Sind das die schönsten Heurigen in Wien und Umgebung?
Was ist ein Heuriger?
Eigentlich bezeichnet man ja mit „Heuriger“ den jungen Wein. Am 11. November, dem Martinitag, wird aus dem Heurigen der „alte“ Wein. Der edle Tropfen aus der aktuellen Saison bleibt bis zum nächsten 11. November „Heuriger“. Wann genau die Weinbauern der Vorstadt damit begannen, ihre eigenen Erzeugnisse auszuschenken, lässt sich nicht mehr genau bestimmen. Schon im Mittelalter war es jedoch üblich, dass die Weingartenbesitzer ihre Produkte innerhalb der Stadtmauern in ihren Kellern lagerten. Und von dort in Trinkstuben ausschenkten. Schon 1459 erwähnt die Stadtordnung den Brauch, Tannenreisig an Lokalen zu befestigen, die heurigen Wein feilboten.
1784 erlaubte schließlich Kaiser Joseph II. jedem, selbst hergestellte Lebensmittel, Wein und Most zu jeder Zeit auszuschenken und zu verkaufen. Heute regelt die Gewerbeordnung diese Dinge. Im Gegenteil zur Buschenschank dürfen Heurige das ganze Jahr über geöffnet haben. Buschenschanken betreiben dürfen nur Wein- oder Obstgartenbesitzer oder deren Pächter. Die Gesetze hinsichtlich Warenangebot und Öffnungszeiten unterscheiden sich von Bundesland zu Bundesland. Im Prinzip dürfen Getränke aus eigener Produktion oder von bäuerlichen Betrieben zugekauft ausgeschenkt werden. Auf der Speisekarte stehen kalte Speisen und hausgemachte Mehlspeisen.
Für „Heurige“ gibt es keine gesetzliche Regelung, der Begriff ist nicht geschützt. Der Heurige darf alles verkaufen, was seine Gastgewerbelizenz vorsieht. Es gibt daher „echte“ Heurige, die als Buschenschanken betrieben werden und Heurigenrestaurants bzw. Stadtheurige, die eine breitere Produktpalette anbieten. Eine Übersicht über die Öffnungszeiten gibt es beispielsweise unter heurigenkalender.at. Doch welche sind nun die schönsten Heurigen in Wien und Umgebung?
10er Marie, 1160 Wien
Das hübsche Gebäude mit dem netten Innenhof liegt direkt an einem Platz vor der Pfarrkirche Alt-Ottakring. Bekanntheit hat die „10er Marie“ vor allem als ältester Heuriger Wiens erlangt. Bereits 1740 finden sich schriftliche Hinweise auf sie. In ihrer heutigen Form, als Eigentum der Neustifter Weinhauerfamilie Fuhrgassl-Huber, gibt es sie seit 1993. Tipp: Auf der Karte steht ein wirklich ausgezeichnetes veganes Blunz‘ngröstl! Ottakringer Straße 222, 1160 Wien, 10ermarie.at
Weinbau Leitner, 1160 Wien
Wir bleiben in Ottakring, wechseln aber die Höhenlage. Denn etwas unterhalb des Schloss Wilhelminenberg am gleichnamigen Hügel im 16. Bezirk liegt der Weinbau Leitner. Auf der Speisekarte steht Deftiges, so bekommt man hier auch eine Stelze oder ein Grillhenderl. Flüssiges gibt es in Form von Wein direkt vom Wilhelminenberg. Sitzen kann man entweder hinten draußen mit Blick auf Weinreben und über die Stadt oder unter Dach. Tipp: Hier ist leider ausschließlich Barzahlung möglich. Und der nächste Bankomat ziemlich weit weg. Sprengersteig 68, 1160 Wien, weinbau-leitner.at
Weinhof Zimmermann, 1190 Wien
Inmitten der Weinberge sitzend und den Blick über die sanften Hügel schweifen lassend schmeckt so ein Gläschen Wein doch gleich noch viel besser! Vor allem, wenn der Gastgarten so wunderschön ist wie jener vom „Weinhof Zimmermann“. Dafür gab es bereits den „Goldenen Schani“ als Auszeichnung. Besonders vielfältig ist hier der Veranstaltungskalender. Tipp: Von Juni bis September gibt es jeden ersten Freitag im Monat Wienerlieder von Fritz Oslansky und Helmut Schneeweiß. Mittelwurzergasse 20, 1190 Wien, weinhof-zimmermann.at
Weingut Wailand, 1190 Wien
Als einer der jüngeren seiner Art ist „der Wailand“ am Nussberg erwähnenswert. Er wurde 1996 gegründet und darf sich einer top Lage erfreuen. Von hier oben hat man herrliche Ausblicke über die Stadt. Der Wein ist von höchster Güte. Dafür sorgt ein Team aus hervorragenden Kellermeistern und Weinexperten. Sie setzen das Anliegen des Eigentümers, des Journalisten Dr. Georg Wailand, um. Nämlich besten Wein zu erzeugen! Tipp: Hier kann man nur draußen sitzen; eine direkte Anreise ist entweder per (Heurigen-)Taxi oder zu Fuß über den Stadtwanderweg 1a möglich. Kahlenberger Str. 220, 1190 Wien, wailandwein.at
Zahel, Mauer
Auf biodynamisch und nach den Demeter-Richtlinien hergestellte Weine sind das Herzensprojekt von Alex Zahel. Hier setzt man sich für Biodiversität im Weingarten ein. Herbizide und Pestizide gibt es selbstverständlich nicht. Das Ergebnis sind leicht trinkbare, elegante und mineralische Weine. Zu diesen reicht man echte Wiener Küche, Heurigenspezialitäten und saisonale Schmankerl. Tipp: Viele der Köstlichkeiten können auch abgeholt werden. Besonderheit auf der Speisekarte sind die flaumigen Buchteln. Maurer Hauptplatz 9, 1230 Wien, Zahel.at
Wieninger, Stammersdorf
Kann man eine Liste über die schönsten Heurigen in Wien und Umgebung schreiben und dabei einen der vielleicht bekanntesten unter ihnen auslassen? Eher nicht! Das Weingut Wieninger betreibt einerseits den Heurigen Wieninger in Stammersdorf, andererseits seine Buschenschank Wieninger am Nussberg. Beide Locations vertreiben den hervorragenden biodynamischen Wein der Weingüter Wieninger und Hajszan Neumann. Fein ist auch das Angebot vegetarischer Gerichte auf den jeweiligen Speisekarten. Am Nussberg sitzt man im Weingarten mit Blick über Wien. Und in Stammersdorf im Wunderschönen Garten, auf der Veranda oder in einer der Stuben. Tipp: Ideal auch für größere Feiern! Wieninger.at
Pötzi, 1180 Wien
Ein Aufenthalt beim „Pötzi“ fühlt sich an wie Urlaub im Grünen. Dafür sorgen der hübsche Innenhof mit seinen schattenspendenden Bäumen und der weitläufige Garten. Dieser grenzt an den Pötzleinsdorfer Schlosspark. Eine der grünen Besonderheiten hier ist die 300 Jahre alte Akazie. Angeblich hat bereits Napoleon sein Pferd hier angebunden. Die Speisekarte bietet Klassiker – etwa Liptauer und Grammelschmalz, ebenso wie Ausgefallenes. Da wäre beispielsweise ein Bratl Carpaccio mit Frühlingszwiebel, Vogerlsalat und Senfmarinade, das hervorsticht. Tipp: Während der Bärlauch-Saison gibt’s Spezialitäten mit Bärlauch aus dem eigenen Garten! Pötzleinsdorfer Straße 97, 1180 Wien, Poetzi.at