Tränen als Ventil der überbordenden Gefühle
Für mich war die DDR immer ein riesiges Gefängnis.
war fassungslos
Ich war echt fassungslos, als ich die ersten Bilder aus Berlin gesehen habe. Die Trabi-Schlangen, die Menschenmassen, die sich über die offene Grenze drängten, ungläubig und doch besoffen vor Glück. Und ich saß – mit vielen anderen Studentinnen im Fernsehraum im Studentenheim in Wien (ja, damals hatten wir nur einen Fernseher für alle). Gänsehautstimmung und auch Tränen als Ventil der überbordenden Gefühle.
Für mich, mit meinem ausgeprägten Freiheitsdrang, war die DDR immer ein riesiges Gefängnis, das mir – wie der gesamte Eiserne Vorhang – Angst gemacht hat. Erinnerungen an Bekannte meiner Eltern in der "Ostzone" kamen in mir hoch, die ich noch nie zu Gesicht bekommen hatte. Ihnen schickten meine Eltern aus Salzburg regelmäßig Packerl mit Kaffee, Schokolade, Strumpfhosen und dergleichen mehr.
Ich bin dann auch gleich zur Telefonzelle im Erdgeschoß des Studentenheimes gerast, um meine Mutter anzurufen, ob sie das jetzt eh alles auch gesehen hat. Und ob sie das je für möglich gehalten hätte? Sie hat nicht. Um so unglaublicher und voll des Glücks war dann der erste Besuch der Freunde aus der „Ostzone“ in Salzburg. Und eines weiß ich auch noch ganz genau: Ich hab mich beim Fall der Mauer richtig darüber geärgert, dass ich in so einem historischen Moment in Wien und nicht am Ort des Geschehens in Berlin war.