200 Jahre Kneipp – viel mehr als „nur Wasser“
Vorbeugen ist besser als heilen
So lautete das Credo von Pfarrer Sebastian Kneipp (17. Mai 1821 - 1897). Und der Satz ist so aktuell wie nie zuvor. Sebastian Kneipp gilt als Begründer der modernen Naturheilverfahren. Er entwickelte eine Vielzahl an Therapien, die er 1886 in seiner Schrift „Meine Wasserkur“ veröffentlichte, 1889 folgte „So sollt ihr leben“. Das ganzheitliche Kneipp-Gesundheitskonzept, das jeder von uns in seinen Alltag einbauen kann, ist auch nach 150 Jahren topaktuell und für alle Altersgruppen vom Kindergarten bis zur Seniorengruppe anwendbar. Durch die fünf Säulen von Kneipp - Wasser, Heilkräuter, Ernährung, Bewegung und Lebensordnung – wird die Gesundheit über ein stärkeres Immunsystem und mehr Energie und Vitalität positiv beeinflusst.
Aktions-Thementag am 17. Mai
Im Kneipp-Jubiläumsjahr macht der Österreichische Kneippbund mit einem abwechslungsreichen Aktionstag auf Gesundheits-Superstar Sebastian Kneipp aufmerksam. Bereits ab 8.00 Uhr morgens werden bekannte Expertinnen und Experten, wie der Sportwissenschaftler und Präsident des Österreichischen Kneippbundes Mag. Georg Jillich, Ernährungswissenschafterin Dr. Claudia Nichterl, Kneipp-Mediziner Dr. Heinz Schiller, die Vorsitzende des Verbands der Heilmasseure und med. Kneipp-Bademeister Ulrike Herzig, die Klinische Psychologin Mag. Sabine Standenat und viele weitere profunde Kneippkenner ihr Kneippwissen zum Besten geben.
Die spannenden Themen rund um den sind am 17. Mai 2021 auf radio klassik Stephansdom zu empfangen: In Wien und Umgebung terrestrisch: 107,3, in Graz und Umgebung terrestrisch: 94,2, Österreichweit via Digitalradio DAB+, weltweit via Audiostream auf www.radioklassik.at) sowie auf www.kneippbund.at, auf Facebook www.facebook.com/kneippbund.at und auf Instagram www.instagram.com/osterreichischerkneippbund zu hören.
Interview mit Mag. Georg Jillich, Präsident vom Österreichischen Kneippbund:
„Wir feiern 200 Jahre Sebastian Kneipp, wir leben die Kneipp-Philosophie, wir arbeiten für die Gesundheit.“, so das Credo des Präsidenten des Österreichischen Kneippbundes, Mag. Georg Jillich, der schon in frühen Jahren von seinen Großeltern viel Kneippwissen mitbekommen hat, ohne es zu wissen. „Ein Tag ohne Bewegung und ohne die fünf Kneippsäulen ist für mich nicht vorstellbar.“, erklärt Jillich, der alle Interessierten sehr herzlich zum Aktions-Thementag am 17. Mai 2021 einlädt.
Lust auf Österreich: Sebastian Kneipp war eine besondere Persönlichkeit, was beeindruckt Sie persönlich an seinen Lehren?
Georg Jillich: Das ganzheitliche Gesundheitskonzept von Sebastian Kneipp, das stetig auf Basis neuester wissenschaftlicher Forschungsergebnisse weiterentwickelt wurde, beinhaltet die Erkenntnis, dass ein richtig funktionierendes Immunsystem, Bewegung und eine gute Stressresistenz (durch die Lebensordnung) wichtig für die Widerstandsfähigkeit und die Selbstheilungskräfte sind. Was heute wissenschaftlich bewiesen ist, hat Sebastian Kneipp im Selbstversuch entwickelt. Als angehender Pfarrer erkrankte er an Tuberkulose und er heilte sich durch eiskalte Bäder in der Donau. Daraus entwickelte er sein ganzheitliches Gesundheitskonzept, das in erster Linie der Prävention dient. Faszinierend ist, wie viele Menschen er Ende des 19. Jahrhunderts mit seinen Vorträgen erreichte - ohne social media und Werbung. Er war zu Lebzeiten die drittbekannteste Persönlichkeit nach dem amerikanischen Präsidenten Roosevelt und dem deutschen Kanzler Bismarck.
Lust auf Österreich: Wasser, Bewegung, Ernährung, Heilpflanzen und Lebensordnung. Was steckt hinter diesen fünf Säulen-Konzept?
Georg Jillich: Jeder hat es persönlich in der Hand, täglich etwas für seine Gesundheit zu tun. Sie müssen nur den H-E-B-E-L in Bewegung setzen. So können Sie sich die 5 Säulen leicht einprägen: H wie Hydrotherapie, also die Wasseranwendungen, E wie gesunde Ernährung, B wie Bewegung (derzeit auch online für unsere Mitglieder), E wie Extrakte aus Kräutern und Gewürzen, in übertragenem Sinne Teemischungen und Hausmittel und L wie Lebensordnung oder Lebensfreude.
Lust auf Österreich: Wir leben in einer sehr stressigen und herausfordernden Zeit. Was würde Kneipp wohl dazu sagen?
Georg Jillich: Wie bereits angeführt, seine Lehren sind so aktuell wie nie. In einer seiner Schriften hat er gesagt: „Kaum irgendein Umstand kann schädlicher auf die Gesundheit wirken als die Lebensweise unserer Tage: ein fieberhaftes Hasten und Drängen aller im Kampfe um Erwerb und sichere Existenz. Es muss ein Gleichgewicht hergestellt werden zwischen der Lebensweise und dem Verbrauch der Nervenkraft.“ Wir können das auf heute mit einem „zurück zur Natur“ übersetzen: Achtsamkeit, viel Bewegung an der frischen Luft und wie Michael Pollan, US-amerikanischer Journalist von Gesundheitsbüchern so schön sagt: „Esse nichts, was deine Großmütter nicht schon gegessen hat.“ Sprich bevorzuge naturbelassene Lebensmittel für die Zubereitung deiner Speisen, nimm dir Zeit zum Essen.
Lust auf Österreich: Eine Übersetzung der Lehren Kneipps in die heutige Zeit sind also gut möglich?
Georg Jillich: Auf jeden Fall, ich würde sogar sagen – NOTWENDIG. Was wir heute als Burnout-Erkrankung kennen, gab es auch damals als Überlastung oder Überforderungen. Kneipps Denkansatz ist aktueller denn je: Es geht um Selbstfürsorge, Selbst-Wirksamkeit mit Maßnahmen, die jeder selber tun kann – ohne großen finanziellen Aufwand. Wir müssen die Menschen wieder ermutigen, dass sie es selber in der Hand haben, sich gutes zu tun, ihr Immunsystem zu stärken. Bei all den technologischen Fortschritten, die wir gemacht haben, sind natürlich vorhandene Zutaten wie Licht, Luft, Natur, Wasser, Ruhe und Bewegung besonders wertvoll. Gepaart mit naturbelassener Ernährung, zum Glück hat das tägliche Kochen mit Covid19 wieder einen höheren Stellenwert bekommen und Heilkräutern kann jede/r sich täglich Gutes tun. Kneipps Lebens- und Heilweise ist für die Erhaltung der Gesundheit optimal, da sie das Immunsystem stärkt, die körperliche Fitness steigert und eine erhöhte Resistenz gegen psychischen und physischen Stress aufbaut.
LaÖ: Die Unesco Kommission hat „Kneippen als traditionelles Wissen und Praxis nach der Lehre Sebastian Kneipps“ als Immaterielles Kulturerbe aufgenommen. Wie wichtig ist diese Anerkennung?
Georg Jillich: Diese Anerkennung ist sehr positiv, weil die Kneipp‘sche Gesundheitslehre dadurch wieder mehr Aufmerksamkeit bekommt, geachtet und geschätzt wird. In Österreich existieren über 200 Kneipp-Vereine, die ehrenamtlich ein abwechslungsreiches Programm für ihre Mitglieder anbieten, das sind fast 50.000 Menschen, die durch diese Anerkennung enormen Auftrieb und Motivation bekamen.
Lust auf Österreich: Wie funktioniert das mit den Kneipp-Vereinen?
Georg Jillich: Danke für die Frage. Leider wissen viel zu wenige von diesem großartigen Angebot. Unsere Kneipp Vereine leisten mit den Kneipp-Gesundheitstrainerinnen seit Jahren Unglaubliches. Sie bieten eine Einführung in die 5 Säulen von Kneipp im Rahmen von Bewegungskursen, Wanderungen, Exkursionen, geselligem Zusammensein, Vorträgen, Kochkursen uvm. Jeder Verein ist für sich selbständig organisiert, es gibt über 200 Vereine in Österreich, dh. die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass direkt in Ihrer Nähe ein Verein ist, der sich über neue Mitglieder freut. Eine Liste der Vereine finden Sie auf der Website www.kneippbund.at
Leider kommt die Öffnung des Lockdowns mit 19.5. ein paar Tage zu spät, aber gleich danach freuen wir uns wieder auf gemeinsame Projekte. Der Kneippbund Österreich ist ein moderner, innovativer Verein. Vor allem in den letzten 14 Monaten bedienen wir uns vermehrt der neuen Medien, um den Menschen (auch zuhause) ein abwechslungsreiches Programm zu bieten. Wir motivieren zu Gesundheit und unterstützen bei den Herausforderungen des modernen Lebens. Im Sinne von Sebastian Kneipp zu leben bedeutet, mit sich selbst im Reinen sein, möglichst stressfrei leben, im Einklang mit der Natur.