Lust auf oesterreich

150 Jahre Trabrennverein Wien Krieau

Wenn man auf der 142 Jahre alten Tribüne der Trabrennbahn Krieau steht und den Blick über das Gelände schweifen lässt, traut man seinen Augen kaum. Gegenüber
der vielmehr alten als ehrwürdigen Tribüne erhebt sich auf der linken Seite der OMV-Tower, auf der rechten wird gerade ein ähnlich funkelnder Turm aus Glas hochgezogen. Ein Besuch der Sportanlage ist nicht nur eine Reise in die Welt des Pferderennsports, sondern auch die Entdeckung der Verbindung von Tradition und Moderne.

Seit 1874 gibt es den Wiener Trabrennverein, heuer feiert man das 150-jährige Bestehen. Damit zählt er zu den ältesten Vereinen des Landes. Doch zum Feiern war
den Verantwortlichen zuletzt nicht immer zumute. Während in der Blütezeit mehr als 20.000 Zuschauer zu einzelnen Pferdesport-Veranstaltungen kamen, sank die Zahl in den letzten Jahrzehnten drastisch. Mittlerweile sind es pro Rennen nur mehr durchschnittlich 700 Zuschauer. Beim wichtigsten Renntag des Jahres, dem österreichischen Traberderby, schauen immerhin noch um die 3.000 Personen den Gespannen auf die Hufe und in den Sulky. Heuer findet das Derby am 23. Juni statt.

Bunter Publikumsmix

Vor den Corona-Jahren war das Zuschauerbild von der älteren Generation geprägt. Seit dem Ende der Pandemie trifft man jedoch immer mehr Personengruppen im Alter zwischen 20 und 35 in der Krieau an. Sie sorgen für gute Laune und machen Stimmung bei den Rennen. Für die meisten geht es dabei weniger um den Sport an sich, als vielmehr darum, bei gemütlichem Ambiente mit Freunden Spaß zu haben. Ines Wagner, selbst öfters bei den Renntagen in der Krieau, sagt: „Es gibt einen
spannenden Publikumsmix: Von Damen im Pelzmantel bis hin zu Hipstern aus der Stadt ist alles dabei.“

Der Sport erfreut sich bei den Jungen immer größerer Beliebtheit. Dies ist auch auf die Spannung und Kurzweile der Rennen zurückzuführen, die Aufmerksamkeitsspanne der jüngeren Generationen bei Events wird ohnehin immer kürzer. „Das hängt mit unserem Auftritt in den Social- Media-Plattformen zusammen“, ist Peter Truzla, der Präsident des Trabrennvereins WTV, überzeugt. Auch eine eigene App soll junge Leute anlocken. „Die Jungen fühlen sich wohl,
kommen gerne wieder und bringen immer Neue mit.“

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Kooperation bei Wetten

Durch die lange Zeit niedrigen Zuschauerzahlen, gleichbedeutend mit weniger Wetteinnahmen, ergeben sich Schwierigkeiten in der Finanzierung der Trabrennbahn die die zweitälteste in Europa ist, die noch in Betrieb ist. Früher waren Pferdewetten das Standardprogramm unter Spielern, heute sind sie neben den Lotterien, Sportwetten und Automatenspielen aller Art nur mehr ein Nischenprodukt.

So macht der Wiener Trabrennverein pro Rennen einen Wettumsatz von 4.500 bis 5.000 Euro. In Frankreich, Europas größtem Traberland, ist es mehr als das Zehnfache. Deshalb entschied sich der WTV 2014 für eine Kooperation mit dem französischen Wettanbieter „PMU“. Im Zuge der Partnerschaft werden Renntage live über den Pferderennsportkanal „Equidia“ weltweit übertragen. Dadurch erhält der WTV drei Prozent Provision aus den Wettumsätzen auf die Rennen der Krieau, die bei „PMU“ abgeschlossen werden. Das sind bis zu 9.000 Euro pro Rennen.

Finanzierung schwierig

Von der Stadt Wien gibt es keine Förderung für die Sportstätte, der Verein muss sich selbst um die Finanzierung kümmern. Und dies ist nicht leicht. Noch vor einigen
Jahren wurde das Gelände für Konzerte mitgenutzt, so traten bereits Bon Jovi, David Guetta oder Robbie Williams zwischen den Stallungen auf. Eine Veranstaltung dieser Größe mit über 50.000 Besuchern ist aber zurzeit aufgrund nicht vorhandener Fluchtwege unmöglich. Grund dafür sind die Baustellen rund um das Areal, wo
weiter kaum ein Stein auf dem anderen bleibt.

Der WTV musste andere Wege finden, um sich finanziell zu erhalten. Dafür werden die Innenräume der Tribüne vermietet, können Firmenfeste, Seminare und sogar
Hochzeiten stattfinden. Weiters wird auch mit der Mitfahrgelegenheit beim Rennen im Startauto sowie einer Tribünenführung oder einem Besuch bei den Pferdeställen
geworben.

  • 3 Tribünen: Die Trabrennbahn in der Wiener Krieau umfasst drei Tribünen, mittlerweile wird allerdings nur mehr die Tribüne 1 genutzt, Tribüne 2 und 3 wurden für eine gewerbliche Nutzung zu modernen Bürogebäuden adaptiert
  • Zu hohe Heizkosten: Von November bis März ist aufgrund der hohen Heizkosten nur ein Teil der sich in Betrieb befindlichen Tribüne für Zuschauer
    geöffnet
  • Denkmalschutz: Die drei Tribünen, der Richterturm sowie das Verwaltungsgebäude stehen unter Denkmalschutz. Für die Stallungen wurde eine bauliche
    Schutzzone „Stallungen Krieau“ definiert
  • 200 Rennen finden pro Jahr auf der Trabrennbahn im Prater an mehr als 20 Renntagen statt. Mehr als die Hälfte aller Renntage wird live auf dem französischen Pferderennsport- Kanal „Equidia“ übertragen. Damit kann weltweit darauf gewettet werden. 

Wir wünschen Ihnen viel Vergnügen beim Traberderby am 23. Juni!