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Hofer lässt das Auto stehen

Ich steige ein Jahr in kein Auto


lebt den Ökowahnsinn

Steig` in kein fremdes Auto!", sagte mir meine Mutter, als ich noch ein Kind war. Es ging ihr damals, Ende der 1980er Jahre, nicht um den CO2-Wert des jeweiligen Wagens. Heute kann ich meine Mama beruhigen: Ich steige für ein Jahr in GAR KEINEN Pkw ein. Ich selbst besitze kein Auto – und auch Mietwagen und Taxi werden gemieden.

So, ich habe es getan. An dieser Textstelle dürfen Sie lächeln, denn Sie haben vollkommen recht: Alle Konsequenzen meines Versprechens sind noch nicht absehbar. Werde ich vergessen, wie sich das weiche Leder eines Lenkrads anfühlt, gar das Autofahren verlernen? Werde ich Autofahrer beim wiederholten Versuch, sich in eine Letztlich-doch-zu-kleine-Parklücke zu quetschen, fluchen hören und mir neidisch denken: Ach, herrje! Das könnte doch ich sein!

Besonders bitter: Ich falle um die größte Errungenschaft um, die die Arbeitswelt nach der Studentenzeit für mich bereithielt: Das Taxi für die Heimfahrt nach dem Ausgehen.

Bevor die Wiener Taxiinnung anruft, um mich mit Lockangeboten als Kunden zu halten: Sorry, wir sehen uns frühestens im Juni 2013 wieder. Ein Rechenbeispiel: Wer im Jahr 12.000 Kilometer mit seinem Mittelklassewagen fährt, schleudert bereits zwei Tonnen CO2 in die Luft. Das klimaverträgliche Jahresbudget eines Menschen beträgt laut UN-Weltklimarat aber nur zwei Tonnen CO2. Um mein Ziel – ein Jahr Klima-neutral leben - zu erreichen, dürfte ich da außer still sitzen und Luft anhalten nicht mehr viel tun. Deshalb lasse ich das Auto lieber weg.

Die EU-Kommission weicht übrigens die CO2-Grenzwerte für Autos auf. Der zuständige Industrie-Kommissar Antonio Tajani gibt damit "den Forderungen der deutschen Hersteller, die sich schwer tun, den Ausstoß ihrer Flotten zu reduzieren" nach, schreibt heute Die Welt. So sollen zur Messung des Schadstoffausstoßes nicht nur die Motoren herangezogen werden.

Apropos Luft: Schlimmer geht’s immer.

Nur fliegen ist schöner

Leser F. regte an, ich hätte meinen England-Flug (siehe Woche 1) nur nebenbei erwähnt und ich möge meine Klimasünden bitte genauer erklären. Also: Innerhalb der vergangenen zwölf Monate bin ich acht Mal mit einem Flugzeug abgehoben. Zwei Mal ging’s nach Deutschland, einmal nach Frankreich, einmal nach England – ergibt in Summe eine fatale Klimabilanz, wie ich auf der Website www.atmosfair.de durchgerechnet habe. Satte 2280 Kilogramm CO2 habe ich mit meinen Urlaubsflügen in die Luft geblasen. Die Jahresemission eines Inders beträgt übrigens nur 900 Kilogramm CO2. Grüße nach Kalkutta und Mumbai: Ich werde heuer nicht mehr an Bord gehen.

Auf der genannten Website können sich Vielflieger mit dem Emissionsrechner nicht nur ein schlechtes Gewissen holen, sondern ihre Reisen mit Spenden an Klimaschutzprojekte kompensieren.

Ich befinde mich übrigens in der Zwickmühle: Mit einer Spende in Höhe von 58 Euro an Klimaschutzprojekte wäre meine Flugbilanz wieder schön grün. Doch in wenigen Tagen beginnt die Fußball-Europameisterschaft. Mit 64 Euro könnte ich ein Panini-Stickeralbum vollkleben. Wie soll ich mein Geld nur investieren? Stimmen Sie ab.

 

KURIER-Klima-Blogger Hofer lebt ein Jahr "Klima-neutral". Er will nur so viel Ressourcen verbrauchen, wie ihm zustehen - also wieder nachwachsen. Wie mühsam dies im Alltag sein kann - darüber berichtet er wöchentlich an dieser Stelle.