Lust auf oesterreich

Wiener Zentralfriedhof - Natur, Sport, Unterhaltung bei den Toten

Mit 2,5 km2 ist der Zentralfriedhof der zweitgrößte Friedhof Europas. Doch es gibt noch mehr Gründe, warum der Wiener Zentralfriedhof außergewöhnlich ist:

  • Es gibt kaum einen Friedhof mit einem so umfangreichen Freizeitangebot, wie den Friedhof der Wiener. 
  • Für jede Konfession gibt es einen eigenen Bereich. 
  • Rund 1.000 Ehrengräber ziehen regelmäßig Besucher:innen an. 
  • Die Friedhofskirche ist im Jugendstil erbaut und beeindruckt durch ihre Größe und Schönheit. 
  • Mit "Es lebe der Zentralfriedhof" hat er seine eigene Hymne

Die Geschichte des Zentralfriedhofs

Eröffnet wurde der städtische Friedhof 1874. Mittlerweile gibt es ca. 330.000 Gräber in denen bereits 3 Millionen Menschen begraben sind. Am riesigen Parkgelände finden alle Konfessionen friedlich nebeneinander Platz. Heute finden täglich max. 12 Bestattungen statt.  

Der alte jüdische Friedhof

Der alte jüdische Friedhof beim Tor 1 einer der größten ist. Jüdische Gräber sind Häuser der Ewigkeit und dürfen nicht verändert werden. Dass die Gräber teilweise so verfallen sind, ist Folge der Bombardierungen im zweiten Weltkrieg. Liegt aber auch daran, dass viele der Nachkommen der dort begrabenen Menschen in Konzentrationslagern starben oder geflohen sind. Die Natur hat ihren grünen Mantel über die traurige Geschichte gelegt und diesen Friedhofsteil in ein wildromantisches Plätzchen verwandelt. Die Tiere des Zentralfriedhofs fühlen sich hier besonders wohl und die Bäume spenden an heißen Sommertage kühlenden Schatten. Am alten jüdischen Friedhof ist Ruhe und Frieden eingekehrt,  Beerdigungen finden hier kaum noch statt - dafür gibt es einen neuen jüdischen Friedhof. 

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Anatomiegräber

In der Gruppe 26 wurde eine Gedenkstätte für alle Personen errichtet, die ihren toten Körper der Anatomie für Ausbildung, Weiterbildung und medizinisch-wissenschaftliche Forschung zur Verfügung stellen. Der von Architekt Christof Riccabona gestaltete Grabanlage gibt den Angehörigen einen Platz für das Gedenken an die Verstorbenen und an dem sie Kerzen anzünden oder Blumen vorbei bringen können. 

Babygruppe Wiener Zentralfriedhof

Sehr emotional ist der Besuch der Babygruppe. Hier werden seit 2001 fehlgeborene oder totgeborene Kinder bestattet. Die Stadt Wien übernimmt die Bestattung, sofern das die Eltern oder Familien nicht machen können. Die Babygräber der Stadt Wien sind mit einem Holzkreuz versehen und werden für 10 Jahre kostenlos zur Verfügung gestellt. Es gibt aber auch sehr viele Gräber von Kindern, die von der Familie beerdigt wurden. Viele Gräber zeigen den Schmerz, der durch den Verlust entstanden ist. Mitgefühl und Dankbarkeit begleiten Sie bei einem Spaziergang durch die Babygruppe.

Ehrengräber am Zentralfriedhof

Ungefähr 1.000 Ehrengräber gibt es bereits am Zentralfriedhof. Sie sind eine besondere Auszeichnung für berühmte Persönlichkeiten. Die Familie entscheidet, wie das Grab aussehen soll und die Stadt Wien übernimmt die Kosten. Politiker, Künstler, Wissenschafter, Sportler und andere Menschen, die besonderes für Wien oder Österreich geleistet haben, wurden mit einem Ehrengrab geehrt. Mit der Errichtung der Ehrengräberanlage wurde 1885 die Attraktivität des weit draußen liegenden Friedhofs gesteigert. Die Ehrengräber befinden sich ausschließlich am Wiener Zentralfriedhof. Persönlichkeiten, die vor 1874 verstorben sind, wurden hierher überführt. So unterschiedlich wie die Persönlichkeiten waren, so verschieden sind ihre Gräber. Manche dezent, fast unscheinbar, andere pompös und beeindruckend. Einzelne Namen hervorzuheben ist schwierig - wenn Sie in der Nähe sind, machen Sie einen Spaziergang durch die Gruppen der Ehrengräber und entscheiden Sie selbst, wer besondere Aufmerksamkeit verdient. Seit 1945 werden alle österreichischen Bundespräsidenten in der Präsidentengruft vor der Friedhofskirche beigesetzt.

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Das Grab von Beethoven ist das von internationalen Gästen am häufigsten besuchte Grab. Die Gräber von Falco und Udo Jürgens sind von den deutschsprachigen Touristen am meisten besucht.

Ehrenhalber gewidmete Gräber

Diese Gräber sind Teil der Kulturgeschichte und liegen außerhalb der Ehrengräber-Gruppe oder auf anderen städtischen Friedhöfen. Sie werden von Verwandten gepflegt. Gibt es keine Angehörigen mehr, übernimmt die Stadt Wien die Obhut. 

Historische Gräber

Diese Gräber werden auf allen Wiener Friedhöfen aus historischen Gründen erhalten. Oft sind das sehr prunkvolle Gräber, die vor der Auflassung bewahrt werden. Die Grabstelle der Opfer des Ringtheaterbrandes ist zum Beispiel ein historisches Grab. Bei einem Brand während einer Premiere konnten die Türen nicht geöffnet werden, weshalb die fast 1.000 BesucherInnen verbrannten. Das dramatische Ereignis war ausschlaggebend für weltweite Brandschutzmaßnahmen. 

Mit einer Liste aller Ehren- und historischen Gräber können Sie Ihren Besuch bei diesen planen. Alle an einem Tag zu besuchen wird wahrscheinlich sehr anstrengend.  

Friedhofskirche

Die Friedhofskirche zum Heiligen Karl Borromäus wurde von Max Hegele entworfen und nach einer dreijährigen Bauzeit 1911 eingeweiht. In dem beeindruckenden Jugendstil-Bauwerk mit einer Fläche von mehr als 2.200 Quadratmetern findet jeden Sonn- und Feiertag um 9:00 eine Heilige Messe statt. 38 Grüfte sind in der Unterkirche untergebracht. In der Gruft neben dem Hauptaltar wurde Karl Lueger beigesetzt. Sie ist deshalb auch als Dr. Karl-Lueger-Gedächtniskirche bekannt. Es ist zwar eher ungewöhnlich, passt aber zum Wiener Verhältnis zum Tod: In der Friedhofskirche können Sie auch heiraten.  

Die Arkaden mit Grüften, Mausoleen und Kolumbarien, die halbkreisförmig an die Kirche anschließen, wurden bereits vor der Kirche gebaut. 

Park der Ruhe und Kraft

Der Landschaftspark wurde 1999 mit sechs unterschiedlich gestalteten Stationen angelegt. Hier finden Sie Ruhe, Besinnung und können neue Kräfte tanken. Je nach Wetter können Sie von Ende März bis Mitte September putzige Hamster beobachten. Zahlreiche Löcher in der Wiesen zeigen, wie wohl sich die streng geschützten Feldhamster im Park der Ruhe und Kraft fühlen.  

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Naturgräber und Waldgräber

Die Begräbnistraditionen ändern sich. Mächtige Begräbnisstätten für eine kleine Ewigkeit weichen natürlichen Bestattungsalternativen. Die Kosten für das Grab und die jahrelange Pflege entfallen. Doch das ist für viele Menschen nicht das Entscheidungskriterium für eine Naturbestattung. Viele wünschen sich selbst, so begraben zu werden -  und wieder Teil des Naturkreislaufes zu werden. 

Waldgräber:
Bei einem Baum wird die biologisch abbaubare Urne der verstorbenen Person eingegraben. Zur Erinnerung können Name- Geburts- und Sterbejahr in Stein verewigt werden. Bei einem Spaziergang durch den Wald können Sie Ihrer Lieben gedenken. 

Naturgräber
In den Naturgräbern werden nicht Urnen sondern Bio-Särge in einer Naturbestattungsanlage beigesetzt. Weitläufige Wiesen und Sträucher bieten Lebensraum für die Tiere des Friedhofs und sorgen für Biodiversität. Ihre Andenken an die Verstorbenen können Sie an der Totholzecke anbringen. 

Viele Menschen wünschen sich, so nachhaltig beerdigt zu werden. Den Hinterbliebenen bleibt ein wunderschöner Naturplatz zum Gedenken und zur Trauerbewältigung.  

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Naturgenuss am Wiener Zentralfriedhof

Manche Friedhöfe wirken bedrückend, unheimlich und machen traurig. Am weitläufigen Zentralfriedhof kommt dieses Gefühl nicht auf. Ob das an den rund 17.000 Bäumen und Hecken mit einer Gesamtlänge von 40 Kilometern liegt? Die abwechslungsreichen Grünflachen am Zentralfriedhof geben vielen Tieren Lebensraum

  • Rehe lugen immer wieder zwischen den Grabsteinen vor. 
  • Die Hamster fühlen sich nicht nur im Park der Ruhe und Kraft wohl. So manche wurde schon dabei beobachtet, wir er das Wachs der Grabkerzen geraubt hat. 
  • Füchse passen sich immer mehr an das Leben in der Stadt an - der Friedhof bietet die optimale Umgebung und auch genug Futter für ihn. 
  • Tagsüber selten zu sehen sind die Dachse, die in den Fuchsbauten und anderen Erdhöhlen wohnen. 
  • Igel und Eichkätzchen sind hier genauso zu Hause wie 
  • Marder, die schon lange in der Nähe der Menschen leben. 
  • Die Vogelwelt ist genauso vielfältig. Turmfalken wohnen in der Friedhofskirche, Eulen fühlen sich in den alten Bäumen wohl und sogar der Wiedehopf wurde schon gesichtet. 
  • Die naturbelassenen Wiesen, Sträucher und die Baumgruppen bieten zahlreichen Insekten, Schmetterlingen und Reptilien schöne Plätzchen zum Verweilen. 

Unglaublich viel Leben und Biodiversität für einen Friedhof. Die Naturplätze laden zum Verweilen und Beobachten ein. Doch auch viele Jogger genießen die Natur und Ruhe am Zentralfriedhof. 

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Kurioses am Zentralfriedhof

Den WienerInnen wird ja ein ganz besonderes Verhältnis zum Tod nachgesagt. Und manches gibt es wahrscheinlich nur hier:

  • Honig, den die Bienen produzieren, können Sie im Souvenirshop oder online bestellen - solange der Vorrat reicht.
  • Begrenzt sind auch die Flächen für den Gemüseanbau am Zentralfriedhof. In Kooperation mit dem Zentralfriedhof bieten die Ackerhelden Gemüsebeete zum Mieten an. Urban Gardening am Friedhof? Das gibt's wohl nur in Wien.  
  • Auf 300 Quadratmeter können Sie im Bestattungsmuseum 250 Ausstellungsstücke bewundern. Viele kommen wahrscheinlich nur her, um den Museumsshop zu besuchen. 
  • Souvenirs vom Friedhof sind ungewöhnlich. Die Souvenirs von der Wiener Bestattung sorgen für ein Schmunzeln oder Aufregung. T-Shirts mit dem Aufdruck "Ich nasche bis zur Asche",  Eiskratzer, mit denen Sie besser abkratzen oder Zigarettenetuis mit der Aufschrift "Rauchen sichert Arbeitsplätze!" zeigen den schwarzen Humor der Wiener rund um den Tod. 
  • Bummelzug-Fahrten am Friedhof werden wohl nur in Wien angeboten, die gehören allerdings nicht zum Standardprogramm.
  • Das Halloween-Fest findet schon seit einigen Jahren am 31. Oktober statt - damit wird verhindert, dass die lustigen Geister in den Friedhof einbrechen. 
  • Nachklang ist mittlerweile schon ein legendäres Open-Air-Konzert, das im September am Zentralfriedhof stattfindet.  
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Führungen am Zentralfriedhof

Es ist wohl eher ungewöhnlich, dass Führungen am Friedhof angeboten werden. Doch über den Zentralfriedhof gibt es so viel zu sagen, dass Sie unbedingt einmal an einer teilnehmen sollten. Das Angebot direkt am Friedhof ist schon sehr umfangreich: 

  • Edel, arm, reich - der Tod macht alle gleich! - die Tour dauert ca. 2 Stunden und Sie erfahren mehr über die Entstehung, Organisation und Arbeitswelt des Friedhofs. Zu den Personen, die auf dem Friedhof ihre letzte Ruhestätte gefunden haben, gibt es viele spannende Geschichten. 
  • Mit der kostenlosen Hearonymus App erkunden Sie den Friedhof ganz nach Ihren Wünschen. Und Sie können die Tour zu Hause noch einmal erleben. Wenn Sie den Audioguide für den Zentralfriedhof vor Ort runterladen, bekommen Sie beim Portier einen Rabattcode. 
  • Lassen Sie sich mit der ARTOUR App durch den Friedhof führen. Wenn Sie die Hände frei haben wollen, stecke Sie das Handy in die Tasche und lassen Sie sich mit Vibrationen auf die nächste Sehenswürdigkeit aufmerksam machen. 
  • Normalerweise sperrt der Zentralfriedhof bei Einbruch der Dunkelheit zu. Nur bei einer Nachtführung bekommen Sie Zutritt zum Friedhof. Holen Sie sich bei schaurigen Geschichten Gänsehaut und erleben Sie die Friedhofsatmosphäre bei Nacht.  

Es gibt natürlich zahlreiche andere Anbieter von Führungen auf dem Zentralfriedhof. Nachdem in den letzten Jahren die Anzahl der Führungen von nicht kompetenten Personen am zugenommen hat, wurde von der Friedhofsverwaltung ein Akkreditierungssystem eingeführt. Die akkreditierten Unternehmen werden auf der Seite des Zentralfriedhofs angeführt. 

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Unterwegs am Zentralfriedhof

2,5 km2 sind schon ganz schön riesig - zu Fuß sind Sie da eine Weile unterwegs. Aber der Zentralfriedhof bietet verschiedene Fortbewegungsmittel zu Ihrer Unterstützung an:

  • Schneller sind Sie, wenn Sie laufen. Zwei Laufstrecken laden zum Laufen oder Nordic Walking ein. Der Name "Silent Run" erinnert daran, dass Sie am Friedhof unterwegs sind und entsprechend die Ruhe nicht stören sollten.
  • Der E-Bus fährt täglich ab 10:00 Uhr und fährt meistens im 30 Minutentakt. Er hält an 19 Stationen. So erreichen Sie jedes Grab ohne große Anstrengung und wenn Sie vom langen Bummeln am Friedhof müde sind, können Sie mit dem Bus zum Ausgang fahren. 
  • Beim Tor 2 können Sie sich ein E-Bike ausborgen. 
  • Gegen eine Gebühr dürfen Sie sogar mit dem Auto am Friedhofsgelände fahren. Im Schritttempo - das versteht sich von selbst. 
  • Sie wollen die Sehenswürdigkeiten des Friedhofs besuchen, aber nicht so weit laufen? Mit dem Fiaker sehen Sie alle Highlights und bekommen zusätzliche Informationen über den Zentralfriedhof und seine "Bewohner".

Anreise, Öffnungszeiten, Eintrittspreise und Grabsuche am Wiener Zentralfriedhof

"Er hat den 71er genommen" - so sagt man in Wien, wenn jemand gestorben ist. Doch nicht alle, die mit dem 71er fahren, sind des Todes. Von der Innenstadt bringt Sie der 71 über den 3. Bezirk zum Zentralfriedhof. An vier Stationen kommen Sie zum Zentralfriedhof - der Haupteingang und der Infopoint sind beim 2. Tor. Auf der Website des Friedhofs finden Sie einen Routenplaner, der Ihnen den kürzesten und bequemsten Weg zeigt. 

Adresse zum Haupttor:
Haupteingang Tor 2, Simmeringer Hauptstraße 234, 1110 Wien

Die Öffnungszeiten sind von der Jahreszeiten abhängig:

  • 3. November bis Ende Februar: 8:00 bis 17:00 Uhr
  • März, 1. Oktober bis 2. November: 7:00 bis 18:00 Uhr
  • April bis September: 7:00 bis 19:00 Uhr

Plan Wiener Zentralfriedhof
Am zweitgrößten Friedhof Europas kann man sich schon mal verlaufen. Am Infopoint bekommen Sie einen Übersichtsplan. Diesen können Sie auch runterladen

Plan für Grabsuche
Wenn Sie auf der Website des Zentralfriedhofs weiter nach unten scrollen, finden Sie Detailpläne, Übersichtspläne und auch eine Übersicht der Ehrengräber. Doch auch beim Portier werden Sie bei der Grabsuche unterstützt. 

Es gäbe noch viele interessante Geschichten und Informationen zum Wiener Zentralfriedhof - schließlich wurden schon Bücher darüber geschrieben. Und manches wollen Sie vielleicht selbst herausfinden. Nur eines darf hier nicht fehlen: die Hymne von Wolfgang Ambros "Es lebe der Zentralfriedhof", die wahrscheinlich alle WienerInnen mitsingen können:  

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