Hofer reißt die Fenster raus
Von Stefan Hofer
Mittwoch, neun Uhr. Es klingelt. Ich erwarte keinen Besuch. Vielleicht Nachbar K., der Notizen zu meinem jüngsten Blogeintrag (siehe hier) im Papiercontainer gefunden hat und eine Gegendarstellung fordert? Wie unvorsichtig von mir.
Aber nein, vor der Tür steht ein Handwerker - einen Winkelschleifer in der rechten Hand, eine Bohrmaschine in der linken -, der mir in brüchigem Deutsch ein freundliches "Hallo, ich tausche Fenster aus" entgegenschmettert.
Nein, ich habe den Termin nicht vergessen. Es gab gar keinen.
Zugegeben, ich wusste von meinen Wohnungsbesitzer, dass irgendwann in diesem Sommer alle Fenster des gründerzeitlichen Hauses getauscht werden sollten. Seit gut drei Wochen wird die Fassade saniert, die (alten) Fenster zur Straße wurden noch mit einer Folie abgedichtet, um sie vor herabfallendem Putz zu schützen. Als die Hitzewelle der vergangenen Woche mit bis zu 34 Grad in Wien ihren vorläufigen Höhepunkt erreichte, war Lüften dadurch nicht möglich. Biosauna nix dagegen.
Aber dass irgendwann "Mittwoch" heißt, darüber hat die Baufirma weder den Besitzer noch mich als Mieter informiert – wozu sie laut Hausverwaltung verpflichtet gewesen wäre. Zoran, der verschwitzte Arbeiter mit Brille und Blaumann, bemerkt meinen Schock und beruhigt: "Haben Sie nicht gewusst? Kein Problem, habe in meinem Leben schon 1000 Fenster getauscht!"
Na, dann soll es auf die fünf Fenster in meiner Wohnung auch nicht darauf ankommen.
Energiearmut
So charmant es sich in einem gut erhaltenen Wiener Altbau wohnen lässt, so zäh kann es im Winter sein, wenn die Kälte durch die undichten Fenster kriecht, der Zähler rattert und die Heizkosten explodieren.
Ich darf mich mit den neuen Fenstern glücklich schätzen. Doch rund 300.000 Menschen in Österreich können laut Arbeiterkammer ihre Wohnung nicht angemessen heizen und wissen nicht, wie sie ihre Stromrechnung bezahlen sollen. Hauptursachen: Stagnierende Reallöhne und steigende Energiekosten. Allein wenn die Temperatur im Winter von 0 auf minus 5 Grad sinkt, steigt der Heizbedarf um ein Viertel an.
Zielsetzung
In Österreich verbraucht ein durchschnittlicher Haushalt jährlich 3500 Kilowattstunden (kWh) Strom. Mein Verbrauch (mit einer Mitbewohnerin) liegt bei 1300 kWh, hinzu kommen 850 m3 Erdgas im Jahr (Weiter zum Strom- und Gaspreisrechner).
Mein Ziel ist es, den Verbrauch in meinem "Klima-Jahr" zu senken. Da kommt die Sanierung gerade recht.