Lust auf oesterreich

Wandersaison eröffnet – Amphibienwanderung in Österreich

Wenn die Sonne dem Winter den Kampf ansagt, erwachen die Amphibien aus ihrer Winterruhe. Und das erste was sie nach den langen abstinenten Wintermonaten tun: Sie sorgen für Nachwuchs. Dazu wandern die doppellebigen Tiere zu den Laichgewässern, in denen sie selbst geboren wurden.

Amphibien – Tiere mit zwei Lebensräumen

Der wissenschaftliche Name „Amphibia“ kann mit „doppellebig“ oder „auf beiden Seiten“ übersetzt werden. Und das bezieht sich auf die beiden Lebensräume der Amphibien. Sie kommen im Wasser zur Welt und leben nach ihrer Metamorphose an Land. Manche Arten, wie die oft auch im Garten anzutreffenden Wasserfrösche, bleiben in der Nähe von Gewässern. Andere kommen erst wieder zur Fortpflanzung zu ihrem Laichgewässer zurück. Die meisten Arten brauchen allerdings eher Lebensräume mit hoher Luftfeuchtigkeit.

Frösche

Spätestens seit dem Froschkönig kennt sie jedes Kind. Manche Prinzessin hofft noch heute auf einen Prinzen in Froschform.  Leider ist in dem Märchen nicht überliefert, in welchen Frosch der Prinz verwandelt wurde. Und da gibt es doch ein paar unterschiedliche:

Springfrosch

Der braune Frosch ist an seinen natürlichen Lebensraum gut angepasst. Mit seinen langen, gebänderten Hinterbeinen kann er bis zu 2 Metern weit springen. Der Springfrosch ist einer der ersten Wanderer im Frühjahr. Den weitspringenden Braunfrosch werden Sie am noch winterbraunen Winterboden kaum entdecken, wenn er nicht gerade losspringt.

Alle Inhalte anzeigen

Moorfrosch

Er ist auch ein Braunfrosch. Seine Besonderheit ist, dass die Männchen oft blau sind.  Nein, sie sind keine Alkoholiker. Während der Paarungszeit versuchen sie mit der blauen Farbe das passende Weibchen zu beeindrucken. Ansonsten sind die Moorfrösche eher braun bis beige, wobei sie meist ein breites Mittellängsband am Rücken haben.

Alle Inhalte anzeigen

Grasfrosch

Aufgrund der Bezeichnung würde man es nicht vermuten, doch der Grasfrosch gehört ebenfalls zu den Braunfröschen. Er ist allerdings eher ein plumper brauner bis rötlich-brauner Frosch. Also ihn kann man mit ziemlicher Sicherheit als Froschkönig ausschließen. Der Grasfrosch ist ein Explosivlaicher. Er hält sich nur kurz im Laichgewässer auf, hinterlässt dort allerdings Laichballen mit bis zu 4.500 Eiern.

Alle Inhalte anzeigen

Kleiner Wasserfrosch

Wie der Name schon sagt, lebt der kleine Wasserfrosch im / am Wasser. Er gehört zu den Grünfröschen. Auch wenn sie nahe am Wasser leben, begeben sich die grünen Frösche schon mal auf Wanderschaft, um Nahrung zu finden. Er ist auch nicht sehr an sein Gewässer gebunden, wobei er eher kleinere Teiche und Tümpel bevorzugt.

Alle Inhalte anzeigen

Seefrosch

Wenn Sie in der Nähe eines Teiches wohnen, können Sie den Seefrosch lachen hören. Wie lautes Lachen klingt sein Paarungsruf. Der grüne Frosch gehört ebenfalls zu den Wasserfröschen. Anders als der kleine Wasserfrosch bleibt der Seefrosch seinem Gewässer treu.

Alle Inhalte anzeigen

Teichfrosch

Eigentlich ist er ein Bastard – entstanden durch die Paarung von kleinem Wasserfrosch mit Seefrosch. Wie Sie schon vermuten werden – Teichfrösche fühlen sich in unseren Gartenteichen richtig wohl. An sonnigen Tagen genießen sie am Teichrand ein Sonnenbad. Bei den Nachbarn sind sie weniger beliebt, weil sie bis spät in die Nacht mit ihren Froschkonzerten die Nachtruhe stören. Möglicherweise ist das ihre Rache dafür, dass ihre Vorfahren in vergangenen Jahrhunderten vermutlich ihre Froschschenkel lassen mussten. Zumindest deutet ihr lateinischer Name „esculentus“ darauf hin. Übersetzt bedeutet das „essbar“.

Kröten

Schon in Märchen und Sagen werden Kröten als hässlich & dick beschrieben. Dass sie glitschig sind, wird ihnen auch nachgesagt. Um ehrlich zu sein, entlockten mir Kröten – falls ich dann doch einmal eine sah – eher ein „Igitt“ als ein „ist die süß“.  Seit ich einen Amphibienzaun betreue, hat sich das allerdings grundlegend geändert. Denn Kröten sind weder hässlich noch glitschig. Und mittlerweile mag ich sie lieber als die Frösche.

Alle Inhalte anzeigen

Erdkröte

Der Berührung mit einer Erdkröte wurden sogar Eiterbeulen angedichtet. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass von der Berührung einer Erdkröte keinerlei Gefahr droht. Sie ist zwar ein bisschen plump, hat aber wunderschöne meist goldene Augen. Ungewöhnlich ist nicht nur die Farbe, sondern auch die waagrechte Pupille. Also sollten sie einmal einer Erdkröte begegnen, schauen Sie ihr in die Augen.

Alle Inhalte anzeigen

Wechselkröte

Als wir unseren Teich das erste Jahr hatten, habe ich zum ersten Mal in meinem Leben eine Wechselkröte gesehen. Getarnt ist sie wie ein Bundesheer-Soldat – aber ein hübscher. Doch wesentlich faszinierender ist ihr Ruf. Der hat gar nichts mit dem lauten Gequake von Fröschen gemeinsam, sondern klingt wie ein feiner lieblicher Gesang. Nachdem die Wechselkröte frische, vegetationsarme Gewässer bevorzugt, ist sie stark gefährdet.

Alle Inhalte anzeigen

Knoblauchkröte

Mittlerweile habe ich schon einige Knoblauchkröten über die Straße getragen. Bisher ist mir noch kein unangenehmer Knoblauchgeruch aufgefallen. Aber es ist so entzückend, wie sich die kleine Kröte, dabei richtig in meine Hand drückt. Das liegt wohl weniger an ihrem Kuschelbedürfnis als an ihrer Tendenz zum Rückzug, wenn Gefahr droht. Und das im wahrsten Sinne des Wortes. Die Knoblauchkröte gräbt sich gerne rückwärts im Boden ein.

Alle Inhalte anzeigen

Unken

Rotbauchunken und Gelbbauchunken sehen sich sehr ähnlich. Mit ihrer schlammartigen Färbung sind sie am Boden kaum zu erkennen. Zu unterscheiden sind sie vor allem durch ihre unterschiedliche Bauchseite und ihren Lebensraum. Rotbauchunken leben in Höhen bis zu 600 m. Sie werden deshalb auch Tieflandunken genannten. Die gelben „Berglandunken“ kommen in Höhen bis zu 1900 m vor.

Als ich meine erste Rotbauchunke im Kübel am Amphibienzaun hatte, hat mir die kleine Unke einen gehörigen Schrecken eingejagt. 😬 Nachdem sie so klein und süß ist, habe ich sie mit den Händen über die Straße getragen und dort wieder auf den Boden gesetzt. Doch plötzlich sah die kleine Amphibie ganz plattgedrückt und kaputt aus. Ich hatte echt schon Sorge, dass ich sie verletzt habe. Doch schon bald kam wieder Bewegung in die Rotbauchunke und sie hüpfte friedlich ihres Weges.

Alle Inhalte anzeigen

Ich wusste schon, dass die Unken zur Abwehr von Feinden ihre Füße nach oben klappen, um diese durch die gelbe Farbe zu erschrecken. Dass sie in dieser „Schiffchen-Stellung“ so flach werden, hat mir eine kurze Schrecksekunde beschert.

Molche

Sie gehören zu den Schwanzlurchen. Das besondere an Molchen ist, dass verlorene Körperteile nachwachsen können. Wenn ich in der Früh zum Amphibienzaun komme, sind die Molche noch in der Kältestarre. Zu ihrem Schutz fahren die Tiere die Körpertemperatur auf Außentemperatur runter. Erst wenn sie die ersten Sonnenstrahlen wärmen, kommen die Molche wieder in Bewegung.

Alle Inhalte anzeigen

Teichmolch

Der Teichmolch ist so klein, dass ich immer Sorge habe, ihn zu verletzen, wenn ich ihn in der Früh aus den Kübeln am Amphibienzaun hole. Bis jetzt habe ich allerdings noch keinen zerquetscht. In unserem Gartenteich fühlen sich die Molche auch wohl. Im Frühling kann ich sie da in ihrem Hochzeitskleid beobachten. Da sehen sie dann aus, wie kleine Drachen.

Alle Inhalte anzeigen

Donau-Kammmolch

An einen Drachen erinnert auch der stark gefährdete Donau-Kammmolch in seiner Wassertracht. An Land sieht er eher wie ein kleiner Salamander aus. Leider schwinden seine Lebensräume Kleingewässer und das entsprechende Umland immer mehr. Dadurch werden die einzelnen Vorkommen immer mehr voneinander isoliert. Ein genetischer Austausch wird dadurch unmöglich. Mit Schutzprogrammen soll die Erhaltung des Donau-Kammmolchs gesichert werden

Alle Inhalte anzeigen

Amphibien in Gefahr

Während für die WanderInnen in Österreich neue (Weit-)Wanderwege gebaut werden, werden die für Generationen von Amphibien üblichen Wanderstrecken zum Hürdenlauf. Straßen und Verbauung unterbrechen die Wanderstrecken. 🥺 Herr Frosch und Frau Kröte wissen leider nicht, dass Straßen am Weg zu den Laichgewässern lebensgefährlich sein können. Kellerabgänge, Schächte und Swimmingpools können zur Falle werden, aus der es kein Entrinnen mehr gibt.

Hinzu kommt, dass die Laichgewässer schwinden. Aufgrund der steigenden Temperaturen trocknen sie teilweise aus. Andere werden zugeschüttet, weil sie scheinbar nutzlos sind. Wasserkraftwerke achten nicht darauf, ob durch aufgestautes Wasser evtl. Laichgewässer trockenfallen. Und in umfunktionierten Fischteichen hat der Amphibien-Nachwuchs kaum Überlebenschancen. Darüber hinaus schwinden auch die Lebensräume an Land von Frosch, Kröte, Unke und Molch. Die Gärten sind so aufgeräumt, dass es da keine gemütlichen Plätze mehr zum Leben und zum Überwintern gibt.

Deshalb stehen alle Amphibienarten, die in Österreich (noch) leben, auf der Roten Liste der gefährdeten Arten und sind streng geschützt.

Amphibienzäune retten Leben

An vielen Wanderstrecken zu den Laichgewässern gibt es mittlerweile schon Amphibienzäune. Freiwillige sorgen hier dafür, dass Unke, Frosch, Kröte und Molch die Straße sicher überqueren. Wenn Sie die Gelegenheit haben, fragen Sie nach, ob noch Hilfe gebraucht wird. Ich helfe jetzt schon einige Jahre bei der Betreuung eines Amphibienzauns. Es macht wirklich Spaß und ist immer wieder ein Erlebnis und es ist wirklich nicht schwierig. 

Alle Inhalte anzeigen

So funktioniert ein Amphibienzaun

Ein Amphibienzaun ist eine entlang der Straße aufgestellt niedrige Plane, unter der die Amphibien nicht durchschlüpfen können. Auf der "Landseite" der Plane werden in regelmäßigen Abständen Kübel in den Boden eingegraben. Diese sind mit Moos ausgelegt, damit sich Frosch und Co wohl fühlen. Außerdem steckt ein Ast in dem Kübel, auf dem nicht zugehörige Tiere wie z. B. Mäuse wieder rausklettern können. Beim Versuch, die Plane zu überwinden, fallen viele der Amphibien in den Kübel. In der Früh kommt eine Zaunbetreuerin oder ein Zaunbetreuer und bringt die Tiere dorthin, wo sie hinwollten - über die Straße. Und lässt sie dann wieder ihres Weges weiterwandern. Das gleiche wird auf der anderen Straßenseite gemacht, da die kleinen Wanderer in beiden Richtungen unterwegs sind. 

An unserem Amphibienzaun wird auch Protokoll geführt, wie viele bzw. welche Amphibien in den Kübeln gefunden wurden. 

Nachdem die Kübel in der Früh geleert werden, lässt sich die Betreuung eines Amphibienzauns auch mit dem Berufsleben vereinbaren. Außerdem wechseln sich ja meist mehr Leute bei der Betreuung des Amphibienzauns ab. Deshalb ist die Mithilfe kein so großer Zeitaufwand aber ein großer Gewinn, wenn Sie die Tiere einmal hautnah erleben möchten. 

Alle Inhalte anzeigen

Schützen Sie unsere Amphibien

Jeder von uns kann zum Schutz der Amphibien beitragen - auch ohne Betreuung eines Amphibienzauns:

  • Amphibienwanderungen sind oft mit einer Warntafel gekennzeichnet. Fahren Sie an diesen Straßen in der Dämmerung besonders vorsichtig und vor allem langsam. Auch wenn die Tiere am Straßenrand sitzen, können sie bei Geschwindigkeiten über 30 km/h durch den Strömungsdruck getötet werden. 
  • Decken Sie Schwimmbäder und Schächte so ab, dass die Amphibien bei ihrer Wanderung nicht hineinfallen können oder schaffen Sie die Möglichkeit zum Rausklettern. 
  • Räumen Sie Ihren Garten nicht ganz so schön auf, sondern lassen Sie ein paar wilde Ecken als Lebensraum für Kröte, Frosch, Molch und Unke. 
  • Nicht nur den Amphibien zuliebe sollten Sie auf Gifte im Garten verzichten
  • Wenn Sie der Frosch vom Nachbarn nachts einmal stört, drücken Sie ein Ohr zu und freuen Sie sich, dass es noch Frösche bei uns gibt. 
  • Amphibienzäune sind keine Sammlung von Fotomotiven! Wenn Sie gerne Amphibien fotografieren, helfen Sie mit bei der Betreuung eines Amphibienzauns. Räumen Sie ihn bitte nicht aus, um ein passendes Model für Ihr Foto zu finden. Als NaturfotografIn sollte Ihnen der Schutz unserer Natur wichtiger sein, als das schönste Foto. 
  • Helfen Sie mit bei der Betreuung eines Amphibienzauns. Zäune in Ihrer Nähe finden Sie ganz sicher im Internet. Auch Möglichkeiten, Strecken zu melden, an denen Sie viele tote Frösche oder Kröten beobachten.