Dream-Thiem?
Von Harald Ottawa
Wenn ich als Coach mit einer Niederlage zufrieden wäre, hätte ich meinen Beruf verfehlt", sagt Günter Bresnik am Rande des Kitzbüheler Traditionsturniers. Gut so. Die 1:6-6:3-7:5-Niederlage seines Schützlings Dominic Thiem gegen den in Kitzbühel als Nummer fünf gesetzten Slowaken Martin Klizan brachte positive, aber auch negative Erkenntnisse. Zunächst das Schöne an der Geschichte: Thiem, der im September erst 19 wird, zeigt, dass er sich stetig weiterentwickelt, sensationelle Bälle schlagen kann und gelegentlich Asse mit fast 230 km/h serviert kann. Und vor allem: Er konnte mit der Nummer 62 der Welt durchaus mithalten. Zumindest dann, wenn er offensiv agieren konnte.
Bei 5:6 wurde Thiem von Krämpfen geplagt und gab das Match aus der Hand. Der Niederösterreicher kann auf höchstem Niveau physisch noch nicht ganz mithalten. Zwei Entschuldigungen: Die Wachstumsphase hat den Burschen physisch gebremst, und diese ist immer noch nicht ganz abgeschlossen. Und: Dominic ging nervös und verkrampft in das Match, am Ende rächte dies der Körper. Was aber vor allem fehlt ist die Abgebrühtheit. Thiem hätte bei 5:6 und 40:30 aus seiner Sicht eine Auszeit nehmen müssen und eine eventuelle Verletzung vortäuschen können. Ähnliches hat ihm auch Bresnik zugerufen, das hätte er aber auch selbst merken müssen. Thiem muss, um ein Topstar zu werden, Mätzchen beherrschen, mehr Schlitzohr werden. Eines, wie es Skoff war, oder auch Koubek. "Er muss noch viel lernen", sagt Bresnik. Stimmt. Aber Dominic hat noch Zeit dazu. Weil er mit 18 Jahren schon viel weiter ist, als viele andere in diesem Alter. Und als alle anderen in Österreich.
Das ist ein Verdienst von Günter Bresnik.