Würstelstand-Geschichte
Vor mehr als 40 Jahren kam Munir Ahmad von Pakistan nach Wien, wo er sich anfangs mit verschiedenen Aushilfsjobs durchschlug. Um sich auch noch etwas auf die Seite legen zu können, hatte er manchmal sogar mehrere Jobs gleichzeitig. Als er dann genug Geld gespart hatte, eröffnete er 1985 seinen ersten eigenen Stand: Einen Zeitungskiosk auf der Alserstraße. Die ersten Jahre ging das Geschäft sehr gut, doch mit dem Aufkommen des Internets flaute es wieder ab. Somit baute er daraus einen Dönerstand. Dieser lief so gut, dass er auf der Thaliastraße einen weiteren eröffnen konnte und dann noch einen auf der Burggasse.
Vor neun Jahren schließlich kaufte Munir Ahmad dann den Würstelstand am Hohen Markt. Auf die Frage, ob sie dort auch Döner verkaufen wollen, meint Daniel Ahmad ganz entschieden: „Das kommt gar nicht in Frage, das ist Wien, das ist Tradition!“ Seit der Übernahme haben sie nur Radatz-Ware, weil es eine super Marke mit guter Ware ist, die auch die Kunden sehr schätzen. Wieso also ändern? „Ich trage auch immer Radatz-Schürzen bei der Arbeit“, erklärt Daniel Ahmad überzeugt.
Als Vater Munir vor zwei Jahren starb, übernahmen die beiden Söhne alles: Faisal Ahmad, den alle Andi nennen, und sein jüngerer Bruder Daniel. Dieser arbeitet trotz Studium sehr viel mit, speziell Nachtschichten sind sein Ding. Aber auch Mutter Shahina war von Anfang an voll in die Arbeit der Stände eingebunden und stand bis vor kurzem selbst noch drin. Jetzt kümmert sie sich vor allem um den Einkauf. Und wer steht seit einiger Zeit auch gerne im Würstelstand und wundert sich selber, wie viel Spaß das macht? Die strahlende Tante der beiden Brüder, Preeti.
„Wir sind sehr stolz auf unsere Eltern, denn sie haben mit viel harter Arbeit und Engagement für die ganze Familie etwas geschaffen“, erklärt Daniel Ahmad. „Und ich möchte dieses Erbe mit viel Sorgfalt und Ehrgeiz weiterführen“, fügt Andreas Ahmad hinzu.
Bis zur Hochzeit ist alles drin
Auf die Frage, was ihr Geschäft am meisten beeinflusst, meint Andreas: „Das Wetter! Bei Schlechtwetter ist ziemlich wenig los, bei Schönwetter stehen die Leute auch gerne nach der Arbeit bei einem Bier zusammen.“ Und Auswahl haben sie hier wirklich genug, es gibt 30 Biersorten. Vor allem die beliebten Radatz-Käsekrainer brutzeln auf der größten Grillplatte Wiens, denn die Kunden lieben das urwiener Fastfood. Viele von ihnen kommen aus den umliegenden Büros, nachts auch Kellner und Taxifahrer, „und die Eisleute von gegenüber mag ich auch sehr gerne“, meint Daniel Ahmad.
Obwohl sie bereits jahrelange Erfahrung haben, gibt es immer wieder Überraschungen am Stand. „Bei uns haben sich auch schon Leute kennengelernt, die dann sogar geheiratet haben! Zum Jubiläum sind sie dann mit einem großen Einser hier vorbeigekommen. Das war schön“, schwärmt Daniel Ahmad.
Besonders häufig kommen auch chinesische Touristengruppen zum Hohen Markt, weil er in ihren Guides als Wien-Highlight steht. Die klare Empfehlung lautet, eine Käsekrainer und eine Semmel zu essen.
Würstelstand am Hohen Markt
Andreas und Daniel Ahmad
Hoher Markt 1, 1010 Wien
Mo-Fr 9-4h, Wochenende 9-6h
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