Witzigmanns Welt: Krapfen
Faschingszeit, Krapfenzeit. Unglaublich, was es mittlerweile für Sorten gibt. Bei meinem Einkaufsbummel durch die Münchner City vor ein paar Tagen sind mir die abenteuerlichsten Varianten begegnet: der "Highländer", gefüllt mit Orangenkonfitüre und Malt Whiskey; der "Hot Chicken", gefüllt mit Vanillecreme und Eierlikör; oder der "Black Forest", gefüllt mit Kirschwasser-Sahnecreme und Weichselkonfitüre. Hätte mich nicht gewundert, wenn irgendeine Bäckerei noch so etwas wie den "Heiligen Bimbam" im Angebot gehabt hätte: Faschingskrapfen, gefüllt mit Viagrakonfitüre und Klosterfrau Melissengeist.
Ich persönlich brauche keine abgefahrenen Kreationen. Mir reicht es völlig, wenn das runde Gebäck noch ganz frisch und mit feinster Marillenmarmelade gefüllt ist. So wie die Faschingskrapfen früher im Café Schuh. Ein anderer Klassiker aus Bad Gasteiner Kindheitstagen sind die "Indianderkrapfen". Diese mit Schokoglasur überzogenen und mit vanillegezuckertem Schlagobers gefüllten Biskuit-Halbkugeln habe ich später sogar selbst im "Café
Witzigmann" meines Vorarlberger Cousins Herbert gebacken, als ich während meiner Lehrzeit Zwischenstation bei meiner Verwandtschaft in Hohenems gemacht habe. Damals sind die Teighälften noch von Hand mit einer Lochtülle auf Backpapier gespritzt worden. Heute gibt es dafür eigene Formen.
Bleibt wie immer die Frage nach der Faschingsverkleidung. In meiner Halbstarkenzeit bin ich zum Beispiel als Marlon Brando gegangen. Scheich ist auch immer eine willkommene Maskerade gewesen. Aber als was verkleide ich mich dieses Jahr? "Geh doch als Problembär Bruno", schlug mir letztens mein Sohn Max vor, der selbst am Faschingsdienstag als "Integrationsbambi" die Korken knallen lassen wird. Problembär – ich weiß nicht. Lieber geh ich als Faschingskrapfen "Jahrhundertkoch", gefüllt mit einem Glaserl eisgekühltem Champagner.