Amazon sei Dank! – warum der Weltuntergang warten muss
Von Hannes Pachler
Shoppingcenter sind zu „ Marktplätzen der Neuzeit“ geworden
über die unterschiedlichten Einkaufs-Plattformen und Shoppingcenter
Die gute Nachricht vorweg: Die Welt des stationären Handels und jene der Shoppingcenter wird nicht untergehen – jedenfalls nicht so rasch, wie manche Branchenexperten dies derzeit prophezeien. Nun die schlechte Nachricht: Ja, die letzten Jahre haben Veränderungen für den Handel gebracht; Veränderungen, die sich aber bei genauer Betrachtung als vorteilhaft für sämtliche Beteiligte herausstellen.
Plattformvielfalt
Beginnen wir beim Konsumenten. Noch nie in der Geschichte des Handels gab es so viele unterschiedliche Plattformen, die es uns ermöglichen, losgelöst von Zeit und Ort einzukaufen. Sei es on- oder offline, Multi- oder Omnichannel, der Konsument entscheidet, wann und wo er welches Produkt erwirbt. Und das Beste daran ist, die Produktauswahl war noch nie größer als heute. Einige werden jetzt denken, dass diese Entscheidungsfreiheit des Konsumenten gepaart mit dem schier unendlichen Warensortiment von Amazon wohl auch Verlierer produzieren muss – nun, nicht unbedingt. Der reguläre Handel etwa hat mit dem Online-Geschäft lediglich einen weiteren Vertriebsweg gefunden, der neben dem stationären Handel eine zunehmend wichtigere Rolle spielt.
Einkaufsverhalten
Unbestritten ist, dass das Thema der Flächenproduktivität durch das veränderte Einkaufsverhalten der Konsumenten wieder mehr Gewicht erhalten hat und es auch zu Flächenreduktionen gekommen ist. Wirkliche Leerstände hat dies den Shoppingcentern aber nicht beschert. Im Gegenteil, gut funktionierende Shoppingcenter erfreuen sich einer regen Flächennachfrage. Die Praxis zeigt, dass freie Flächen von neuen Retailern regelrecht aufgesogen werden, was wiederum zu einer größeren Vielfalt der Retaillandschaft führt. Mehr Angebot und Auswahl für den Konsumenten, mehr Nachfrage auf Seiten der Center Betreiber und zu guter Letzt Stärkung des Handels durch konstanten Mitbewerb.
Moderne Marktplätze
Sogar jene Center, die nicht mit außergewöhnlicher Architektur punkten und das Rennen um das neueste Retailkonzept längst aufgegeben haben, erfreuen sich großer Beliebtheit bei in- und ausländischen Einzelhändlern. Der Grund hierfür ist leicht erklärt. Shoppingcenter sind zu „Marktplätzen der Neuzeit“ geworden – Zentren des Handels, wo sich Menschen begegnen und ihre Freizeit verbringen. Und diesen Umstand haben sich Center-Betreiber zunutze gemacht und ihre Center über Jahre hinweg zu monopolartigen Einkaufstempel hochstilisiert. Um als Retailer erfolgreich zu sein, wird man daher auch in Zukunft den Vertriebsweg Shoppingcenter nützen müssen. Man kann also sagen, dass es den österreichischen Shoppingcentern derzeit kaum besser gehen könnte und der Einzelhandel in Summe goldene Zeiten erlebt. Daran vermögen weder das Internet noch Amazon etwas ändern. Der Weltuntergang im (stationären) Handel muss daher noch warten.