Lebensmittel verwenden statt verschwenden
Weltweit gehen ca. 30 % der Lebensmittel nach der Ernte verloren oder werden weggeworfen. Das ist nicht nur in Anbetracht dessen, dass 828 Millionen Menschen auf unserer Erde hungern, erschreckend. Der Lebensmittelabfall – alle Lebensmittel, die zum Verzehr produziert, aber nicht gegessen wurde - hat auch einen wesentlichen Anteil am Klimawandel. Energie, Produktion von Verpackungen, Verarbeitung, Lagerung, Transport – der Anbau, die Ernte und die Produktion von Lebensmittel verursachen 80 - 10 Prozent der Treibhausgase.
Das 12. Klimaziel der UN-Agenda für nachhaltige Entwicklung lautet daher, bis 2030 die Lebensmittelabfälle im Handel und beim Konsum um 50 Prozent zu reduzieren und in anderen Bereichen der Lieferkette zu verringern.
Eine Banane, die im Müll landet, ist viel mehr als nur Lebensmittelverschwendung.
- Oft sind Bananenplantagen nur mit Kleinflugzeugen erreichbar.
- Schon am Baum wird die Bananenstaude mit Plastik umhüllt, damit die Früchte unbeschädigt bleiben.
- Mit einer Seilbahn werden die noch unreif geernteten Bananen zur Verpackungsstation gebracht. Hier werden zuerst beschädigte Bananen aussortiert.
- Die „guten“ Bananen werden gewaschen, gewogen, desinfiziert und vermessen – schließlich müssen sie ja einer EU-Norm entsprechen.
- Und nicht zu vergessen: die Firmenetiketten, die auf jede Banane kommen.
- Bevor die Bananen in die beliebten Bananenkarton kommen, werden sie zum Schutz der Atmosphäre noch in Plastik verpackt.
- Gelbe Bananen müssen unbedingt aussortiert werden, weil sie den Reifeprozess vorantreiben würden.
- Die Kartons werden auf Paletten verladen und mit Transportschiffen zu den Kühlschiffen gebracht. Das Kühlschiff ist ca. 2 Wochen unterwegs.
- In Europa angekommen, werden die Bananen kontrolliert und schadhafte Bananen wieder aussortiert.
- Jetzt endlich dürfen die Bananen in der Reifekammer reifen. Das passiert durch die Zugabe von Ethen und langsamen Temperaturanstieg.
- Erst wenn sie den richtigen Reifegrad haben, werden die Früchte mit dem LKW in den Supermarkt.
Wenn Sie die Banane kaufen und dann wegwerfen, weil sie braun ist, haben Sie also Plastik, Wasser, das Etikett, Verpackung, Energie für Transport, Reifung und Kühlung verschwendet. Das ist nur ein Beispiel zur Veranschaulichung. Es soll bewusst machen, welche Ressourcenverschwendung mit dem Wegwerfen von Essen verbunden ist. Es liegt jetzt an uns, gemeinsam Lebensmittelabfälle zu reduzieren.
Weniger Lebensmittelabfälle im Handel
Um das Klimaziel zu erreichen, hat das Bundeministerium für Klimaschutz und Umwelt die Aktion „Lebensmittel sind kostbar“ ins Leben gerufen. Neben der Aufklärung der Konsumenten ist ein „Lebensmittelpakt“ mit dem Lebensmittelhandel Teil des Programms. Unternehmen des Lebensmittelhandels haben sich freiwillig dazu verpflichtet, weniger Lebensmittel zu verschwenden, indem sie diese weitergeben. Ein Großteil wird sozialen Einrichtungen zur Verfügung gestellt. Daneben gibt es noch viele weitere Maßnahmen, mit denen der Handel Lebensmittelabfälle reduziert. Bereits 100 Kooperationspartner haben sich dazu entschlossen, so einen Beitrag zu Erreichung des 12. Klimazieles zu leisten.
Lebensmittel retten
Einige Unternehmen haben es sich bereits zur Aufgabe gemacht, Lebensmittel zu retten. Entweder verarbeiten sie Nahrung, die nicht mehr verkauft werden kann, weiter. Oder sie vermitteln zwischen den Menschen, die zu viel Essen haben und denen, die es brauchen können.
Bäckereien, Supermärkte, Restaurants oder Lebensmittelproduzenten haben meistens mehr Essen, als sie verkaufen können, bevor es schlecht wird. Über die App Too Good To Go können Sie diese Produkte zu einem Sonderpreis anbieten. Alle die in der Nähe wohnen und Lust darauf haben, können das Angebot nutzen. So wird Essen zum Genuss statt zu Müll.
Auf die Weiterverarbeitung von Brot hat sich Brüsli spezialisiert. Brot, das nicht mehr verkauft werden kann, verarbeitet Brüsli zu köstlichem Knuspermüsli.
30 % der Lebensmittel, die von der Landwirtschaft und ProduzentInnen werden weggeworfen. Obst und Gemüse, das für den Handel zu groß, zu klein, nicht hübsch genug oder zu unförmig ist, wird von unverschwendet zu fruchtigen oder pikanten Aufstrichen, Sirup, Senf oder Saucen verarbeitet. Keine Sorge, Obst und Gemüse, das nicht der EU-Norm entspricht, sieht zwar nicht perfekt aus, schmeckt aber genausogut, wie die hübschen Früchte.
Auf die Verarbeitung von unschönem Gemüse hat sich auch Krut spezialisiert. Überschüssiges Gemüse wird fermentiert und als Kimchi & Kombucha verkauft.
Optisch nicht perfektes Bio-Obst und -Gemüse rettet auch Afreshed. Hauptsächlich Bio-Früchte von Landwirten und Rückläufe aus dem Handel werden in Retterboxen zusammengepackt. Diese können auch im Abo bestellt werden. Nach einem ähnlichen System arbeitet die Lebensmittelrettung Österreich. Die Retterkisten werden allerdings nicht nur mit Obst und Gemüse angeboten. Es gibt auch Getränke-, Gewürz- und Gebäckkisten.
Vermeidung von Lebensmittelabfall im Haushalt
Die einfachste Möglichkeit, im Haushalt Lebensmittelabfälle zu vermeiden, ist geplantes Einkaufen. Aber auch nicht mehr ganz frische Lebensmittel, die Sie schon zu Hause haben, müssen nicht in den Müll wandern.
Lebensmittel bewusst einkaufen
- Die gute alte Einkaufsliste macht schon Sinn. Für moderne Haushalte gibt es auch schon viele Apps für den Einkaufszettel. Wenn Sie wissen, was Sie kochen bzw. essen, können Sie alles aufschreiben was Sie brauchen bzw. nachschauen, ob Sie eine bestimmte Zutat nicht noch auf Lager haben. Im Geschäft heißt es dann Disziplin beweisen. Kaufen Sie nur das, was auf der Liste steht. Männer sind da meistens strikter als Frauen und somit perfekte Einkäufer.
- Auch die Regel „nicht hungrig einkaufen“ hat einen Grund. Wenn es überall gut riecht und der Magen knurrt, hüpft da viel ins Einkaufswagerl, das gar nicht auf der Liste steht.
- Widerstehen Sie Angeboten mit Mengenvorteil, wenn Sie die Mengen nicht brauchen. Was hilft Ihnen 1 + 1 gratis, wenn 1 dann im Müll landet? Das gleiche gilt auch bei Großpackungen. Wenn Sie ein Lebensmittel nur selten brauchen, macht es keinen Sinn, dieses in großen Mengen zu kaufen nur weil der 100 g Preis günstiger ist. Wenn Sie die Hälfte oder mehr wegwerfen, ist es verschwendet und erspart haben Sie wahrscheinlich nichts dabei.
- Kaufen Sie bewusst ein. Prüfen Sie die Produkte schon im Supermarkt. Wie lange halten sie? Leicht beschädigtes Obst oder Gemüse schmeckt genauso gut, wie makelloses. Wenn Ihnen Frische wichtig ist, kaufen Sie lieber öfter kleine Mengen ein.
- Achten Sie auf die Qualität. Ein hochwertiges Vollkornbrot hält zum Beispiel länger.
Richtig gelagert hält länger
Mit der entsprechenden Lagerung können Sie die Haltbarkeit von Essen um einiges verlängern:
- Geben Sie Brot und Gebäck in einen Papiersack, eine Brotdose oder wickeln Sie es in ein Baumwolltuch.
- Viele Gemüsearten bevorzugen einen kühlen, dunklen Keller. Andere sind im Kühlschrank besser aufgehoben.
- Die meisten Kühlschränke haben unterschiedliche Kühlbereiche. Wählen Sie den jeweils richtigen Kühlbereich für Ihr Essen, bleibt es länger frisch.
- Wenn Sie mehrere Einheiten von einem Nahrungsmittel haben, sortieren Sie es nach dem Haltbarkeitsdatum. Was am längsten hält, steht hinten oder untern.
Viele Tipps für die richtige Lagerung vieler Lebensmittel finden Sie im kostenlosen Lagerungs-ABC der Verbraucherzentrale NRW.
Das Haltbarkeitsdatum ist nur ein Richtwert
Auf Fleisch und leicht verderblichen Waren steht oft ein Verfallsdatum oder empfohlener Verbrauch bis ... Daran sollten Sie sich wirklich halten.
Anders sieht es mit dem Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) aus. Das sagt nur aus, bis wann Lebensmittel ohne geschmackliche Einbußen mindestens konsumiert werden können. Das bedeutet allerdings nicht, dass zum Beispiel das Joghurt am angeführten Tag auf einmal ungenießbar ist. Das Haltbarkeitsdatum sagt nicht aus, bin wann Essen genießbar ist. Bevor Sie ein original verpacktes Lebensmittel wegwerfen, schauen Sie, ob sich die Konsistenz verändert hat, riechen Sie daran und kosten Sie. Viele Produkte sind deutlich länger genießbar: Joghurt hält um einige Tage länger. Wenn Käse richtig gelagert ist, ist er wochenlang haltbar. Vor allem Konserven, Zucker, Reis, Marmeladen ... Eine Übersicht der Wiener Tafel zeigt, einige Lebensmittel und wie lange sie mindestens länger haltbar sind.
Lebensmittel verwerten
Ob Sie zu viel gekocht haben, abgelaufene Produkte lieber nicht ungekocht essen wollen oder das Obst zum Naschen nicht mehr schön genug ist ... werfen Sie die Lebensmittel nicht weg. Reste lassen sich oft noch zu sehr köstlichem Essen verkochen. So wird aus den Weihnachtskeksen ein köstlicher Kuchen. Das Gemüse wird zu einem köstlichen Curry oder kommt in den Eintopf. Das Obst schmeckt als Obst-Crumble hervorragend zu Eis. Fleisch- und Bratenreste kommen als köstliches Tiroler Gröstl auf den Tisch. Brotreste werden zum Armen Ritter. Es gibt viele Rezepte zur Restlverwertung. Viele davon kennen wir von unseren Großeltern. Heute finden Sie eine große Auswahl im Internet. Bei manchen Rezeptdatenbanken geben Sie die zu Lebensmittel ein, die Sie verwerten möchten. Und bekommen passende Rezepte vorgeschlagen.
Es braucht nur etwas Planung und Umdenken, damit weniger Lebensmittel im Müll landen. Wenn Sie es schaffen, Ihren Essensabfall um 50 % zu reduzieren, werden gemeinsam schon vor 2030 das 12. Klimaziel erreichen.