So schmeckt Wien!
I fahr zur Würstelmausi“
Für die „Würstelmausi“ sind ihre Würstelstände Gefühlssache, hier gibt es Käsekrainer, Feste und oft viel zu lachen.
Die verträumte Blockhütte beim Gasometer passt so gar nicht ins Stadtbild des eher grauen Büroviertels, hier drinnen vibriert es dafür umso mehr vor lauter Leben: Umgeben von vielerlei Andenken, Mitbringsel ihrer Kunden, Fotos und Sprüchen steht Mausi in ihrem Reich und erzählt: „Zu den Würstelstandeln kam ich wie die Jungfrau zum Kind. Obwohl ich es irgendwie schon in der Sandkiste wusste…“, meint die quirlige Niederösterreicherin, der es vor allem darum ging, mit Menschen zu tun zu haben. Seit 28 Jahren beginnt sie ihr Tagwerk in der Modecenterstraße im dritten Bezirk, seit 26 Jahren beendet sie den Tag am Stand in der Nähe der Stadthalle am Urban-Loritz-Platz. Als sie ihre Blockhütte in der Modecenterstraße aufgemacht hat, war diese noch von Wiesen und Feldern umgeben. Und es gab genügend Parkplätze für große LKWs, deren Fahrer sehr gerne ihre Pause zur Mausi verlegten. Damals hörte man oft: „Wo LKW-Fahrer sind, da gibt es etwas Gutes zu essen.“ Einige ihrer Stammgäste klebten sich gerne das Pickerl „Ich fahr zur Würstelmausi“ hinten auf den LKW, so bildete sich eine eingeschworene Fangemeinde. „Die LKW-Fahrer haben sich über Funk ausgemacht, dass sie sich bei der Mausi treffen, und jeder hat gewusst, wo das ist.“ Sogar die Würstelmausi selbst haben sie mit einem Funkgerät im Würstelstand versorgt, so war sie immer auf dem Laufenden.
Ihr Herz schlägt für die Würstelstände
Spätestens seit dem Umbau des Gasometers gibt es kaum mehr Parkplätze, jetzt kommen hauptsächlich Stammgäste, die in der Nähe wohnen oder arbeiten. Warum sie den Standort trotzdem weiterführt? „Für mich ist das mein Herz“, erklärt sie, „eine Gefühlssache.“ Viele kommen auch zum Plaudern vorbei, weil Mausi immer ein offenes Ohr hat. Ein paar nette Worte für die Leute zu haben, das sei ihre Philosophie. Auch Geburtstage und andere Dinge feiern Gäste bei ihr am Würstelstand. Zu Halloween, Fasching oder Krampus sind die Stände geschmückt, sie und ihre zwei Mitarbeiterinnen verkleiden sich. Schließlich darf der Spaß im Leben nicht fehlen! Apropos, wie kommt es eigentlich zum Namen „Würstelmausi“? Mausi hat sich einfach immer einen einprägsamen Kosenamen gewünscht und den hat sie dann auch bekommen.
Von der Burenwurst zur Käsekrainer
Die Essgewohnheiten ihrer früher fast ausschließlich männlichen Kunden haben sich im Laufe der Zeit sehr verändert. Während zu Beginn ihrer Standlerzeit am häufigsten die gekochte Burenwurst bestellt wurde, ist heute eindeutig die gegrillte Käsekrainer das am meisten gekaufte Produkt, und die kommt ausschließlich von Radatz: „…aus Überzeugung, weil die Qualität immer passt.“ Woher man weiß, welches Würstel schon fertig gegart ist? „Das hab ich im Gefühl, ich kenn meine Würstel“, lacht die Mausi. Ihre Zubereitungsgeheimnisse verrät sie allerdings nicht, „das ist Mäusegeheimnis“. Nach all den Jahren isst sie selbst immer noch Würstel und zwar täglich und mit Leidenschaft: „Ich muss ja alles testen“!
Zwei Seiten einer Stadt
Die beiden Standorte sind sehr unterschiedlich, sowohl was die Klientel angeht, als auch die Zeiten, zu denen der Stand besucht wird. Dass sie jeden Tag bei beiden Ständen ist, ist für sie eine Selbstverständlichkeit. „Manche Gäste treffe ich in der Früh beim Gasometer und am Abend bei der Stadthalle“, schmunzelt sie. „Mit meinen Würstelständen habe ich mir wirklich meinen Traum verwirklicht, auch wenn es nicht immer leicht war.“
„Menscheln“ erwünscht
Verlässliche Mitarbeiterinnen, deren Arbeitseinstellung Mausi besonders schätzt, helfen ihr, dass alles reibungslos abläuft. Verkaufen sei keine Kunst, meint sie: „Man braucht nur freundlich zu sein.“ Für die Gäste ist sie daher oft der kostenlose Therapeut. „Ich merke sofort, wenn es jemandem nicht gut geht und frage nach“, erzählt Mausi. Da fällt ihr auch die Geschichte eines Pensionisten ein, der gesundheitliche Probleme hatte. Gemeinsam mit einem anderen Stammgast, der in einem Spital arbeitet, konnten sie ihm helfen. Während der eine Stammgast also am Herzen operiert wurde, hat ein anderer Stammgast inzwischen dessen kaputtes E-Moped repariert… So ganz alltäglich geht es bei der Mausi also nie zu, und genau das schätzen ihre Gäste!
Würstelmausi
Modecenterstraße vor Nr. 14, 1030 Wien
Mo – Fr 08.00 Uhr – 18.00 Uhr
Urban-Loritz-Platz, 1070 Wien
Mo – So, 09.00 – 22.00 Uhr
www.wuerstelmausi.at
Links:
www.radatz.at
https://www.facebook.com/RadatzWien
http://vimeo.com/radatz