Burg Schlaining: Ein Haus mit Geschichte im Mittelburgenland
Von Susanne Garber
Bereits seit eineinhalb Jahren ist auf der Burg Schlaining die Sonderschau „Wir sind 100. Burgenland schreibt Geschichte“ zu sehen, die die (mittlerweile schon mehr als) 100-jährige Zugehörigkeit des Burgenlands zu Österreich beleuchtet. Aufgrund der außerordentlichen Beliebtheit wurde die Jubiläumsausstellung nun bis 11. November dieses Jahres verlängert und gibt mit über 800 Exponaten und 30 Medienstationen nicht nur einen umfassenden, sondern auch einen multimedialen Einblick in die Geschichte des Burgenlandes. Das östlichste Bundesland, das einst zu Ungarn zählte, hat historisch viele Höhen und Tiefen erlebt und war unfreiwillig schon mehrfach Schauplatz von internationalen Ereignissen.
Multimediale Ausstellung: Vom Ungarnaufstand bis hin zur Flüchtlingskrise
Die Ausstellung thematisiert dabei unter anderem den Ungarnaufstand von 1956, den Fall des Eisernen Vorhangs 1989 oder auch die jüngste Geschichte, wie die Flüchtlingskrise 2015. Politische Geschichte reiht sich hier neben die burgenländische Entstehungsgeschichte und lässt auch Themen rund um Heimat, Identität und (Land-)Flucht als einst strukturschwache Region nicht aus. Darüber hinaus hat das Burgenland auch zahlreiche persönliche Geschichten zu erzählen, und so wurde die einheimische Bevölkerung dazu aufgerufen, auf der Webseite www.wirsind100.at historisches Bildmaterial, Postkarten, Briefe oder Tagebücher für das Aufrollen der Geschichte beizusteuern. Darunter finden sich Erinnerungen und Lebensgeschichten, die die Menschen des Burgenlandes in den Mittelpunkt der Ausstellung rücken.
Jüdisches Leben
Um die Menschen geht es auch in jenem Teil der Ausstellung, der sich mit der ehemaligen Synagoge von Stadtschlaining auseinandersetzt und die einst eine beachtliche jüdische Community in der Kleinstadt um sich versammelte. Die im Burgenland besterhaltene Synagoge und das unter Denkmalschutz stehende Rabbinerhaus standen lange Zeit leer, bis sie in den 1980er-Jahren renoviert und nun im Zuge der Ausstellung wieder geöffnet wurden.
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Haus der Zeitgeschichte ab April 2024
Am 11.11. ist dann aber endgültig Schluss, denn dann will man die Pforten für das neueste Projekt öffnen. Die Burg Schlaining wird bald schon Standort des „Haus der Zeitgeschichte“ sein und wird als solches die jüngere Geschichte nicht nur, aber auch durch die „Burgenland-Brille“ thematisieren. Ab April 2024 wird die Dauerausstellung zu besichtigen sein.
Forum für den Frieden
1982, zur Zeit des Kalten Krieges, als Verein zur Förderung des Dialogs zwischen Ost und West gegründet, wurde auf der Burg Schlaining darauf aufbauend das Friedenszentrum eingerichtet. Aus diesem ging 1983 das Österreichische Studienzentrum für Frieden und Konfliktlösung hervor und schon bald soll nun zum ersten Mal auch ein Friedensforum stattfinden. Eine internationale Plattform, die Raum für Diskussionen, Ideen und unterschiedliche Sichtweisen bieten soll. Vertreterinnen und Vertreter aus dem Friedenskontext, der Politik, aus dem UNO- oder EU-Bereich, auch jene mit Umwelt- und Klimabezug, sowie Studierende sind dazu eingeladen, teilzunehmen und ihre Beiträge einzubringen. Zudem strebt man an, die Burg Schlaining zur Universität zu machen, um den Friedensbegriff aus unterschiedlichen wissenschaftlichen Perspektiven zu beleuchten. In Zusammenarbeit mit anderen Universitäten soll daraus ein neuer Lehrgang entstehen, der sich dem Thema Frieden umfassend widmet. Damit steht die Burg Schlaining auch in Zukunft ganz in ihrem Zeichen – als Friedensburg, der schon 1987 der offizielle Titel „Botschafter des Friedens“ verliehen wurde.