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Mit der Krankheit "umgehen lernen"

Kann man lernen, eine Krankheit "anzunehmen" und zu bewältigen?

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Ja. Die Krankheitsbewältigung ist ein wichtiger Bestandteil einer erfolgreichen Therapie und ein aktiver, von jedem Menschen selbst beeinflussbarer Prozess, den man lernen und üben kann. Es geht darum, den Umgang mit sich selbst und den Menschen in der persönlichen Umgebung auch bei andauernden und schmerzhaften Erkrankungen möglichst positiv zu gestalten. Das ist mithilfe von Achtsamkeitsübungen und Entspannungstechniken möglich.

Was kann man damit bewirken?

Das Ziel eines solchen, die Therapie ergänzenden Trainings ist es, die Lebensqualität und damit auch den Krankheitsverlauf langfristig günstig zu beeinflussen. Gelingt es, die Gedanken und Gefühle in eine positive Richtung zu lenken, wird auch die Therapie unter einem anderen Aspekt gesehen. Wenn man verstanden und akzeptiert hat, warum ein Medikament benötigt wird und dass es – trotz aller möglichen Nebenwirkungen – für einen gut und wichtig ist, ist auch die Wirkung besser. Es gibt einen direkten Zusammenhang zwischen Gehirn und Immunsystem. Verstehen und Akzeptanz helfen, den inneren Zugang zur Therapie zu verbessern und den Therapieerfolg zu erhöhen.

Kann auch die Schwere der Erkrankung reduziert werden?

Eine 2009 von meinen Mitarbeitern und mir an der MedUni Graz mit Patienten mit rheumatoider Arthritis durchgeführte Studie hat gezeigt: Jene Patienten, die an einem Achtsamkeitstraining teilnahmen, hatten auch noch ein Jahr danach niedrigere Entzündungswerte und stuften ihre Lebensqualität deutlich besser ein als die Kontrollgruppe, die kein derartiges Training durchgeführt hatte. Die Entspannung durch die Meditation kann die Entzündung lindern. Auch die Schmerzintensität stufte die Gruppe mit dem Achtsamkeitstraining niedriger ein – dadurch ist es gelungen, Angstgefühle besser unter Kontrolle zu bekommen. Derartige Achtsamkeitsübungen wollen wir ab 2015 bei uns im Spital anbieten.

Können solche Meditationen auch alleine zu Hause durchgeführt werden?

Durchaus. Ich empfehle dazu etwa das Meditationsprogramm "Die heilende Kraft der Achtsamkeit" von Jon Kabat-Zinn und Ulrike Kresper-Grossmann. Jon Kabat-Zinn ist emeritierter Professor an der University of Massachusetts Medical School in Worcester. Täglich zehn Minuten Meditation können viel verändern. Es geht darum, in eine Haltung der Gelassenheit zu gelangen, das Positive wahrzunehmen und sich von negativen Gefühlen und der Krankheit nicht einfangen und überwältigen zu lassen. Man muss lernen, im Hier und Jetzt zu leben.

Anfragen an Prim. Dr. Graninger per eMail: gesundheitscoach@kurier.at