Meinung

Bildung ist ein Wert

Eigentlich wollte ich diesen Kommentar mit " Bildung war ein Wert" einleiten, denn die Intellektuellenfeindlichkeit in Österreich hat zugenommen.

In meiner – zugegebenermaßen bildungsbürgerlichen – Herkunftsfamilie war es immer wichtig, einen akademischen Abschluss zu erringen. Wenn in meiner Kindheit ein Universitätsprofessor zu Gast war, oder in den Medien zu lesen oder zu hören, war klar, dass das Gewicht hatte, denn es war fundiert, es war nachvollziehbar.Und heute? Die Medien sind voller selbst ernannter Experten, die aufgrund Ihrer per Social Media inszenierten Auftritte hohe Reichweiten erzielen. Wenn in Talkshows oder Diskussionen der "kleine Mann" oder "die Frau von der Straße" deftige Sprüche produzieren, wird das medial abgefeiert, und manche Printmedien produzieren Schlagzeilen, die genau dieses Niveau adressieren. Die Lust an der Provokation sowie an der zugespitzten Verkürzung überwiegen das Interesse an Aufklärung, im Alltag, in den Medien und in der Politik. Das "Gscheiterl" soll wo anders sein Wissen ausbreiten, Raum hat das Einfache, unabhängig von seinem Wahrheitsgehalt.

Wenn wir die PISA-Studie ernst nehmen, dann liegt das nicht nur an unserem, von Reformen überforderten, Schulsystem oder an dem Umgang mit den Problemen, es liegt auch an einer wissenschafts- und intellektuellenfeindlichen Grundstimmung, die weite Teile der Bevölkerung erfasst hat (genau diese hat ein Wahlwerber zur BP Wahl angesprochen, wenn er verächtlich über die Hautevolee gesprochen hat).

Warum das ein Problem ist? Eine Öffentlichkeit, die Fachkompetenz nicht anerkennt und entsprechend würdigt, verhindert letztlich, dass unser Land seine Fachkompetenz nützt. Und gerade die großen anstehenden Themen unseres Landes können nur mit Wissen und Kompetenz und eben nicht mit populistischer Schaumschlägerei gelöst werden.

Niemand würde sein Auto zu einer Reparatur in eine Werkstatt geben, die nur durch markige Sprüche in Social Media auffällt. Nur wenn es um die wirklich großen Themen geht, glauben absurderweise viele, dass Wissen und Kompetenz keine tragende Rolle spielen.

Skandinavien

In den skandinavischen Ländern, an denen wir uns in Bildungsfragen gerne und zu Recht orientieren, gehen Nobelpreisträger in sozial schwache Gebiete und erzählen den Kindern von ihren Arbeiten. Österreich hat seine einzige Literaturnobelpreisträgerin derart despektierlich behandelt, dass sie sich völlig aus der Gesellschaft zurückgezogen hat.

Was wir daher brauchen, ist die gesellschaftliche Bereitschaft, Bildung, Wissen und Kultur wieder den Wert zuzuerkennen, den diese verdienen. Sämtliche technische Errungenschaften, mit denen wir uns heute gerne umgeben, aber auch die hohen sozialen und gesellschaftlichen Standards, die unser Land so lebenswert machen, beruhen letztlich auf dem Ergebnis von Bildung, Wissen und Kultur. Schon allein deshalb sollten wir diese Werte hochhalten und um fast jeden Preis fördern.


Univ. Lekt. Mag. Dr. Klaus Atzwanger ist Verhaltenswissenschaftler und Unternehmensberater.