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Serbien: Lehrerin verhaftet, weil sie Hymne nicht abspielen wollte

Eine sehr kuriose Geschichte über eine Lehrerin in Novi Pazar erregt die Gemüter in Serbien. Die Lehrerin Adela Melajac Karahmetović arbeitet in der Grundschule Rifat Burdžović-Tršo und wurde am Wochenende von der Polizei vernommen, weil sie die serbische Hymne nicht abgespielt hat. Was steckt dahinter?

Ab diesem neuen Schuljahr müssen alle Schulen die Landeshymne am ersten Unterrichtstag abspielen, egal ob über Lautsprecher, CD-Geräte, Computer oder Handys. Laut Bildungsministerium wurde die Hymne „Bože pravde“ („Gott der Gerechtigkeit“) nur in der genannten Schule nicht abgespielt.

Bildungsminister Branko Ružić (SPS) nannte das Verhalten der Lehrerin „skandalös“ und als Zeichen der „Respektlosigkeit gegenüber dem Staat und deren Symbole“. Unterstützung bekommt sie vom Präsidenten der Partei SDA, die Interessen der Muslime in Sandschak vertritt, Sulejman Ugljanin.

Aus U-Haft entlassen

SDA-Präsident Ugljanin drängte auf die Freilassung der Lehrerin. Er betonte, dass es Muslimen nicht erlaubt sei, eine Frau mit unbekannten Männern, in diesem Fall Beamten, allein zu lassen. In den nächsten Tagen will er die Öffentlichkeit über den Staatsanwalt informieren, der die Verhaftung der Lehrerin angeordnet habe.

Ugljanin nannte das Verhalten der Polizei als „verfassungswidrig“ und „Einschüchterung der Bürger“. Der Haftbefehl löste Proteste vor der Polizeiinspektion in Novi Pazar, wo sich einige hunderte Bürger versammelt haben.

Sandschak (Sandžak) befindet sich im Südwesten Serbiens. Die Mehrheitsbevölkerung (ca. 60 Prozent) sind Muslime, die sich als Bosniaken bezeichnen. Die Partei der demokratischen Aktion (SDA) wird seit 1990 von Sulejman Ugljanin geführt und ist der sandschakische Zweig der bosniakischen Partei SDA in Bosnien-Herzegowina.

Regionale Hymne abgespielt?

Einige serbische Medien berichten von einem angeblichen Video in den sozialen Netzwerken, welche zeigen, dass die Lehrerin die Sandschak-Hymne „Ja sin sam tvoj“ („Ich bin dein Sohn“) abgespielt haben sollte. Laut dem Radio-Sender Slobodna Evropa konnte die Echtheit der Aufnahme nicht bestätigt werden.

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