Meinung/Blogs/Hofer lebt den Öko-Wahnsinn

Hofer, Fleisch und Sünde

Es war nichts Verbotenes - und doch fühlte es sich damals so an. Ich streckte mich, lupfte den Eisenschlüssel vom Haken an der Garderobe und schlich aus dem Haus zur Holzwerkstatt. Das Türschloss klemmte, ließ sich schwer öffnen. Uneben und ölverschmiert war der Holzboden, knarrend bei jedem Schritt. Eine zweite Tür führte zum Steinkeller, kühl und feucht war die Luft, der Lichtschalter linker Hand musste ertastet werden. Ich war Indiana Jones, den Schatz vor Augen, in jedem Augenblick bereit zur Flucht. Und da stand sie. Alt, groß, metallisch, grün: die Selch.

An S-Haken hingen schwere Specktrümmer in der Räucherkammer, kaum kleiner als ich. Rauch und Sägemehl sorgten für den unverkennbaren Geschmack des Fleisches. Ich freute mich auf das erste Speckbrot. Dann schloss ich die Tür der Selch und trat unbemerkt den Rückzug an.

Mit solchen Erinnerungen wird man als Erwachsener nur schwer zum Vegetarier.

Und dennoch: Wenn ich mir in Zeiten der EURO eine Steilvorlage liefere (siehe Blog), muss ich diese auch erlaufen. Was tun? Ich werde ab sofort auf Fleisch aus industrieller Massentierhaltung verzichten.

Das Vieh, die Bohne und der Wald

Der Anteil der Landwirtschaft an den gesamten Treibhausemissionen in Österreich beträgt laut Umweltbundesamt knapp ein Zehntel. Die Rinderhaltung wiederum ist für 75 Prozent der Emissionen in der Landwirtschaft verantwortlich.

Das heimische Vieh ist gefräßig, und trotz Alternativen kommen unsere Bauern um das Futtermittel Soja nicht umhin. In China wird die Sojabohne seit Jahrtausenden angebaut. Im Westen wurde die eiweiß- und ölreiche Kulturpflanze erst bei der Weltausstellung 1873 in Wien entdeckt. Die Bohne eroberte daraufhin die Welt, wurde aber hierzulande jahrelang kaum angebaut. Trockenes Klima, mangelnde Ertragsstabilität und die Konkurrenz zum Körnermais ortete die AGES als Ursachen.

Erst in jüngster Zeit wurde die Anbaufläche für Sojabohnen stark ausgeweitet, im Vorjahr erhöhte sich die heimische Produktionsmenge auf 109.400 Tonnen (plus 16 Prozent im Vergleich zu 2010). Der Bedarf ist allerdings um ein Vielfaches größer. Die Folge: Österreich importiert pro Jahr mehr als 600.000 Tonnen Soja-Schrot aus Nicht-EU-Ländern - größtenteils aus Südamerika, wo Soja gentechnisch verändert ist. Wenig überraschend plädiert die ARGE Gentechnik-frei für den Verzicht auf GVO-Soja in Österreich.

Wie Satellitenbilder belegen, wird unvermindert Regenwald im Amazonas abgeholzt, um die weltweite Nachfrage nach GVO-Soja zu decken. Am schwersten betroffen ist der zentralbrasilianische Bundesstaat Mato Grosso. Forscher berichten zudem über eine hohe Zahl von Geburtsfehlern in Gebieten, in denen Gentech-Soja angebaut wird. Ein großer Teil der abgeholzten Flächen wird auch zur Rinderzucht genutzt. Der Verlust tropischer Wälder gilt als ein maßgeblicher Faktor für den weltweiten Klimawandel. So schließt sich der Kreis.

Die Antwort, warum ich auf Fleisch aus Massentierhaltung verzichte, liegt in letzter Konsequenz aber nicht am schrumpfenden Regenwald in Brasilien. Sorry, den kann ich von meiner Wiener Wohnung aus nicht sehen.

Der Grund ist viel simpler: Ich weiß, wie gutes Fleisch schmecken kann.

Meine Flugstunden zahle ich zurück

Erfreulicherweise haben in der vergangenen Woche mehr als 200 User bei der Abstimmung (siehe hier) mitgemacht. Gut 70 Prozent sind dafür, dass ich für meine Klimasünden zahle. Direkte Demokratie scheint ja zu funktionieren. Kontoauszug folgt.

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