firma produziert alle Lebensmittel, die man sich nur vorstellen kann. Inzwischen auch Suppenwürfel und Packerlsuppen. 116 Millionen Packerln pro Jahr. Nicht zuletzt, weil Schneider sein reichhaltiges Wissen dem Platzhirschen zur Verfügung stellt. Er zuckt mit den Schultern: "Was soll i machen? Suppen sind mein Leben." Ehrensache: Wenn Sie es den Türken bitte nicht weitersagen möchten, verraten wir Ihnen hier noch eine kleine Indiskretion: Der Suppen-Super-Mann gibt zu, dass er zu Hause keine Packerlsuppen zu sich nimmt. Seine Frau ist Türkin, sie ist schon bei der Wahl ihres Partners keinen Kompromiss eingegangen. Und sie verfährt auch in der Küche nach dem selben Prinzip.
Istanbul ist nicht Bukarest
Der Gewürzmischer Kotanyi hat es vorexerziert: Man hat sich den Markteintritt in der Türkei gut überlegt; man hat dann lange einen Handelsvertreter gesucht; und man hat sich auch darauf eingestellt, dass man sich am Goldenen Horn nicht sofort eine goldene Nase verdienen wird. Dennoch hatte man schon nach zwei Jahren mehr Nachfrage als einem lieb war. Marco Garcia, seit 2007 Österreichs Handelsdelegierter in der Boom-Stadt am Bosporus, zitiert in seinen Vorträgen gerne dieses Beispiel. Zeigt es doch deutlich, dass man die Türkei nicht einfach vom Büro in Bukarest erobern kann. Die Zurückhaltung etlicher österreichischer Exportleiter versteht Garcia nicht: "Wer mir sagt, dass er im Moment noch mit Rumänien beschäftigt ist, dem muss ich sagen, dass er die Dimensionen nicht sieht. Alleine der Wirtschaftsraum Istanbul ist wirtschaftlich so stark wie ganz Rumänien." Wichtig ist Garcia auch der Hinweis, dass der Umgang in der Türkei ein anderer ist als der in Osteuropa gewohnte: "Korruption ist hier praktisch kein Thema. Einstellen sollte man sich auch darauf, dass der türkische Partner meist an einer amerikanischen Universität studiert hat." Vorsicht sei hingegen bei selbsternannten Beratern geboten, die mit ihren Kontakten in Istanbul prahlen, doch in Wirklichkeit bei allen wirklich wichtigen Stellen durchfallen.
Fisch to go
Business as usual an der Schiff-Anlagestelle in Eminönü: Wer auf dem Weg von Europa nach Asien ist, oder auch umgekehrt, raucht am Goldenen Horn noch schnell ein Zigaretterl. Oder schaut gespannt ins Meer. Oder kauft sich einen Fisch in der Semmel. Das Heer der Angestellten auf den hell beleuchteten Kuppelbooten hat alle Hände voll zu tun, um den Bestellungen nachzukommen. In einer Minute gehen von den drei am Kai vertauten, heftig schaukelnden Booten bis zu dreißig Fisch-Semmeln an Land. Fisch to go - in Reinkultur. Istanbul ist groß. Und Istanbul hat Appetit. Ein interessanter Markt, auch für österreichische Firmen. Hier gibt es, wie gesagt, gleich mehrere Millionen hungrige Konsumenten.
Dieser Blog erscheint redaktionell unabhängig in Kooperation mit der Außenwirtschaft Österreich der Wirtschaftskammer Österreich sowie mit dem Wirtschaftsministerium. Die Export-Offensive go-international soll österreichische Unternehmen zu geschäftlichen Aktivitäten im Ausland motivieren und dabei unterstützen.